Ulrich Häusler ist frustriert. Innerhalb von wenigen Tagen hat sich die Situation um sein Wohnhaus in Petershausen-Ost verändert. Seit etwas mehr als einer Woche informieren Schilder am Parkplatz oberhalb der Therme Konstanz darüber, dass dieser künftig für Autos gesperrt ist, dafür aber Wohnmobilen einen Stellplatz bieten soll – zumindest für drei Tage.
„Über diese Planungen hat uns Anwohner keiner informiert“, sagt Ulrich Häusler, der in der Straße Zum Torkel wohnt, also direkt gegenüber. Das ist der eine Grund seines Ärgernisses. Der zweite ist an pragmatischen Überlegungen orientiert: „In unserer Straße stehen immer wieder Wohnmobile, es ist auf dieser Seite des Parkstreifens ja erlaubt, ein Wohnmobil zwölf Stunden abzustellen“, erläutert er. Daran hätten sich die Anwohner längst gewöhnt. „Das betrifft maßgeblich das Wochenende des Seenachtfests, da stehen meist 20 Wohnmobile am Straßenrand. An Sommerwochenenden ohne Anlass sind es oft bis zu zehn.“

Ulrich Häusler ist nicht sicher, ob es sinnvoll ist, deren Fahrzeugführern die Möglichkeit zu bieten, ihre Fahrzeuge nun auch noch auf dem Bedarfsparkplatz der Therme, im Volksmund Eselswiese genannt, abzustellen. Bisher sei dieser Parkplatz immer dann genutzt worden, wenn im Sommer bei Hochbetrieb die Tiefgarage der Therme voll ist. Dann wurden die Autofahrer durch Schilder und Digitalanzeige auf den Parkplatz auf der Eselswiese geleitet. „Auch diese Funktion ist nach der neuen Regelung und der Nutzung als Wohnmobilstellplatz nun nicht mehr möglich“, sagt Häusler. Die Autos, die in der TG keinen Platz mehr fänden, stünden künftig ebenfalls bei ihnen im Quartier dicht gedrängt am Straßenrand.
Noch mehr aber ärgert ihn, dass der neue Wohnmobilstellplatz keine Infrastruktur bietet: keine Toiletten, keine Waschgelegenheit für die Wohnmobilisten, nicht einmal eine Mülltonne. Wohin aber sollen diese Urlauber ihre Chemietoiletten ordnungsgemäß entsorgen? Am oberen Ende der Straße stehe zwar eine Mülltonne, diese sei aber erfahrungsgemäß rasch gefüllt. Und dass irgendwer sein Geschäft im Gebüsch verrichtet oder gar, dass Vorgärten dazu herhalten müssen, will Häusler nicht erleben. „Uns hier stören nicht die Camper an sich, wohl aber das Ausmaß, das durch das neue Angebot zu erwarten ist.“
Als Stellplatz in der App ausgewiesen
Auf der Wohnmobilisten-App „Park4night“ ist die Straße Zum Torkel auch tatsächlich als Stellplatz für Urlauber ausgewiesen, allerdings bislang nur die alte Variante, also die Möglichkeit, zwölf Stunden lang am Straßenrand zu parken. Kommentare zeigen, dass sich die Urlauber an dieser Stelle ebenfalls eine bessere Infrastruktur wünschen.

Was ist also der Hintergrund der Entscheidung, die ehemalige Eselswiese zum Wohnmobilstellplatz zu machen? Die Bädergesellschaft Konstanz hat als Ziel, die „wilde Parksituation“ an dieser Stelle zu entzerren. In der Straße Zum Torkel stünden immer wieder Wohnmobile, zum Teil erlaubt auf dem Parkstreifen, zum Teil wild parkend. Diese Fahrzeuge wolle man nun auf dem Parkplatz bündeln, schreibt Christopher Pape, Sprecher der Stadtwerke und der Bädergesellschaft Konstanz (BGK), auf SÜDKURIER-Nachfrage. Ob dies gelinge, dazu gelte es nun Erfahrungen zu sammeln.
Vom Billig- bis zum Premium-Stellplatz
Der fehlenden Infrastruktur ist sich die Bädergesellschaft bewusst. Wohnmobilisten hätten sehr unterschiedliche Ansprüche. „Entsprechend unterscheiden sich die Wohnmobilparkplätze in ihrer Ausgestaltung vom Basic-Platz bis zum Premium-Platz“, so Pape. Am Bodensee gebe es alle Typen von Stellplätzen. Die Urlauber hätten also die Möglichkeit, sich vorab zu informieren und das passende Angebot auszuwählen. Auch hier gelte: „Wir beobachten allerdings die Entwicklung und das Verhalten genau.“
Ulrich Häusler wünscht sich, dass die BGK sich doch dazu entschließt, Entsorgungsmöglichkeiten für die Wohnmobil-Urlauber einzurichten. Und er hofft, dass der jetzige Entschluss der Parkplatz-Umwidmung nicht zu verschärften Stellplatzproblemen in der Hochsaison führt, wenn die Thermebesucher sich in seinem Viertel drängen. Aktuell bleibt ihm nur, abzuwarten. In der Nachsaison und im Herbst ist nicht damit zu rechnen, dass viele Wohnmobile den Parkplatz nutzen werden und dadurch die Problematik möglicherweise offensichtlich wird.