Förster Theo Straub und Walter Jäger, der Leiter des Kreisforstamtes, haben vor Kurzem im Gemeinderat ihre Bestandsaufnahme sowie die Grundzüge der Planung für die kommenden zehn Jahre vorgestellt. Ein wesentlicher Punkt ist darin, dass der Förster mehr Holz aus dem Wald holen soll als in den vergangenen zehn Jahren.
Bürgermeister Stefan Friedrich sagte, die beiden Forstleute hätten zwar viel Erfahrung, aber: „Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse, die für Fragen sorgen.“ Doch das Gute sei: „Wir können zwischensteuern.“ Die Zehn-Jahres-Planung gibt zwar die Ziele vor, aber bei der jährlichen Planung des Waldbetriebs können Förster und Gemeinde auf besondere Ereignisse reagieren, sagte er.
Jäger betonte allgemein zur Planung: „Es geht um die Sicherstellung der Nachhaltigkeit.“ Das gelte für den Wald als Holzlieferant, aber ebenso für die Ökologie und die soziale Bedeutung. „Aufgrund des Klimawandels wird es schwieriger, das alles noch zu erbringen“, sagte Jäger.
Für Ökologie werde aber einiges getan, sagte er auf Nachfrage von Philipp Spießer (CDU). So nehme die Gemeinde seit diesem Jahr am Bundesförderprogramm „Klimaneutrales Waldmanagement“ teil, weshalb nun 13,2 Hektar als Stilllegungsfläche nicht mehr bewirtschaftet werden. Aber die Entwicklung des Waldes bereite auch Sorge – nicht nur bei Allensbach.
So sei der Anteil der Fichten in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen, und er werde weiter zurückgehen. Bei den Buchen gebe es eine entsprechende Zunahme, weil diese Baumart vor allem natürlich nachwachse. Dies sei wirtschaftlich bedeutsam, weil Fichten in der Regel positive Erträge bringen.
Gute Entwicklung: Es wächst viel nach
Bei der Altersstruktur des Waldes ragen Bestände mit 60 bis 80 Jahren heraus, neben Fichte und Buche auch relativ viel Douglasie, so Jäger. Erfreulich sei die Vorratsentwicklung, sprich: „In allen Beständen wächst recht viel nach durch Naturverjüngung. Das ist eine sehr positive Entwicklung.“
So habe der Holzvorrat im Allensbacher Wald um circa 14 Prozent zugenommen, das sei nicht überall im Land so. Dabei sei in den vergangenen zehn Jahren ziemlich genau die Menge Holz gemacht worden, die die Planung vorsah, so Jäger. Das sei erstaunlich, weil es ab 2018 ganz massive Schäden durch Borkenkäfer, aber auch Stürme gab.
Aufgrund der zeitweisen Trockenheit sei auch die Gesundheit der Buchen nicht so gut. Betriebswirtschaftlich sei in den vergangenen Jahren ein Defizit angefallen – zum einen, weil die Aufarbeitung des vielen Schadholzes und die Aufforstung aufwendig sei. Vor allem aber sei der Holzpreis in den Jahren 2020 bis 2022 deutlich gefallen. Man habe das Holz kaum verkauft bekommen.
Förster Straub sagte auf Nachfrage von CDU-Rat Elmar Wieser: „Der Holzpreis war dramatisch. Die Sägewerke haben uns am Nasenring durch die Arena geführt.“ Die beiden Experten äußerten sich aber zuversichtlich, dass es wirtschaftlich in den kommenden Jahren wieder etwas besser laufen werde, wobei Jäger betonte, dass der Wald nicht mehr das wirtschaftliche Gewicht früherer Zeiten haben werde.
Alter Bestand soll versilbert werden
Der geplante Hiebsatz für die kommenden zehn Jahre liege bei knapp 26.000 Festmetern, von 2015 bis 2024 waren es nur 19.000. Die jetzige Planung liege zwar etwas über dem Zuwachswert, denn es sollen im Schnitt 10,2 Festmeter pro Hektar und Jahr eingeschlagen werden, während nur 9,1 nachwachsen. Aber es gebe recht große Altbestände über 80 Jahre, begründete Jäger den recht hohen Einschlag.
„Die alten Bäume sterben leider ab und verlieren ihren Wert.“ Fichten hätten in der Region aufgrund der klimatischen Veränderungen und der Anfälligkeit für Borkenkäfer-Befall ohnehin keine große Zukunft. „Wir wollen unsere Hölzer nicht dem Käfer und dem Sturm überlassen.“ Aber es gebe auch entsprechend neue Verjüngungsflächen, nämlich 18,9 Hektar.
Positiv sei dabei, dass 78 Prozent aus Naturverjüngung von selbst nachwüchsen, vor allem Buchen (59 Prozent). Und einzelne Bäume würden stabiler und vitaler, wenn sie mehr Platz zum Wachsen haben. Daher sei ein hoher Holzvorrat im Wald auch immer ein Risikofaktor. Aber Jäger meinte: „Es ist immer noch ein moderater Eingriff.“
Förster Straub sagte dazu, man habe bei der Planung einen Kompromiss gewählt und fälle nur einen Teil der Altbestände. Nachgepflanzt würden vor allem Douglasien, die 14 Prozent der Verjüngung ausmachen sollen. Die Douglasie gelte als klimaresistent und liefere gutes Holz, sagte Jäger.
„Wir tun, was wir können“
Jann Wegener (Freie Wähler) meinte: „Man plant viel, und es kommt vieles anders.“ Aber auch er gab sich optimistisch, was die finanzielle Entwicklung angeht. Jäger sagte, die Holzpreise könne man zwar nicht prognostizieren, aber die recht große Verjüngung mache zuversichtlich. Man müsse allerdings auch weiter mit Wetterextremen und Schadholz rechnen, was zunehmende Kosten verursache. „Wir gehen keinen einfachen Zeiten entgegen“, so der Forstamtsleiter.
Ernst Moll (FW) verwies darauf, dass es dieses Jahr bis Juli recht viel geregnet hat. Straub sagte, das sei für den Wald positiv gewesen. „Wir haben den Käfer in den Griff bekommen.“ Roland Schmidt (FW) und Hegnes Ortsvorsteherin, Katharina Malkmus, beklagten den schlechten Zustand des Walwegs zwischen Hegne und der Waldsiedlung. Dort würden auch viele Schüler mit dem Rad fahren. Straub erklärte, die Wege würden unter Starkregen leiden, aber dieser werde demnächst wieder mal gerichtet. „Wir tun, was wir können.“
Elmar Wieser (CDU) hakte nach, ob man sich wirklich einen derart höheren Einschlag erlauben könne. Straub verwies auf die Vorratssteigerung, die in dem Ausmaß gar nicht unbedingt gewollt sei, weil die Bäume instabiler werden, wenn sie zu wenig Platz haben. Wobei Straub auf Nachfrage von Philipp Spießer (CDU) sagte, dass sich das Erscheinungsbild des Waldes mittel- und langfristig verändern werde, weg vom dunklen, hohen Wald, was wohl vielen Leuten nicht gefallen werde.