Darf man in Zeiten knapper Kassen bei den Kindern sparen? Diese schwierige Frage beschäftigt derzeit die Verwaltung und den Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen. Konkret geht es um die Zahl der Kindergartenbetreuungsplätze im laufenden Jahr. Das Sorgenkind ist der katholische Kindergarten St. Michael in Ludwigshafen. Die Frage: Braucht es eine fünfte Gruppe oder reicht dafür das Geld nicht?

Bettina Donath von der Gemeindeverwaltung präsentierte in der jüngsten Ratssitzung den Kindergartenbedarfsplan für das laufende Jahr. Demnach ist die Situation im Kindergarten Bodman durch den Ausbau der vierten Gruppe im vergangenen Jahr gut. Man habe 91 Plätze für Kinder über drei Jahren sowie zehn Krippenplätze. Derzeit gebe es keine Warteliste für Krippenkinder, im Bereich mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) gebe es eine kleine Reserve von sechs Plätzen.

Auch in der Kinderkrippe Schneckenhäuschen in Ludwigshafen bekommen laut Bedarfsplan alle vorgemerkten Kinder im Kindergartenjahr 2024/25 einen Platz. Vakanzen würden durch zwei neue Kräfte ab Januar abgebaut.

Zwölf Kinder kriegen in St. Michael keinen Platz

Sorgen macht hingegen in der Katholische Kindergarten St. Michael in Ludwigshafen. Aktuell ist der wegen des Neubaus vorübergehend in der Sernatingen-Schule untergebracht – und „restlos voll“, so Donath. Für zwölf neu angemeldete Kinder gebe es zwischen März und Sommer daher derzeit keinen Platz. Erst nach den Schulabgängen zum Kindergartenjahr 2025/26 hin sei wieder Platz für alle.

Ab Ostern wird zwar der Neubau mit Platz für fünf Gruppen bezugsfertig. Doch eine fünfte Gruppe würde zusätzliche Personal- und Betriebskosten von über 70.000 Euro pro Jahr bedeuten. Und die würde die Gemeinde gerne vermeiden.

Es geht auch um das Signal. Und an den Kindern zu sparen, ist den Bürgern gegenüber fatales ein Signal“, warnt Daniel Trisner (CDU).
Es geht auch um das Signal. Und an den Kindern zu sparen, ist den Bürgern gegenüber fatales ein Signal“, warnt Daniel Trisner (CDU). | Bild: rubEN* Seitz

Sie schlug stattdessen vor, „die Möglichkeit einer temporären Überlegung oder andere Alternativen“ zu prüfen, um eine fünfte Gruppe zu vermeiden. „Wir versuchen gerade, an allen Ecken und Ende Einsparmöglichkeiten zu finden„, begründete Bürgermeister Christoph Stolz den Beschlussvorschlag. Er betonte aber, die Verwaltung wolle die aktuelle Situation und alle denkbaren Optionen transparent zur Diskussion stellen.

Gemeinde schlägt vier Lösungen vor

Als Lösung listete die Gemeinde vier Möglichkeiten auf. Erstens eine temporäre Überbelegung in Kauf zu nehmen und zweitens die Eltern der zwölf Kinder um einigen Monate auf Sommer 2025 zu vertrösten. Bei der ersten Option spiele allerdings der Träger nicht mit, bei der zweiten sei ein Problem, dass einige der zwölf Kinder aktuell bereits in der Krippe und die Eltern berufstätig sind.

„Ist es angesichts unserer finanziellen Situation angemessen, diesen Engpass in Kauf zu nehmen?“, fragt Bürgermeister Christoph Stolz ...
„Ist es angesichts unserer finanziellen Situation angemessen, diesen Engpass in Kauf zu nehmen?“, fragt Bürgermeister Christoph Stolz die Räte. | Bild: Löffler, Ramona

Zur Diskussion standen daher nur die Möglichkeiten drei und vier: Entweder weichen die Kinder, die nicht bis Sommer warten können, in den Kindergarten nach Bodman aus, wo es zumindest noch sechs Plätze gibt. Oder es gibt eine fünfte Kleingruppe für die zwölf Kinder.

Ohne diese sei man laut Stolz für wenige Monate „auf Kante genäht“, in der übrigen Zeit sei der Platz ausreichend. „Aber wir müssen das abwägen gegen die finanzielle Lage der Gemeinde. Die große Frage lautet: Ist es angesichts unserer finanziellen Situation angemessen, diesen Engpass in Kauf zu nehmen?“, fragte Stolz ins Plenum.

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Kritik am Vorschlag der Verwaltung

Alessandro Ribaudo (CDU) kritisierte den Verwaltungsvorschlag. Dass Kinder in einem anderen Ortsteil als ihrem eigenen in den Kindergarten müssten, finde er schwierig. Es sei eine wichtige Erfahrung für sie, den Weg laufen zu können. „Wir nehmen den Kindern dadurch eine Möglichkeit und verpflichten gleichzeitig die Eltern zu etwas“, sagte er.

„Der Bau ist ja schon da. Ich fände es daher schwierig, dann nur wegen der Personalkosten Nein zu sagen“, sagt Alessandro Ribaudo (CDU).
„Der Bau ist ja schon da. Ich fände es daher schwierig, dann nur wegen der Personalkosten Nein zu sagen“, sagt Alessandro Ribaudo (CDU). | Bild: rubEN* Seitz

Das Thema Platzmangel verfolge die Gemeinde zudem schon seit Jahren. Eine solche Übergangslösung wäre für wenige Monate in Ordnung, doch das Problem wiederhole sich Jahr für Jahr. „Der Bau ist ja schon da. Ich fände es daher schwierig, dann nur wegen der Personalkosten Nein zu sagen“, stellte er klar. Man spare am falschen Ende. Zumal die Gemeinde selbst mit konstant hohem Bedarf rechnet angesichts des Zuzugs in den Baugebieten „Haiden“ und „Untere Kapellenäcker 2“, wie in der Sitzungsvorlage steht.

Stolz zeigte Verständnis für die Argumentation. Allerdings passe die Aussage, man spare am falschen Ende, bei nahezu jedem Thema. „Die Entscheidung tut so oder so weh, entweder finanziell oder pädagogisch“, beschrieb er das Dilemma.

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So entschieden die Räte am Ende

Dennoch schlossen sich mehrere Räte Ribaudos Argumentation an. „Es geht auch um das Signal. Und an den Kindern zu sparen, ist den Bürgern gegenüber ein fatales Signal“, warnte Daniel Trisner (CDU). Auch Alwin Honstetter (CDU) und Petra Haberstroh (FW) bekräftigten die Nachteile, wenn Eltern in den anderen Ortsteil fahren müssten.

Auf Vorschlag von Michael Koch (CDU), die nächste Sitzungs des Kindergartenkuratoriums abzuwarten, änderte Bürgermeister Stolz den Beschluss ab. Der Rat stimmte daher zu, die bestehenden Gruppen im Kindergarten Bodman sowie in der Kinderkrippe Schneckenhäuschen in den Bedarfsplan aufzunehmen. Die Frage, ob St. Michael eine fünfte Gruppe bekommt, wird hingegen bis nach der Kuratoriumssitzung vertagt.