Weilheim/Höchenschwand – Im Mittelpunkt des diesjährigen theologisch-philosophischen Sommerkurses der Gustav-Siewerth-Akademie aus Weilheim in Höchenschwand ist das Thema der Sehnsucht nach der Wahrheit gestanden. Die Referenten beleuchteten diese Suche nach der Wahrheit, mit der in der Antike das philosophische Denken begann. Platon unterschied demnach in der Auseinandersetzung mit Denkern seiner Zeit klar zwischen Meinung und Wahrheit.

Nachdem sich in der Postmoderne wieder die sophistische Auffassung der Relativität aller Wahrheit durchgesetzt habe, sei, so der Tenor des Sommerkurses, die Frage nach Wahrheit sowohl in der Philosophie als auch in der Theologie wieder aktuell geworden und damit eine erneute Auseinandersetzung mit der Selbstwidersprüchlichkeit jedes Relativismus. Die Referenten des Sommerkurses in Höchenschwand lieferten denn auch zur Frage des Relativismus zahlreiche Beiträge und ließen sich dabei vor allem von der Kritik von Papst Benedikt XVI. an der „Diktatur des Relativismus“ leiten.

Die Gastredner

  • Manuel Schlögl, Professor für Dogmatik an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie, ging in seinem Vortrag auf die große Herausforderung ein, die sich für das Verhältnis von Glauben und Vernunft stellt. Wahrheitsrelativismus würde demnach heute vor allem durch das naturalistische Weltbild unterstützt werden. Weiterhin habe sich im Alltag ein Alltagsrelativismus ausgebreitet.
  • Bernhard Meuser erläuterte anhand der Theologie von Kardinal John Henry Newman aus England, dass es bei der Vermittlung des Glaubens in erster Linie nicht darauf ankomme, standardisierte Gebete und Gebote auswendig zu lernen, sondern darauf, dass jeder Mensch persönlich und individuell den Glaubenswahrheiten durch einen Real Assent, also eine reale Entscheidung, zustimmt.
  • David Engels, Professor an der Uni­versité Libre de Bruxelles gab zunächst einen Überblick über die im Laufe der Geschichte sich jeweils neu herauskristallisierenden, zur Blüte kommenden und zum Untergang führenden Reiche (Reich der Sumerer, Assyrer, Babylonier, Römer, Griechen, Chinesen und so weiter) und stellte sich dann die Frage, ob wir heute in einer Zeit des Abstiegs oder in einer Zeit eines neuen Aufstiegs im Sinne der Schaffung der einer geeinten Welt sind.
  • Michael Fiedrowicz, Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier, ging in seinem Vortrag „Inseln der Wahrheit“ auf das frühe Christentum ein, das sich als Gegenkultur im Raum von Irrtum und Lüge der römischen Gesellschaft bewähren musste. Auch verwies er auf den Glauben christlicher Dissidenten während der Zeit des Kommunismus.
  • Hanna Gerl-Falkowitz, Professorin an der Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien, hat in ihrem Beitrag „Die Wahrheit in Liebe tun – die Kirche und die Liebe“ dargelegt, dass die Wahrheit genauso wie die Liebe als ein Verhältnis zu verstehen sei. Die zentrale Tugend der Liebe komme folglich laut Gerl-Falkowitz nur dann zur vollen Blüte, wenn sie in enger Beziehung zur Wahrheit stehe.
  • Theresia Mende, Dominikanerpriorin im Kloster Wettenhausen, sprach im letzten Vortrag über die Mission als Antwort auf die Sehnsucht nach Wahrheit. Sie verwies auf die Philosophin Edith Stein, für die die Sehnsucht nach der Wahrheit ein einziges Gebet gewesen sei. Nach Theresia Mendes Auffassung habe der Mensch die Sehnsucht nach der Wahrheit als einen Hauch von Gott erhalten, der ihm eine lebendige Seele gegeben habe.