Wer in diesen Tagen einen Nasenspray benutzt oder ein Allergiemittel, hat womöglich ein Produkt der Firma Aptar in der Hand. Und dieses Produkt könnte aus Eigeltingen kommen. Denn das weltweit tätige Unternehmen ist Spezialist für Dosier- und Verschlusssysteme.
Am Standort Eigeltingen, ebenso wie im Schwesterwerk im Radolfzeller Ortsteil Böhringen, gehe es praktisch ausschließlich um Dosiersysteme für die Pharmaindustrie, erklärt Thomas Klofac, Geschäftsführer der beiden Werke und Präsident des Bereichs Consumer Health Care im Gesamtunternehmen Aptar.
Weltweit sei man Marktführer, sagt Klofac weiter, und das Geschäft mit Zerstäubersystemen wachse stark. Die Darreichungsform der Zerstäubung sei bei vielen Medikamenten angenehmer, so seine Einschätzung. Und Allergien wie Heuschnupfen, für die Medikamente in die Atemwege gelangen müssen, nähmen zu.
Vor diesem Hintergrund ist die Großinvestition zu sehen, die das Unternehmen nun mit einem symbolischen Spatenstich in die Zielgerade geschickt hat. Etwa sechs Millionen Euro sollen in ein Customer Relation Center fließen, zu deutsch: in ein Zentrum für Abteilungen, die mit den Kunden aus der Pharmaindustrie in Kontakt stehen, wie es Klofac formuliert. Die ersten Erdarbeiten seien schon gelaufen, im Mai 2020 wolle man einziehen, erklärt der Geschäftsführer. Platz bieten soll das Gebäude für 85 Mitarbeiter, die teilweise aus bestehenden Gebäuden umziehen und teilweise neu dazukommen sollen.
Dabei hat in Eigeltingen alles relativ bescheiden angefangen. Vor etwa 30 Jahren habe das Unternehmen, damals noch als Erich Pfeiffer GmbH, zum ersten Mal einen Spatenstich in Eigeltingen gehabt. "Das sollte eigentlich nur eine verlängerte Werkbank sein", erklärt Klofac das Verhältnis zum älteren Standort in Böhringen. Mehrere Anbauten später habe das Eigeltinger Werk inzwischen etwa 500 Mitarbeiter und sei größer als der Standort in Böhringen, so der Geschäftsführer.
Die Innovationen am Standort
In den Neubau soll auch ein Labor für die Entwicklung einziehen. Stefan Ritsche, zuständig für Marketing und Entwicklung, erklärt, dort wolle man Markttrends erfassen. So habe man vor einiger Zeit einen Mehrfachapplikator für Augentropfen ohne Konservierungsstoffe entwickelt. Im Klartext: Nicht jede Dosis der darin enthaltenen Augentropfen ist einzeln verpackt, sondern man kann der Verpackung mehrere Dosen entnehmen.
Auch einen rein mechanischen mobilen Salzwasservernebler habe man entwickelt, der sehr leicht zu transportieren sei. Vieles, was in Eigeltingen entwickelt werde, werde auch dort hergestellt, so Ritsche, manches aber auch in anderen Aptar-Werken weltweit. Und: Bei den Herstellern rücke die Ästhetik der Verpackung immer mehr in den Vordergrund.
Gemeinde ist stolz auf die vielen Arbeitsplätze
Und was sagen die Vertreter der öffentlichen Hand zum Neubau? Eigeltingens Bürgermeister Alois Fritschi erklärte, die Gemeinde sei sehr stolz über die vielen Arbeitsplätze, die noch dazu weder Lärm noch Schmutz machen würden. Und der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle freute sich darüber, dass es im Landkreis Unternehmen wie dieses gebe, die so stark wachsen und investieren und in den Wettbewerb um gute Arbeitskräfte gehen. Nicht zuletzt komme dadurch Gewerbesteuer in die Gemeindekasse, sagte er zur Interessenslage von Kommunen und Kreis.
Entstehen soll nun ein modernes Bürogebäude mit offenen und transparenten Arbeitsplätzen und wenigen Einzelbüros, sagt Architekt Ludwig Schweiger. Zentrale Einrichtungen wie die Kantine sollen für die Mitarbeiter im Neubau durch eine Verbindung an den Bestand nutzbar sein. Und die Energie komme aus einem bestehenden Blockheizkraftwerk.
Das Ende der Fahnenstange ist mit diesem Neubau offenbar noch nicht erreicht. An beiden Standorten seien bereits neue Bauprojekte angedacht, erklärt Pressesprecherin Barbara Kühr auf Anfrage.
Das Unternehmen
Die Firma Aptar beschäftigt laut eigenen Angaben fast 14 000 Mitarbeiter in 18 Ländern. Hauptsitz ist Crystal Lake im US-Bundesstaat Illinois. Im Kreis Konstanz hat Aptar zwei Standorte, in Radolfzell-Böhringen (2300 Quadratmeter Produktionsfläche, etwa 300 Mitarbeiter) und in Eigeltingen (8000 Quadratmeter, etwa 500 Mitarbeiter). Der Neubau in Eigeltingen hat 2400 Quadratmeter Fläche. Generalunternehmer ist die Firma Züblin. (eph)