Die Wehrer Wirtschaft befindet sich auf stetigem Wachstumskurs. Das freut nicht nur den Stadtkämmerer, der in den vergangenen Jahren sehr gute Ergebnisse bei den Steuereinnahmen verbuchen konnte. Auch die Zahl der Arbeitsplätze in Wehr ist so hoch wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.

Dies geht aus den aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes hervor: Demnach gab es 2018 insgesamt 3257 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Wehr. Noch vor fünf Jahren lag diese Zahl unter der 3000er-Marke. Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt: Die schmerzhafte Schließung der Textilproduktion in den Werken der Brennet im Jahr 2012 konnte innerhalb weniger Jahre komplett kompensiert werden.

Dass flexiblere Arbeitszeitmodelle immer attraktiver werden, zeigt ein genauerer Blick auf die Statistik: In Teilzeit arbeiten heute doppelt so viele Wehrer (852) wie noch vor 20 Jahren, die Zahl der Vollzeitbeschäftigten ging im gleichen Zeitraum um 400 zurück. Genutzt werden die Teilzeitarbeitsmodelle hauptsächlich von Frauen: Jede zweite der insgesamt 1485 beschäftigten Frauen arbeitet in Teilzeit. Dagegen sind aktuell nur 106 Männer teilzeitbeschäftigt. Nicht berücksichtigt ist in der Statistik die Zahl der geringfügig Beschäftigten.

Doppelt bemerkbar macht sich damit der Ausbau der Kinderbetreuung: Zum einen ermöglicht er vielen Frauen, Arbeit und Familie in Einklang zu bringen und schnelle wieder in den Beruf zurückzukehren. Zum zweiten sorgt die Stadt mit dem Angebot selbst für ein kleines Jobwunder: Fast 100 Erzieherinnen sind bei der Stadt angestellt, ihre Zahl hat sich in den vergangen sechs Jahren mehr als verdoppelt. Etwa zwei Drittel der städtischen Erzieher arbeitet dabei in Teilzeit.

Standort Wehr im Wandel

Im Wandel befindet sich der Wirtschaftsstandort Wehr nicht erst seit der Brennet-Schließung. Zur Erinnerung: Anfang der 1990er-Jahre lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Wehr noch bei über 5000. Durch das Aus der Teppichfabrik Wehra AG und dem "Novartis-Schock" 1996 verlor die Stadt innerhalb weniger Jahre fast 2000 Arbeitsplätze.

Der Wirtschaftsstandort veränderte sich in den Folgejahren weiter: Waren 1999 noch knapp 70 Prozent der in Wehr Beschäftigten im produzierenden Gewerbe angestellt – hierzu zählen die Arbeitsplätze in der Industrie, aber auch das Handwerk – , sind es heute nur noch knapp 55 Prozent. Der Anteil der Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich stieg im selben Zeitraum von 18 auf 24 Prozent, im Handel und Gastgewerbe von 12 auf 20,4 Prozent. Wehr ist also weiterhin Industriestadt, wird aber immer mehr zur Dienstleistungsstadt.

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Diese schleichenden Veränderungen bringen auch eine höhere Qualifizierung der Beschäftigten mit sich: Sank die Zahl der Akademiker in Wehr mit der Verlegung der deutschen Novartis-Leitung nach Nürnberg im Jahr 1996 zunächst dramatisch, stieg sie seit der Jahrtausendwende wieder kontinuierlich von 178 auf 302 an. Die Zahl der Beschäftigten ohne Berufsabschluss sank seit 1999 von 1043 auf nur noch 481. Rund 75 Prozent der Beschäftigen (2249) haben heute einen anerkannten Berufsabschluss.

Deutlich verschlechtert hat sich die Pendlerbilanz: Sage und schreibe 3281 Wehrer gehen ihrem Beruf außerhalb der Stadtgrenzen nach – im Gegenzug kommen nur etwa 1800 Beschäftigte aus anderen Gemeinden. Laut Statistik üben nur 1456 Wehrer ihren Beruf am Wohnort aus. In früheren Jahren galt Wehr als Einpendlerstadt – doch diese Zeiten sind eindeutig vorbei: Das aktuelle Pendlersaldo von minus 1482 ist so hoch wie nie.

Wehr in Zahlen

Die Stadt Wehr hat laut statistischem Landesamt 13104 Einwohner (Stand September 2018). Damit liegt die Zahl seit einem Jahr wieder konstant über der 13000er-Marke. Zuletzt hatte die Stadt diese Marke im Jahr 2006 übertroffen.

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