Aus Sicht mancher Gemeinderäte und Ortsvorsteher wieherte der Amtsschimmel jüngst im Gemeinderat beim Thema barrierefreie Bushaltestellen deutlich. So waren sich zwar alle Anwesenden einig, dass barrierefreie Bushaltestellen einen großen Mehrwert für die Bevölkerung darstellen. Und zwar egal, ob es dabei um Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Einschränkungen geht. Doch die Lösung der Verwaltung sorgte für Erstaunen.

Denn laut deren Plänen soll vorerst teils eine Seite von insgesamt 17 Haltestellen barrierefrei gestaltet werden. In die jeweils andere Fahrtrichtung hätten Fahrgäste weiterhin mit Barrieren zu kämpfen, was nicht allen Räten einleuchtete. Weitere 36 Haltestellen sollen vorerst gar nicht barrierefrei werden. Warum?

Darum kommen manche Haltestellen nicht in Frage

Wie so oft stehen sich Vorhaben, die in diesem Fall Barrierefreiheit ermöglichen, und die Realitäten vor Ort entgegen. Denn gerade in den engen und kurvigen Ortsdurchfahrten in Eigeltingens Ortsteilen mit vielen privaten Grundstückszufahrten ist die Umsetzung nicht leicht. Auch Kosten sind ein Thema.

„Es ist ein Wahnsinn, dass wir als Gemeinde zur Umsetzung verpflichtet sind“, sagt Bürgermeister Alois Fritschi angesichts der Kosten ...
„Es ist ein Wahnsinn, dass wir als Gemeinde zur Umsetzung verpflichtet sind“, sagt Bürgermeister Alois Fritschi angesichts der Kosten und fehlenden Unterstützung. | Bild: CDU

Das Ingenieurbüro Raff prüfte im Auftrag der Gemeinde, für welche Haltestellen überhaupt die Gemeinde die Kostenträgerschaft hat und welche daher überhaupt für einen Umbau geeignet sind. Besprochen wurden in der Sitzung daher 20 Haltepunkte an 17 Standorten. An 14 Standorten ist also nur eine Seite eingeplant. Erleichterung verschaffen will man an diesen Stellen sowohl bei den Einstiegshöhen, die zu überwinden sind, aber auch mit sensorischen Hilfen.

Der Grund für den nur teilweisen Umbau: Die nötigen Grundstücke sind nur an den 20 Orten bereits in Gemeindebesitz. Weitere 36 bislang nicht barrierefreie Haltestellen sind hingegen nicht in Gemeindeeigentum oder nicht rentabel.

„Für diese Bushaltestellen ist aufgrund der untergeordneten Funktion, bestehender Einschränkungen durch die örtlichen Gegebenheiten oder aufgrund anderer Kostenträgerschaft kein Umbau vorgesehen“, erläuterte Hauptamtsleiter Daniel Schweizer.

Das könnte Sie auch interessieren

Zudem gelten viele Voraussetzungen, damit eine Umsetzung von Barrierefreiheit überhaupt möglich ist. So braucht es zum Beispiel eine zwölf Meter lange gerade Strecke, geht aus den Sitzungsunterlagen hervor. „Gehbehinderte möchten keinen Anschlag und Sehbehinderte brauchen einen“, erklärte Ingenieur Markus Raff weitere Probleme und fügte an, dass auch die Zufahrten ein Problem bergen.

Kosten von 500.000 Euro, Umsetzung in zwei Schritten

Für den barrierefreien Ausbau der 20 Haltepunkte gibt es eine Kostenberechnung in Höhe von 487.900 Euro. „Wir rechnen damit, einen Zuschuss von maximal 75 Prozent zu bekommen. Aber der Zuschussbescheid liegt noch nicht vor“, teilte Christina Klaus, stellvertretende Hauptamtsleiterin, mit. Gleich nach dem Erhalt eines positiven Zuschussbescheids sollen die Maßnahmen vom Ingenieurbüro Raff ausgeschrieben werden.

Die Umsetzung soll dann schrittweise folgen. Denn, so Bürgermeister Alois Fritschi: „Für Eigeltingen ist das personell und finanziell eine Herausforderung, darum haben wir uns entschieden, den Ausbau der Haltestellen in zwei Bauabschnitte zu gliedern und somit auf zwei Haushaltsjahre zu verteilen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Bürgermeister spricht von „Wahnsinn“

Es sei „ein Wahnsinn, dass wir als Gemeinde zur Umsetzung verpflichtet sind“, ergänzte er. Man bleibe auf einer Viertelmillion Euro sitzen, unabhängig davon, wie viele Menschen einsteigen. Als Flächengemeinde treffe dies Eigeltingen besonders.

In diesem Jahr sollen zunächst die Haltestellen in Eigeltingen, Honstetten, Eckartsbrunn und Reute umgebaut werden. Bei diesem ersten Bauabschnitt rechnet die Verwaltung mit Kosten von 263.776 Euro.

Das könnte Sie auch interessieren

Dem Resümee von Gemeinderat Marc Schimpeler (UBL) konnten sich aber alle anschließen: „Wir müssen das machen und jetzt gibt es Zuschüsse. Und außerdem haben wir dann wenigstens angefangen, die Lage für unsere Einwohner zu verbessern.“