Eigeltingen hat sechs Ortsteile und einige Hofstellen, jeder hat seine besonderen Stärken. Seit der Eingemeindung wachsen sie immer mehr zusammen, das zeigt sich vor allem bei Schule und Feuerwehr, aber auch im ortsübergreifenden Zusammenwachsen von Vereinen, zum Beispiel bei Blasmusik und Fußball. Zwei, die dabei mithelfen, sind Sabrina Gerlach und Felix Wolpert.

Sabrina Gerlach ist Mitgründerin des Kinderturnens

Zu einer lebendigen Dorfgemeinschaft gehören viele helfende Hände, ist sich Sabrina Gerlach sicher. Die 30-Jährige zog im Alter von zehn Jahren mit ihren Eltern nach Eigeltingen. Auch ihre Mutter engagiert sich am Wohnort und so habe sie das quasi in die Wiege gelegt bekommen, erklärt Gerlach sich ihr eigenes Engagement. Zudem habe sie erfahren, wie Klassen- und Vereinskameraden ihr immer wieder eine Stütze waren und ihr Leben bereicherten.

Nun ist sie selbst verheiratet und hat zwei Kinder. Ihren Mann lernte sie über den Musikverein Eigeltingen kennen. Ihre aktive Mitgliedschaft dort mussten sie beide aufgeben, weil sie beruflich wie familiär gefordert und ein Jahr in München waren. „Wir sind aber keine Stadtmenschen, auf dem Dorf gefällt es und besser“, erinnert sie sich.

Sabrina Gerlach engagiert sich an vielen Stellen für die Dorfgemeinschaft. Das hat sie in die Wiege gelegt bekommen und gibt es auch an ...
Sabrina Gerlach engagiert sich an vielen Stellen für die Dorfgemeinschaft. Das hat sie in die Wiege gelegt bekommen und gibt es auch an ihre Kinder weiter. | Bild: Susanne Schön

Die pädagogische Fachkraft war Mitgründerin des Kinderturnens im Handball, das es seit rund zwei Jahren gibt. Im Handballverein ist sie ebenso wie in der Jugendfeuerwehr bereits als Jugendliche gewesen – auf Wunsch ihrer Schwester, erzählt sie. In der Jugendfeuerwehr sei sie lange an der Spitze tätig gewesen. Und noch immer sei sie bei den Aktiven.

Zudem sei ihre Familie zutiefst närrisch. Und so wundert es nicht, dass sie sich zur inoffiziellen Sprecherin der Marketenderinnen gemausert hat. Außerdem organisiert sie alljährlich mit ihrer Mutter die beliebten Adventsfenster. Zudem unterstütze sie ihren Mann, der stellvertretender Vorsitzender des Fußballvereins ist.

Engagement im Verein sorgt für Verwurzelung

Obwohl manches einfach zeitlich nicht mehr gehe, leistet sie noch immer viel. Warum? „Es ist schön, wenn die Kinder hören, dein Onkel, Vater oder Opa waren auch schon hier. Über die Vereine sind die Kinder im Dorf verwurzelt“, begründet sie. Zudem gebe die aktive Teilnahme am Dorfleben ihrer Familie Sicherheit. „Alle kennen uns und helfen den Kindern auch mal, wenn es Probleme gibt oder ich gerade nicht in Sichtweite bin“, berichtet Gerlach. Ihre Kinder gehen mit Kindern in die Schule, die sie von Geburt an kennen, diese Verlässlichkeit schätzt sie sehr.

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Darum rät sie allen auch Zugezogenen, sich im Dorf zu engagieren und Feste zu besuchen. „Fasnacht gehört zu unserer Kultur, wenn keiner mehr hingeht, stirbt sie aus“, betont sie beispielsweise. Viele Facetten von Sport über Kultur und Kirche bis zu Sozialem machten die Dorfgemeinschaft lebendig. „Da ist für jeden etwas dabei“, ist sie sich sicher und fordert alle auf, zum Gelingen beizutragen. Denn es brauche ein ganzes Dorf, um die Kinder zu erziehen, das besage ein afrikanisches Sprichwort.

Auch wer Eigeltingen nicht kennt, kennt oft die Lochmühle. Dort kann man viele Mühlräder bestaunen. Im Ortskern sind die meistens verborgen.
Auch wer Eigeltingen nicht kennt, kennt oft die Lochmühle. Dort kann man viele Mühlräder bestaunen. Im Ortskern sind die meistens verborgen. | Bild: Susanne Schön

Felix Wolpert kann der Unterschied zwischen Leben und Tod sein

Felix Wolpert kommt aus dem Eigeltinger Ortsteil Honstetten. Nach der Schule wehte ihm bei der Marine der Duft der weiten Welt um die Nase. Wieder in der Region ging es für ihn mit einer Ausbildung zum Rettungssanitäter weiter, als solcher arbeitet er nun. Die Feuerwehr Eigeltingen ist laut eigener Aussage froh, einen solch kompetenten Fachmann in ihren Reihen zu haben. Denn Felix Wolpert war maßgeblich an der Einführung und Ausbildung von Feuerwehrsanitätern und „Helfern vor Ort“ (HvO) beteiligt. Feuerwehrkommandant Ralf Martin lobt ihn: „Er ist voller Ideen und setzt diese auch konsequent um.“

