Das Fenster zur Straße bleibt seit einiger Zeit immer geschlossen. Ursula Meister will es nicht mehr öffnen. Sobald die Allensbacherin das Fenster öffnet, hört sie den Lärm von der Straße, der eigentlich auf der Kaltbrunner Straße fahren sollte. Bis vor Kurzem fuhr auch noch der Umleitungsverkehr von Konstanz kommend in den Ort auf der Straße im Reihetal vorbei. Ursula Meister will es nicht mehr öffnen. Denn sobald die Allensbacherin das Fenster öffnet, hört sie den Lärm von der Straße, der eigentlich auf der Umleitungsstrecke und bis vor Kurzem noch auf der Bundesstraße fahren sollte. Sie wohnt schon seit Ewigkeiten in der Straße Im Reihetal in Allensbach. Nur rund 50 Meter entfernt zur B33 steht ihr Haus.
Bisher hat sie der Verkehrslärm nicht so schwer gestört. Bäume und Büsche hätten viel abgefangen. Aber seit einiger Zeit ist alles anders. Die Bäume wurden gerodet. Doch das ist nicht alles: Die offizielle Umleitungsstrecke von der B33 in den Kernort führt über die Straße Im Reihetal entlang. „Der ganze Ort fährt jetzt an unserem Haus vorbei“, sagt die Allensbacherin.

Ursula Meister erzählt, dass ihre Nachbarschaft eigentlich mal eine ruhige Wohngegend gewesen sei. Ruhig ist es schon länger nicht mehr. Seit die Kaltbrunner Straße, die unter der B33 hindurchführt und den Kernort mit dem Gewerbegebiet verbindet, gesperrt ist, werden täglich tausende Autos umgeleitet. Autofahrer müssen nun vom Gewerbegebiet kommend auf den Wirtschaftsweg einbiegen, zur Holzgassenbrücke und dann in die Straße Im Reihetal fahren.
Doch nicht nur der innerörtliche Verkehr wird so umgelenkt. Seit Ende Februar bis vor wenigen Tagen mussg auch jeder Auto- und Zweiradfahrer, der von Konstanz kam in das Allensbacher Zentrum fahren wollte, diesen Umweg in Kauf nehmen. Das Ergebnis: Statt ein paar hundert Autos, rollen täglich tausende an dem Haus von Meister und ihren Nachbarn vorbei.
Das nervt die Allensbacherin – und viele weitere Anwohner. Franz Scheppe (CDU) brachte die Stimmungslage im Gemeinderat im Februar auf den Punkt. „Allensbach ist momentan ein Graus.“ Auch Ludwig Egenhofer (CDU) stimmt in das Klagelied ein: „Das Umleitungssystem ist sehr unglücklich gelöst.“ Es sei schlecht beschildert.
In und um Allensbach herum gibt es viele Baustellen für den Ausbau der B33. Deshalb fühlt es sich für Autofahrer ein bisschen wie in dem Brettspiel „Das verrückte Labyrinth“ an. Heute gibt es eine Umleitung hier, einen Tag später wird die Einfahrt Allensbach Ost in den Kernort erst für eine Woche sperrt, nur um kurz darauf die Sperrung auf mehrere Wochen zu verlängern.
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Wegen Baumpflegearbeiten, die zur Vorbereitung des Tunnelbaus Röhrenberg nötig sind, wird kurzzeitig die Umleitungsstrecke neben der alten Trasse von Allensbach Ost bis Mitte geöffnet. Gleichzeitig wird die Ausfahrt Allenbach Ost Richtung Konstanz zeitweilig gesperrt und der Verkehr für kurze Zeit über die neue Brücke beim Knotenpunkt Allensbach Ost umgeleitet.
Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und Einwohner müssen sich gefühlt wochenweise auf neue Wege in und an der Ortschaft vorbei gewöhnen. Was vielleicht viele Pendler und Einwohner nervt, ist ein gutes Zeichen. Denn es bedeutet: Die Baustelle B33 schreitet weiter voran.
Laut dem Regierungspräsidium (RP) Freiburg, die für die Baustelle B33 die Verantwortung trägt, wird der Verkehr ab dem Sommer komplett über die neu angelegten Umleitungsstrecken geführt. „Während die Umleitungsstrecke für den Tunnel Röhrenberg bei Allensbach nördlich der Trasse der B33alt entlangführt, verbindet ein weiterer Streckenabschnitt die spätere Anschlussstelle Allensbach-Ost mit dem bereits fertigen Tunnel Waldsiedlung“, heißt es auf der Homepage des RP.
Ende April eröffnet die erste Umleitung
Zuerst wird dabei die Umleitungsstrecke entlang des geplanten Röhrenbergtunnels (Allensbach Ost bis Mitte) befahrbar. „Um das Baufeld für den Tunnel Röhrenberg freizumachen, wird die Umleitungsstrecke entlang des Kernort Allensbach Ende April für den Verkehr geöffnet“, schreibt Heike Spannagel, Pressesprecherin des RP auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Im Bereich Tafelholz würden die Autofahrer dann wieder auf die B33 alt überführt. Seien alle Bauarbeiten mal beendet, aktuell schwebt die Jahreszahl 2034 in der Luft, werde aus der Umleitungsstrecke eine Kreisstraße mit parallel liegendem Radweg.

Während die Umleitungsstrecke von Allensbach Mitte bis Ost bald fertig ist, sind die Asphaltarbeiten zwischen Hegne und Tunnel Waldsiedlung gerade im vollen Gang. Seit Anfang März werden die Asphaltschichten aufgetragen. Die letzte Schicht soll im April aufgetragen werden. Dann soll auch dort bald der Verkehr rollen. „Die Umleitungsstrecke unterhalb des Kloster Hegne soll im Juni eröffnet werden“, sagt Spannagel.
Gleichzeitig werde der Knotenpunkt Allensbach Ost mit der neuen Brücke in Betrieb gehen. „Er wird Teil der regulären Umleitungsstrecke und bietet ab diesem Zeitpunkt alle Vorteile eines Vollanschlusses“, informiert Spannagel. Dann seien alle Zu- und Abfahrten in jede Richtung möglich.

Und wann wird es dann Im Reihetal wieder ruhiger? Wahrscheinlich Ende Juli. Denn laut dem RP soll die Umleitungsstrecke noch bis dahin bestehen bleiben. Eine weitere gute Nachricht für Ursula Meister und ihrer Nachbarn gibt es noch: Eine spätere Nutzung als Umleitungs- beziehungsweise Ausweichstrecke auch nach Bau des Tunnels Röhrenberg sei derzeit nicht geplant.