Fasnacht – das ist meist Humor der lauten Art. Manchmal derb, manchmal plump, selten elegant. Lothar Bottlang, 51, hat bei der aktuellen Konstanzer Konzilfasnacht gezeigt, dass es auch anders geht. Feinsinnig sprach er als Hausmeister in Jacke und Hütchen über ein Thema, an dem sich schon andere den Mund verbrannt haben: politische Korrektheit.

Ständig legt er Neues auf sein närrisches Tablett, neckt Grünen-Politikerin Nese Erikli im Publikum und spitzt immer wieder zu: „Des kasch heut numme bringe.“ Darf man heute noch lachen, und, wenn ja, worüber? Mit diesem Thema hatte er die Gäste und die Fernsehzuschauer gleich zu Beginn im Sack. Sein Credo: Humor hört da auf, wo der Respekt vor den Menschen anfängt.

Der Respekt muss bleiben

1,4 Millionen Menschen schauten beim SWR zu; das ist Rekord. Ab er wie arbeitet einer, der den schwierigen Job der ersten Nummer hat, bei der es sich entscheidet, ob die Leute dranbleiben oder wegzappen? Lothar Bottlang, 51, lädt ein zum Hausbesuch daheim im kleinen Ort Langenrain auf dem Bodanrück.

Lothar Bottlang ist auch Ortsvorsteher von Langenrain.
Lothar Bottlang ist auch Ortsvorsteher von Langenrain. | Bild: Zoch, Thomas

Hier ist er groß geworden und hat die freie Dorffasnacht kennengelernt. Hier lebt er noch heute mit seiner Familie und dem roten Kater Simba. Der schläft auf dem nächsten Stuhl, direkt neben dem Gast, während im Ofen die Hähnchen fürs Abendessen brutzeln.

„Ich habe da so meine Informanten“

Bottlang macht bei der Konstanzer Konzilfasnacht mit, aber auch in Allensbach beim Bunten Abend, sowie im März in Konstanz-Dettingen. Dort liest er den Dettingern die Leviten als „Bruder Josef“, der Einsiedler von St. Katharinen. „Ich habe da so meine Informanten“, sagt er, und grinst ein wenig.

Doch wie entsteht so eine Nummer? „Ich grüble lange vor mich hin“, erzählt er beim Gespräch am langen Esstisch der Familie. „Dann fällt mir was ein, dann verwerfe ich es wieder. Bis Figur, Kostüm und Anlass passen, das dauert.“ Oft schreibt er seine Texte am Tag des Auftritts noch einmal um. Bottlang möchte Dinge aufs Korn nehmen, die jedem im Leben passieren, mit denen die Leute sich identifizieren oder auch sagen: „Das finde ich gar nicht.“ Etwas, woran man sich reiben kann.

Böhmermanns Humor gefällt ihm nicht

Seinen Humor beschreibt er als Mischung aus Klamauk, Satire und Comedy, jedoch kein Polit-Kabarett: „Das ist nicht Anspruch der Fasnacht“, sagt er. Jan Böhmermanns zotige Erdogan-Attacke gefällt ihm nicht. Wobei man auch nicht zu brav sein dürfe: „Man darf das Piksen schon spüren“, sagt er. Der Dialekt ist ihm wichtig dabei, denn so könne man Dinge sagen, die auf Hochdeutsch schon nicht mehr gehen. „Der Schafseckel etwa ist im Alemannischen keine so böse Beschimpfung.“

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Die Nummern schreibt er ganz allein; seine Familie hat wenig damit zu tun. Nur seine Frau ist beim Kostümnähen die Rettung. „Die Texte mache ich ganz mit mir aus“, erzählt er. „Nur die Kinder kamen früher aus der Schule zurück und sagten: Papa, du warst wieder peinlich!“, berichtet er amüsiert.

„In eine Ecke gestellt“

Auf das diesjährige Thema der politischen Korrektheit kam er nach dem Aufruhr bei Annegret Kramp-Karrenbauers Auftritt beim Stockacher Narrengericht. „Da konnte man sehen, wie ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen wurde, und wie jemand ohne böse Absicht in eine Ecke gestellt wurde.“ Das sei ein bisschen wie bei dem Kabarettisten Dieter Nuhr, dem jetzt vorgeworfen werde, ein Rechter zu sein, weil er Probleme bei der Migration oder Greta Thunberg aufs Korn nimmt.

Angst, sich lächerlich zu machen, hat Bottlang nicht. So trat er schon schmerzfrei im rosa Kostüm als Nordic Walkerin auf oder machte sich über das Swinger-Schiff lustig. Nur das berühmt-berüchtigte Männerballett, das ist nicht seins.

Geständnis: Er hat Lampenfieber!

Auf acht bis zwölf Auftritte bringt es Bottlang, der im zivilen Leben Personalchef bei einer Radolfzeller Firma, Langenrainer Ortsvorsteher, Dirigent des örtlichen Musikvereins und Allensbacher Gemeinderat ist, pro Fasnachtssaison, dazu kommen auch noch Auftritte zu anderen Anlässen. „Es muss noch Spaß machen“, erklärt er, und irgendwann sei der närrische Terminkalender einfach voll.

Ein Routinier also. Wobei, nicht ganz! „Ich habe Lampenfieber“, gesteht der Fasnachtskünstler. „Am Tag vor dem Auftritt geht‘s mir nicht gut. Da kann ich nicht einmal essen.“ Und kurz vor dem Auftritt denkt er stets: „Warum tue ich mir das an?“ Aber wenn er dann auf der Bühne steht, sei das alles wie weggeblasen. Dann zieht er es durch. „Das hilft dann auch, sich zu konzentrieren.“