Bis vor rund 50 Jahren war der westliche Teil des Seegartens das offizielle Strandbad. Dort, wo zuletzt die neue Bühne errichtet wurde, befand sich ein Teil der Liegewiese. Die Ufermauer stammt sogar noch aus den 1930er Jahren, als das Bad gebaut wurde, wie der Heimatforscher Stefan Egenhofer weiß.
Er selbst, Jahrgang 1939, sei dort als Kind oft gewesen. „Da haben sich alle Schüler getroffen im Sommer“, so Egenhofer. „Es gab ja keinen Fernseher oder Computer.“ Die Wiese war damals aber kleiner. Zur Hinnengasse gab es eine Hecke – und dahinter ein Schachthaus.
Daran kann sich auch Christian Hirsch noch erinnern. Er war als Sohn einer Flüchtlingsfamilie 1947 nach Allensbach gekommen. Im Strandbad habe er seine ganze Schulzeit verbracht, sich mit Freunden getroffen, so der heute 84-Jährige.

„Es war eine schöne Zeit“, erklärt der pensionierte Arzt, der dem SÜDKURIER die abgebildeten historischen Fotos zur Verfügung gestellt hat. „Hier habe ich mein erstes Mädchen kennengelernt – das war eine Touristin.“ Wobei er sich erinnert, dass es noch nicht viele Touristen gab.
Das bestätigt Egenhofer. Der Fremdenverkehr sei erst Anfang der 1950er-Jahre langsam wieder angelaufen. Und ebenso wie Hirsch berichtet der Heimatforscher, dass ansonsten vor allem Kinder, Frauen und Familien im Strandbad waren.
Getränke, Zigaretten – und sonntags mal Brezele
„Ältere Männer hat man kaum gesehen“, sagt Egenhofer. Damals hätten viele Allensbacher aber im Nebenerwerb ein bisschen Landwirtschaft betrieben – und gar keine Zeit gehabt, ins Strandbad zu gehen.
Östlich des Mühlbachs, in dem Bereich, wo heute das Restaurant steht, befand sich der andere Teil des Bads, so Egenhofer. Dort gab es einen lang gezogenen Riegel mit Umkleidekabinen und vorn am Ufer einen simplen Kiosk. Zu kaufen gab es nur Getränke und Zigaretten – und sonntags vielleicht mal Brezele.
Ab etwa Mitte der 1950er Jahre sei dann auch abgepacktes Fertigeis angeboten worden, erzählt der Allensbacher, der sich dabei an eine lustige Episode erinnert. Der Pächter hatte einigen Gästen angepriesen, was das für ein gutes Eis war.
Die hätten aber eigentlich handgemachtes Eis gewollt – und arbeiteten auch noch zufällig genau in der Eisfabrik, aus der die Kioskware kam. Der Kioskbetreiber sei zugleich der Bademeister gewesen, so Egenhofer weiter.

Für ein paar Pfennige bekam man den Schlüssel zu einer Kabine und eine Art Kleiderbügel, weiß auch Hirsch noch. „Ich fand die Umkleidekabinen toll.“ Sie seien im Stil so gewesen, wie es sie noch heute auf der Reichenau gibt.
Egenhofer berichtet, dass eine zunehmend schlechte Wasserqualität in den 1960er Jahren dazu geführt habe, dass das Strandbad schließlich an den heutigen Standort beim Campingplatz verlegt wurde. Abwässer aus überlaufenden Klärbecken seien über den Mühlhalder Weiher und den Mühlbach in den Gnadensee geflossen.
Badeverbot aufgrund schlechter Wasserqualität
„Der Bach war an der Mündung stark verschmutzt“, so der Heimatforscher. „Wie es früher halt so war.“ 1968 sei das neue Strandbad eröffnet worden – doch auch danach hätten noch Leute eine Weile lang im alten Bereich gebadet. „Bis die Wasserqualität so schlecht war, dass es verboten wurde.“
Was heute aus Naturschutzgründen undenkbar wäre: Die Gemeinde nutzte dies als Chance. Anfang der 1970er Jahre wurde zum einen im Bereich zwischen Rathaus und Schiffsanlegestelle das Ufer aufgeschüttet, um darin einen Kanal zu verlegen – so entstand laut Egenhofer die Lände.
Zugleich ließ die Gemeinde das Ufer östlich des früheren Strandbads aufschütten, um mehr Freizeitfläche zu bekommen, den heute östlichen Teil des Seegartens.