Auf dem Adler-Areal im Zentrum von Allensbach tut sich nichts, seit die Gemeinde im Februar/März das alte Gasthaus hat abreißen lassen. Gibt es etwa Probleme mit dem Neubauprojekt? Nein. Im Hintergrund werde „mit Hochdruck“ gearbeitet, versichert der Reichenauer Sparkassen-Chef Günter Weber.
Das Geldinstitut, zu dessen Geschäftsbereich Allensbach gehört, will auf dem Grundstück bekanntlich eine neue Geschäftsstelle bauen. Den Bauantrag habe man Ende März bei der Gemeinde und dem Landratsamt eingereicht, so Weber. „Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich mit dem Bau zu beginnen.“
Allerdings brauche die Bearbeitung des Bauantrags Zeit: Denn es geht nicht nur um den Neubau, sondern auch um die Sanierung des denkmalgeschützten Nebengebäudes, des sogenannten Fischerhauses.
Die Tücke liegt im Detail
Über dessen geschichtliche Bedeutung wurde zwar schon vor Jahren ein Gutachten erstellt, doch damals sei das Haus noch bewohnt gewesen, erklären Weber und der Projektleiter Philipp Scheideck. Dieses Gutachten bilde nun die Grundlage.
Um die historische Substanz des Gebäudes wirklich bewerten zu können und zu ermitteln, was erhalten werden soll, müsse sie erst freigelegt und im Detail untersucht werden. Dazu brauche es Rückbauarbeiten. An der Untersuchung arbeiteten Experten des Landesamts für Denkmalpflege derzeit, so Weber. „Da muss man auch das Denkmalamt verstehen. Wir sind auf dem normalen bürokratischen Weg.“
Die Untersuchungen kommen auch nicht überraschend für die Sparkasse. Eine große Rolle spielt zum Beispiel das Thema Dämmung des Gebäudes. Da geht es um die Frage, wie das zeitgemäß und modern gestaltet werden könne, ohne den Denkmalschutz zu beeinträchtigen. Die Sparkasse spreche das alles eng mit dem Denkmalamt ab, betonen Weber und Scheideck.
Kann mit dem Neubau begonnen werden?
Weil unklar ist, wie lange das Verfahren noch dauert, sei schon die Frage aufgekommen, ob die Sparkasse schon mit dem Neubau auf dem Adler-Grundstück beginnen könnte, um dann mit zeitlichem Versatz das Fischerhaus zu sanieren und weiterzuentwickeln.
Doch das ist laut Sparkassen-Chef Günter Weber wenig sinnvoll, weil die Sparkasse ein Gesamtkonzept habe, das eine gemeinsame Nutzung beider Gebäude vorsehe. Im Erdgeschoss des Fischerhauses seien zwei Büroräume geplant. Zudem gebe es bauliche Verbindungen bei der Versorgung mit Energie und bei der Heizung. Bautechnisch lasse sich da manches nicht trennen, so Weber.
Dennoch wolle die Sparkasse mit der Baurechtsbehörde und dem Denkmalamt abklären, ob es die Möglichkeit einer Teilbaufreigabe für die neue Geschäftsstelle geben könnte. Diese Prüfung laufe aber erst seit ein paar Tagen.
Es gehe um die Frage, ob und wo die Sparkasse, wenn sie den Neubau angeht, auch schon im Fischerhaus vorbereitende Arbeiten für die bautechnischen Verbindungen erledigen kann. „Das ist nicht einfach“, betont Weber. „Wir müssen auch für uns prüfen, ob das funktioniert.“

Baubeginn im Jahr 2025
Eigentliches Ziel der Sparkasse sei es, das Bauvorhaben als Gesamtmaßnahme durchzuziehen, so Weber weiter. Er sei nach wie vor zuversichtlich, dass der Baubeginn im Jahr 2025 erfolgen kann – im Idealfall im Frühjahr. Die Ausschreibung der Arbeiten werde bereits vorbereitet, um keine Zeit zu verschwenden. Die Planung des Gesamtprojekts Adler-Areal habe sich seit dem entsprechenden Beschluss des Gemeinderats im Frühjahr nicht mehr geändert.
Zunächst soll demnach die Südseite der Radolfzeller Straße entwickelt werden. Im Gebäude der neuen Geschäftsstelle, das mit dem First zur Straße stehen und etwas höher wird als der frühere Adler, sind zudem vier Wohnungen und Räume für eine Praxis geplant.
Unter das Gebäude kommt eine kleine Tiefgarage mit acht Stellplätzen. Im Fischerhaus sind drei Wohnungen nebst den Büroräumen vorgesehen. Vor dem Haus soll es drei Kurzzeitparkplätze für Sparkassen-Kunden geben. Wenn diese Baumaßnahme abgeschlossen ist, stehe der Umzug der Sparkassen-Filiale an.
Im Norden geht‘s weiter
Danach soll auf der Nordseite gebaut werden, von der heutigen Sparkasse bis zum früheren Polizeigebäude. Hier sind ein dreistöckiges und ein zweistöckiges Mehrfamilienhaus geplant sowie ein weiteres zweistöckiges Mehrfamilienhaus an der Höhrenbergstraße, wo sich heute der Sparkassen-Parkplatz befindet.
Auf der Nordseite entstehen laut Projektleiter Scheideck 25 Wohnungen unterschiedlicher Größe sowie drei Gewerbeeinheiten. Darunter sei eine Tiefgarage mit 43 Stellplätzen geplant, weitere sieben Parkplätze wird es an der Schmittengasse geben. Für die Bebauung auf der Nordseite liege auch bereits die Baugenehmigung vor.
Warum wurde der Adler schon abgerissen?
Der Abriss des Adlers Ende 2023 sei zum einen aus naturschutzrechtlichen Gründen erfolgt, so Weber – andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass in dem leeren Gebäude Vögel nisten. Zum anderen sei mit der Gemeinde vereinbart gewesen, dass sie sich um den Abriss kümmert und das Grundstück leer übergibt.
Der Kaufvertrag sei Ende Juli abgeschlossen worden, auch für das Grundstück, auf dem das alte Polizeigebäude steht. Zum Kaufpreis sagt Weber, die Sparkasse bezahle „den ortsüblichen Preis“. Wobei Projektleiter Scheideck erklärt, die Gemeinde könne das Polizeigebäude und Grundstück so lange nutzen, bis die Sparkasse dort baut.
Es handele sich um ein komplexes Vertragswerk, in das auch ein städtebaulicher Vertrag wie vom Gemeinderat beschlossen integriert sei, erklärt Weber. Darin werde geregelt, dass und was die Sparkasse baut. „Wir stehen da auch im Wort gegenüber der Gemeinde“, so der Sparkassen-Chef.