Paukenschlag für den Wirtschaftsstandort Wehr: Das Pharmaunternehmen Novartis hat angekündigt, sämtliche Immobilien des Wehrer Standorts zu veräußern. Wie die Presseabteilung von Novartis Deutschland in Nürnberg unserer Zeitung bestätigt, werden zum Jahreswechsel alle Betriebsgebäude und Grundstücke der Novartis an ein lokales Immobilienunternehmen verkauft.

Das Novartis-Areal hat nach SÜDKURIER-Informationen eine Gesamtfläche von etwa 75.000 Quadratmeter. „Im Rahmen der Standortentwicklung wurde umfassend evaluiert, wie sich das Potenzial des Wehrer Areals optimieren lässt – mit dem Ergebnis, dass ein professionelles Immobilienunternehmen am besten in der Lage ist, das Areal weiterzuentwickeln“, erklärt Pressesprecherin Katja Minak.

Der Käufer: Ein Immobilienunternehmen aus Görwihl

Beim Käufer handelt es sich um das in Görwihl ansässige Immobilienunternehmen ESW Immo, das laut Handelsregister erst im November 2024 gegründet wurde. Der Inhaber hat sich in den vergangenen Jahrzehnten aber bereits mit anderen Unternehmen in der Verwaltung und Entwicklung von Industrie-Immobilien und -Flächen einen Namen gemacht.

Auf die Rolle von Wehr als Novartis-Standort habe die Entscheidung zum Verkauf keinen Einfluss, heißt es von Seiten des Pharma-Unternehmens: „Wehr bleibt für Novartis ein wichtiger Standort. Als Hauptmieterin wird Novartis weiterhin auf dem Areal ansässig bleiben. Die Übertragung des Areals an einen neuen Eigentümer hat keine Auswirkungen auf die Arbeit oder die Mitarbeitenden von Novartis in Wehr. Die Arbeit wird wie gewohnt in denselben Gebäuden fortgesetzt und die Produktionsanlagen bleiben im Besitz von Novartis“, so die Unternehmenssprecherin.

Die Entscheidung stehe vielmehr im Einklang mit dem Fokus auf das Kerngeschäft von Novartis: die Herstellung von pharmazeutischen Produkten. „Gleichzeitig hat der neue Eigentümer die Möglichkeit, das Areal weiterzuentwickeln und neue Unternehmen anzuziehen“, erklärt Minak.

Pläne für Life-Science-Park konnten bislang nicht reailsiert werden

Schon in den vergangenen Jahren hatte der Verkauf von Wehrer Novartis-Flächen Befürchtungen ausgelöst, das Unternehmen könne sich aus Wehr zurückziehen. Novartis verfolgte damit aber ein anderes Ziel: Statt die ungenutzten Kapazitäten mit hohen laufenden Kosten vorzuhalten, plante das Unternehmen Partner ins Areal holen, die die bestehende Infrastruktur mitnutzen. 2018 sprach der damalige Standortleiter von Plänen für einen Life-Science-Park mit anderen Unternehmen. Mit diesen Plänen war Novartis bislang aber nur leidlich erfolgreich. Obwohl mit der Verlegung der Bundesstraße 518 ein zusammenhängendes Grundstück geschaffen wurde, konnte das Gelände bislang nicht vermarktet werden.

Bürgermeister betont enge Verbindung von Stadt zur Novartis

Vor diesem Hintergrund beurteilt auch der Wehrer Bürgermeister Michael Thater den Verkauf aller Novartis-Immobilien: „Es ist keine besondere Nachricht, sondern der Abschluss einer Entwicklung.“ Seit 2010 verkaufe das Unternehmen Immobilien, um sich auf das Kerngeschäft konzentrieren zu können. Dass nun „ein Profi mit Erfahrung die Vermarktung übernimmt“, mache ihm Hoffnung. Klar sei, dass das Areal weiter als Industriefläche genutzt werde.

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„Wenn wir ehrlich sind, werden viele Flächen des Standorts derzeit unter Wert genutzt“, so Thater. Dazu zählt für ihn auch das frühere Ciba-Verwaltungsgebäude, das 1950 vom Star-Architekten Egon Eiermann geplant wurde. Thater räumt er ein, dass er sich „immer Sorgen um den Novartis-Standort“ macht. Einst habe die Ciba-Geigy 1400 Mitarbeiter gehabt. Mit der Fusion zu Novartis im Jahr 1996 häuften sich dann die Hiobsbotschaften für den Standort Wehr und das Personal wurde sukzessive reduziert.