Tock, tock, tock. Der riesige Meißel des Baggers auf der Baustelle Röhrenberg in Allensbach pulsiert wie ein Herzschlag. Gerade zerhackt er Betonteile, die aus der alten B33-Trasse stammen. Die Betonteile aus der Brücke Zum Eichelrain liegen in der Baugrube auf Höhe des Friedhofs Allensbach. Nach und nach wird die alte Bundesstraße abgetragen.

Neben dem Meißel wartet ein Bagger. Er sieht aus wie ein hungriger Dinosaurier, der die Asphaltbrocken gierig verschlingen will. „Mit der Zange werden die Brückenstücke in eine Kernlänge von 60 Zentimetern zerkleinert“, sagt Selina Sprunk, Projektleiterin des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg für den Tunnel Röhrenberg. Ein bisschen sieht es so aus, als ob der Dinosaurier an einem Knäckebrot knabbern würde. Sobald die Brocken klein genug sind, werden sie aufgeladen, beprobt, untersucht und anschließend entsorgt.
Auf der B33-Baustelle ist Ende Oktober viel los – nur aus dem Auto heraus, kann man das nicht so richtig sehen. Die Straße liegt bis zu fünf Metern höher, als die 1,1 Kilometer langen Baustelle. Laut der Projektleiterin arbeiten bis zu 50 Männer und Frauen in Spitzenzeiten an den verschiedenen Schauplätzen der Baustelle.

Zum Beweis zeigt Selina Sprunk etwas weiter nach rechts. In der Ferne werkeln viele Menschen in orangefarbenen Jacken, mit Helmen und Sicherheitsschuhen auf einer gelben Fläche. Rechts und links ragen bereits Betonwände aus dem Boden. In der Mitte stehen Metallstreben in die Höhe. „Wir haben jetzt die Sohle für das Eingangsportal West diese Woche gegossen“, sagt die Fachfrau.

Die Bodenplatte für Tunnel ist gelegt
Mit Sohle ist die Bodenplatte aus Beton gemeint, die so eine Art Grundstein für den Tunnel und seine zwei Röhren bildet. Die Metallstreben in der Mitte zeigen, wo einmal die Trennwand zwischen den zwei Fahrtrichtungen sein wird. „Man kann genau sehen, wie breit der Tunnel einmal wird“, sagt Sprunk und deutet auf die gelbe Fläche. Knapp 30 Meter werden die beiden Röhren mit ihrem Mantel bemessen. Sehen wird man aber davon oberirdisch wenig. Lediglich ein kleiner begrünter Hügel wird sich am Ende über die Röhren wölben. „Der Tunnel schmiegt sich gut in die Landschaft ein“, sagt sie.

Doch jetzt ist noch viel zu sehen. Zumindest, wenn man unten in der Baustelle steht. Neben der gelben Fläche, wo später täglich tausende Autos drüberfahren werden, befindet sich auch eine längliche rote Fläche. Diese ist für den Mühlbach. Der kleine Bach muss für den Bau des 970 Meter langen Tunnels umgelenkt werden und wird künftig unter dem den Röhren fließen.
Mitunter sei das die größte Herausforderung im ersten Bauabschnitt des Tunnels Röhrenberg gewesen, sagt Selina Sprunk. Aber die verschiedenen Gewerke hätten wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Man liege perfekt im Zeitplan. „Alles geht hier wirklich Hand in Hand“, lobt die Projektleiterin die Unternehmen.
Ein neues Bachbett musste für den Mühlbach hergerichtet werden. Natursteine, die einbetoniert seien, würden dem Bach ein neues natürliches Umfeld bieten. Auch die streng geschützte Bachmuschel, Teichmuschel und einige Wirtsfische seien aus dem Wasser gefischt worden, um an anderer Stelle wieder eingesetzt werden zu können. Damit werde garantiert, dass die Tiere trotz der Bauarbeiten nicht beeinträchtigt werden.

„Der Naturschutz spielt eine große Rolle beim Bauprojekt“, sagt Sprunk. Das sei auch eingehalten worden. Momentan wird der Mühlbach noch über einen Teich umgeleitet. Aber schon Mitte November wird der Mühlbach sein neues Bett beziehen können.
Brücke Tafelholz bleibt bis 2026
Rund einen Kilometer von Bachbett entfernt, erstreckt sich ein anderer großer Schauplatz der Baustelle: das unterirdische Betriebsgebäude. Dieses befindet sich auf Höhe der Kliniken Schmieder. Auf einer Fläche von 580 Quadratmetern werden Räume geschaffen, welche die gesamte Betriebstechnik beinhalten werden – gewissermaßen das Gehirn des Tunnels.

In der Baugrube, die sich in einer Tiefe von zehn bis zwölf Metern befindet, ist die Sohle für das Gebäude auch schon fertiggestellt worden. Der Grundriss des Betriebsgebäudes, ist schon zu erkennen. Auch die Schleuse, die später einmal zum Tunnel führen wird und das Löschwasserbecken, sind schon angedeutet. Fertig wird der Rohbau des Betriebsgebäudes wohl im Sommer 2025. Dann wird dieser auch wieder überdeckt, sodass er nicht mehr zu sehen sein wird. Sobald das passiert ist, wird der Verkehr der B33 wieder umgelenkt – und führt dann über den unterirdischen Bau.
Noch unberührt verweilt dagegen die Brücke beim Tafelholz. Sie hat noch etwas Schonfrist, bis auch sie abgerissen wird. Erst wenn alle nötigen Leitungen, die momentan dort noch verlaufen, verlegt sind, kann das Bauwerk dem Erdboden gleichgemacht werden. Geplant ist das für 2026. Dann wird auch dort das Tock-Tock-Tock des Meißelbaggers zu hören sein.