Es ist ein Schnäppchen, was Yousef Ahmet da gemacht hat – oder vielleicht doch nicht? Er hat gerade ein Auto für 100 Euro gekauft: einen Peugeot 207 – ein kleines schwarzes Cabrio. Auf gut Glück! Denn zu dem Cabrio hat Ahmet keinen Schlüssel oder Papiere erhalten. Wie viele Kilometer das Auto bereits hinter sich hat, ob es anspringen wird, das weiß Yousef Ahmet nicht. Ein bisschen hat er die Katze im Sack gekauft. Doch so wild ist das für ihn nicht. Er arbeitet in einer Autoverwertung.
Rund 70 Menschen sind auf das Gelände der Entsorgungsbetriebe Konstanz (EBK) gekommen. Denn dort versteigert die Stadt Konstanz 15 Fahrzeuge: acht Autos, vier Motorroller, ein Quad, ein Wohnmobil und einen Bootsanhänger. Bis auf dem Anhänger wechseln alle Fahrzeuge ihren Besitzer. Zwischen 15 Euro für einen Roller, bei dem die Frontabdeckung fehlt, und 18.000 Euro für das Wohnmobil müssen die Bieter bezahlen. 29.565 Euro bringt die Auktion ein. Das Geld fließt nun in den städtischen Haushalt ein.
Versteigerung in Konstanz: Bis zu zwei Jahre werden Autos zuvor verwahrt
Alle Fahrzeuge hat die Stadt Konstanz in den vergangenen zwei Jahren abschleppen lassen. Autos und Roller, die irgendwo in der Stadt abgestellt und von ihren Besitzern nicht mehr abgeholt wurden und verwahrlosten. „Nach den Richtlinien des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes ist das Abstellen dieser nicht fahrbereiten Fahrzeuge im öffentlichen Verkehrsraum nicht zulässig“, erklärt Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt, wann Konstanz die Enterhaken bei den Fahrzeugen ansetzt.
Der schwarze Peugeot ist eines dieser Fundstücke, der irgendwo am Straßenrand parkte. Jetzt ist er unter den Hammer gekommen. Für 100 Euro darf sich Yousef Ahmet nun als neuer Besitzer bezeichnen.
Das ist aber nicht der einzige Besitzerwechsel an diesem Tag. Besonders begehrt ist eine zwölf Jahre alte Mercedes C-Klasse. Um die schwarze Limousine scharren sich die Interessenten. Einer von ihnen ist Dimitri Momot. Er arbeitet in einer Autowerkstatt. „Ich glaube, ich kenne das Auto“, sagt er. Bis 2018 sei der Mercedes regelmäßig zu ihm zur Wartung gebracht worden.

Er erinnert sich an das Auto und den Fahrzeughalter. „Das Auto hatte immer wieder Probleme mit dem Motor“, sagt er. Aber warum es einfach abgestellt wurde, kann er sich auch nicht erklären. „Ich denke, da ist irgendwas passiert“, mutmaßt er. Aber sein Entschluss steht fest: Das Auto soll heute ihm gehören.
Bieter hat ein Herz für Autos
Christian Behrendt, normalerweise Abteilungsleiter der Straßenverkehrsbehörde der Stadt Konstanz, ist heute der Auktionator und eröffnet die Versteigerung mit 200 Euro. Schnell klettern die Gebote nach oben. Fünf Bieter heben immer wieder die Hand, in 50er-Schritten geht es hoch. Nachdem die 4000-Euro-Marke geknackt wird, verstummen nach und nach die Bieter. Es bleiben nur noch zwei übrig. Einer von ihnen ist Dimitri Momot – und tatsächlich erhält er den Zuschlag. 6200 Euro ist ihm das Auto wert.
„Eigentlich ist das zu viel“, sagt er als er die Quittung für seinen Kauf unterzeichnet. „Aber es ist so schade, dass so ein schönes Auto nur rumsteht“, sagt er. Der Mechaniker will es nun wieder richten.
Nicht immer sind Autos auf der Auktion Konstanz ein Schnäppchen
Dass sich nicht jeder Kauf lohnt, weiß Thomas Schönenberger. Er hat ein Autohaus in Dettingen. An diesem Tag hat er auf einen Opel Astra geboten, aber bei 1950 Euro war dann Schluss für ihn. „Man muss sich eine Grenze setzen. Irgendwann ist es kein Schnäppchen mehr“, sagt er. Beim Astra müsse man zum Beispiel die Bremsen neu machen und einen Unfallschaden ausbessern. „Außerdem muss eine neue Schließanlage rein. Wir haben ja keinen Schlüssel“, erläutert er. Summa summarum müsse er mehr als 5000 Euro investieren. Das sei das Auto nicht wert.

Jeden Cent wert, findet dafür Markus Fox seine neuste Errungenschaft. Er hat als letzter bei der Versteigerung eines Wohnmobils von Fiat die Hand gehoben. Mit dem Ausruf „18.000 zum Ersten, 18.000 zum Zweiten und 18.000 zum Dritten“, erklärt der Auktionator Markus Fox zum Wohnmobilbesitzer.

Glaubt er, dass das Wohnmobil in einem guten Zustand ist? Markus Fox ist Optimist. „Das ist ‚ne schöne Karre. Sie sieht schlimmer aus, als es in echt ist“, sagt er und kehrt die Mäuseköttel vom Beifahrer- und Fahrersitz. Stolz setzt er sich das erste Mal in sein neues Wohnmobil.
Markus Fox ist überzeugt: Heute hat er ein Schnäppchen gemacht. „Auch gebraucht zahlt man bis zu 40.000 Euro für so ein Wohnmobil“, sagt er. Markus Fox hat recht.

Ein Blick in eine Online-Gebrauchtwagenbörse zeigt: Das Wohnmobil Fiat, Carado, A461 wird für mindestens 42.000 Euro gehandelt. Jetzt muss es nur noch anspringen. „Und wenn nicht. Ich bin vom Fach. Das kriege ich schon hin“, sagt Markus Fox, der in Villingen-Schwenningen eine Autowerkstatt betreibt.