Michael Gottstein

Eine ganze Reihe von Büchern hat Andreas Sperling-Pieler bereits verfasst, aber er ist damit noch nicht an die breite Öffentlichkeit getreten. Der frühere Berufsschullehrer für Religion befasste sich vor allem mit biblischen Texten, und sein jüngstes Buch nennt sich „Briefe an die Enkel“. Es ist keine klassische Autobiografie, gleichwohl berichtet er darin aus seinem Leben.

Der Werdegang

Andreas Sperling-Pieler hat neben Religionspädagogik auch berufsbegleitend Soziale Verhaltenswissenschaft und Politikwissenschaft studiert sowie eine Ausbildung zum Meditationsleiter gemacht. Zwischen 2003 und 2010 beendete er zwei Weiterbildungen zum Themenfeld Beratung und Begleitung. Insgesamt war er 38 Jahre lang „mit Leib und Seele“ Religionslehrer an der Gewerbeschule Rheinfelden, davon war er zehn Jahre lang nach Bad Säckingen abgeordnet.

Die Arbeit

Seine Schüler waren meistens zwischen 16 und 30 Jahre alt, aber er hatte in seinen Klassen auch schon wesentlich ältere Umschüler. „Junge Erwachsene sind eher als Jugendliche für religiöse Fragen ansprechbar, wenn man versucht, die biblischen Texte auf aktuelle Lebenssituationen zu beziehen.“ Andreas Sperling-Pieler ist katholisch, unterrichtete aber an der Berufsschule konfessionsübergreifend, daher hatte er nicht nur evangelische und katholische, sondern auch muslimische und konfessionslose Schüler.

Die bisherigen Bücher

Die sieben ersten Bücher erschienen in der Reihe „Mit Bibel überleben“. Das jüngste, im Dezember 2019 erschienene Buch trägt den Titel „Wie kommt das Kamel durchs Nadelöhr“. Die Bücher enthalten Texte, Gedichte, Prosageschichten und Reflexionen und können für die Unterrichtsvorbereitung verwendet werden. Der Pädagoge hatte sein Leben lang Texte und Tagebücher geschrieben, aber „irgendwann hatte ich das Gefühl, die Gedanken nicht zu Ende zu bringen.“ Dies sei ein Grund gewesen, mit dem Verfassen von Büchern zu beginnen. Das Schreiben vergleicht er mit einer Schnitzarbeit: „Man hat eine Idee, die man ausarbeiten muss, ähnlich wie ein Bildhauer dem Material die gewünschte Form gibt.“

Das neue Buch

Da er seit dem Eintritt in den Ruhestand mehr Zeit für das Schreiben hat, entstanden die „Briefe an die Enkel“, von denen er vier hat. Dieses Buch ist der Form nach keine Autobiografie im klassischen Sinne, dennoch handelt es von seiner Person, die anhand der Reaktionen auf die Umstände der Zeit greifbar wird. Die Kapitel sind chronologisch gegliedert, wie bei einer Autobiografie, aber die Form des Briefromans erlaubt ihm, von dem Prinzip des kontinuierlichen Erzählens zugunsten einer assoziativen Reihung abzuweichen und zwischen den Zeitebenen und Themen hin- und herzuspringen.

Die Themen

Er berichtet von der Kindheit in einer ländlichen Gemeinde in der Wirtschaftswunderzeit, als die rasante Modernisierung in eine traditionsverhaftete und zum Teil sogar rückständige Welt (man denke an Eiskeller als Ersatz für Kühlschränke) einbrach. Die 1968er-Zeit und die 1970er Jahre erlebte der Autor als Aufbruch, in dem man Altes überwinden und Grenzen beseitigen wollte. Zudem schildert er die Krisenerfahrungen wie den Kalten Krieg, die Ölkrise und die Studentenunruhen.

Ein Zeitdokument

Andreas Sperling-Pieler war in der kirchlichen Jugendarbeit groß geworden, und sein Entschluss, Religionslehrer zu werden, schien naheliegend. Die Entwicklung der Kirche verfolgt er mit einer Mischung aus Loyalität und Kritik: „Ich ertrage die Kirche, solange sie mich erträgt.“ In der Schilderung der Berufsjahre am Hochrhein wechselt er immer wieder von den lokalen Themen wie der Wehratalbahn zu politischen Großereignissen, das grüne Parteibuch wird zum Teil sehr deutlich spürbar. Das Buch ist also durchaus ein Zeitdokument, und die einzelnen Briefe sind wie Mosaiksteine, aus denen sich das Bild der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart zusammensetzt.

Das Buch „Briefe an die Enkel“ ist im Verlag Books on Demand erschienen, umfasst 320 Seiten und ist im Buchhandel erhältlich.