Wutöschingen In Ofteringen scheint das Fahrrad mehr als nur ein Fortbewegungsmittel zu sein – das Fahrradfahren ist ein Lebensgefühl. Das wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Radsportvereins, Andreas Merk (42), deutlich. Der RSV Frischauf Ofteringen ist nicht nur sportlicher Treffpunkt, sondern sozialer Mittelpunkt des Dorflebens. Fast jeder der rund 300 Dorfbewohner ist Mitglied oder engagiert sich auf irgendeine Weise im Verein.

„Grundsätzlich hat sich der Verein positiv entwickelt. Das ist auf die vielen Standbeine zurückzuführen“, berichtet Merk. Korsofahren ist eine Tradition, die im Verein gepflegt wird. Hierbei werden Fahrräder liebevoll geschmückt und bei Umzügen präsentiert. Der Verein organisiert zudem regelmäßig Veranstaltungen wie das beliebte Menschenkicker-Turnier mit Sommerfest, bei dem sich mehrere Generationen auf dem Spielfeld und an den Festtischen begegnen. Mit mehr als 110 Jahren Vereinsgeschichte hat der RSV Ofteringen eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Heute verbindet er Tradition mit modernen Angeboten.

Aktuell wurde die Schalmeiengruppe reaktiviert, um bei Korsofahrten nicht nur optisch durch die mit viel Liebe zum Detail geschmückten Räder ein Blickfang zu sein, sondern auch das musikalische Brauchtum von Radsportvereinen zu pflegen. „Ohne uns würde es diese Tradition in der Gemeinde nicht mehr geben“, erklärt Andreas Merk. Gymnastikgruppe, Theateraufführungen, Frauenfrühstück, Preisjass und Vereinsausflüge zeigen: Hier geht es nicht nur um Sport, sondern vor allem um Gemeinschaft.

Gesellige Anlässe wie die Wanderung im Mai oder Angebote für Besichtigungen runden das breite Spektrum ab. „Wir sind ein Dorfverein, der sich zu einer Gemeinschaft eingewickelt hat“, sagt Andreas Merk, wobei Stolz in seiner Stimme mitschwingt. Auch Personen, die nicht Mitglied im Verein sind, können die Angebote nutzen. „Die Öffnung ist sehr wichtig für den Verein“, betont Merk. Viele der Dorfbewohner sind zwar seit ihrer Kindheit Mitglied im RSV, durch die große Vielfalt können sich aber auch Nicht-Mitglieder dort einbringen, wo sie es möchten. Jeden Dienstag ist Stammtisch im Vereinsheim, hier werden viele Dinge angesprochen oder Ideen geboren, die manchmal in die Realität umgesetzt werden. „So findet ein reger Austausch über das ganze Jahr statt“, erklärt Merk. Von den derzeit 203 Mitgliedern (120 aus dem Dorf) sind 50 aktiv dabei, wenn es um Organisation und Umsetzung von Veranstaltungen gehe. Auf diese Weise trage der RSV zum sozialen Zusammenhalt im Dorf bei. Das Kloster und die dort lebenden Schwestern „sind Teil der Dorfgemeinschaft, man hilft sich gegenseitig“, betont der Vorsitzende. Der Verein darf bei seinen Aktionen die große Küche nutzen, dafür ist es Ehrensache, dass der RSV beim Aufbau des Adventsmarkts im Klosterhof mit anpackt.

Momentan hat der RSV Ofteringen als einziger Verein in der Gemeinde eine Laienspielgruppe. Jedes Jahr im November gibt es vier Vorstellungen der Theatergruppe in der Klosterschüer. „Das ist ein kultureller Mehrwert für die Gesamtgemeinde, den wir bieten können“, merkt der Vorsitzende an. Er ist stolz darauf, dass der Verein das ganze Jahr über mannigfaltige Angebote hat. „Aber allein kann ich das natürlich nicht schaffen, da sind viele Menschen in und außerhalb des Vorstands, die mithelfen und die Veranstaltungen mittragen.“

Seit 2011 ist Andreas Merk Vorsitzender des RSV Frischauf Ofteringen: „Es macht mir Spaß, Dinge zu organisieren, bei denen man hinterher das Ergebnis sieht.“ Vieles davon trage letztlich zur Stärkung des Miteinanders bei. So wie das gelungene Fest zum 110-jährigen Bestehen 2023 mit Ehrungen und einem dreitägigen Zeltfest. „Das war ein Höhepunkt für den RSV, für mich als Vorsitzenden und das ganze Dorf.“

Trotz eines intakten Dorflebens blickt Andreas Merk mit etwas Sorge in die Zukunft: „Es wird immer schwieriger, Vorstandsposten zu besetzen, selbst Beisitzer sind schwer zu bekommen.“ Gespannt ist er, wie sich das Vereinsleben im Dorf in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten entwickeln wird. Der ledige Vorsitzende kann bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit auf die Unterstützung seiner Eltern und Brüder zählen. Auf diese Art und mit ausgefeiltem Management kann der Teamleiter für Auftragsabwicklung in einer Klettgauer Firma Beruf und Verein perfekt aufeinander abstimmen. Entspannung findet er im Urlaub mit dem Wohnwagen auf Campingplätzen und bei Radtouren mit Freunden. Alle zwei Jahre sind sie vier Tage lang mit ihren Rädern unterwegs: „Das schweißt zusammen“, sagt er mit einem strahlenden Lächeln. Nach diesen kleinen Auszeiten sei wieder Raum für neue Ideen.