Felix Wolpert gibt gerne etwas bei den „Helfern vor Ort“ zurück.
Felix Wolpert gibt gerne etwas bei den „Helfern vor Ort“ zurück. | Bild: Susanne Schön

Wichtig ist Felix Wolpert die gesundheitliche Versorgung von Feuerwehrleuten, denn „im Einsatz kann immer etwas passieren“, sagt er. Aber auch die Bevölkerung Eigeltingens liege ihm am Herzen. Denn gerade aufgrund der Topografie sei die Notfallversorgung in der großen Flächengemeinde an der Grenze des Landkreises selten in den Hilfsfristen gewährleistet.

Darum investiere er einen Großteil seiner Freizeit für die HvO. Quasi als eine Abteilung der Feuerwehr engagieren sich dort mit ihm 17 weitere Feuerwehrleute aller Abteilungen weit über den freiwilligen Feuerwehrdienst hinaus.

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Darum engagiert sich der 25-Jährige so sehr

Aber warum engagiert sich ein junger Mensch auch noch nach seinem Beruf, in dem er mit Krankheit und Tod umgeben ist, noch für die Gesundheit anderer? „Die Aufgaben der Feuerwehr sind komplex und werden immer anspruchsvoller“, erklärt er und fragt: „Was, wenn ein Kamerad angefahren wird, weil jemand die Straßensperre übersieht? Was, wenn ein Atemschutzträger kollabiert? Was, wenn beim Aufarbeiten vom Sturmholz etwas passiert oder bei einer Wettkampfübung eine Leiterstufe übersehen wird?“ Manchmal endeten die Verletzungen sogar tödlich, was er verhindern wolle.

Die HvO üben aber nicht nur intern intubieren, beatmen, reanimieren und den richtigen Umgang mit Knochenbrüchen, Hyperventilation und Herzinfarkten. „Sonst kann es sein, dass wir kommen, um den Keller auszupumpen, aber unsere Erfahrung nicht einsetzen, um dem Nachbarn zu helfen, der um sein Leben kämpft“, sagt er Wolpert. Deshalb seien auch die restlichen Feuerwehrleute sensibilisiert. Er sei sich bewusst, dass er auch im Ehrenamt der Unterschied zwischen Leben und Tod sein kann. Dafür opfere der 25-Jährige gerne seine Freizeit.

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Eigeltingen in Zahlen, Daten, Fakten

Kreis: Konstanz

Fläche in ha: 5927

Einwohner: 3835

Einwohner pro km²: 65

Durchschnittsalter: 43,5

Miete pro m²: 6,87

Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2705,30

Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3131,00

Pendler: 778 ein, 1727 aus

Bildung: Gemeinschaftsschule mit zwei Zügen von Klasse 1 bis 10

Bautätigkeiten: Aktuell wird das Baugebiet „Bollenberg Nord“ im Kernort Eigeltingen erschlossen. Hier werden insgesamt 26 Bauplätze über die nächsten fünf bis sechs Jahre veräußert. Die erste Vergabe-Runde wird im Herbst dieses Jahres mit sechs Bauplätzen starten. Für Interessen gibt es eine unverbindliche Interessentenliste, allerdings sei diese schon sehr voll. Die Erschließung weiterer Baugebiete sei derzeit nicht vorgesehen.

Bild 4: So machen wir Eigeltingen besser: Manchmal retten die helfenden Hände sogar ein Leben
Bild: Kerstan

Fernverkehr: nein

Regionalbahn: nein

Nahversorgung: ja. Es gibt einen Bäcker, einen Metzger, einen Getränke-Händler und einen Dorfladen.

Schwimmbäder: nein

Gastro: ja

Hausärzte: 1

Pflegeheime/Seniorenzentren: ja

Kitaplätze: Die Gemeinde bietet derzeit 115 Plätze für Kinder über drei Jahren, davon 75 im Kindergarten Löwenzahn und 40 im Waldkindergarten. Dazu kommen zwölf Plätze für Kinder unter drei Jahren im Kindergarten Löwenzahn. Der Kindergarten Gänseblümchen in Heudorf läuft momentan noch in Notbetreuung, der Start in den Regelbetrieb ist geplant. Außerdem gibt es zwei altersgemischte Gruppen mit je höchstens 22 Kindern ab zwei Jahren im katholischen Kindergarten St. Katharine in Honstetten. Beim Waldkindergarten sind noch rund 30 Prozent der Plätze frei, bei den anderen Angeboten sind keine Kapazitäten mehr frei.