Die 13 ist bei den Damen der Gruppe „Kreative Frauen von Aach“ keine mystische Pechzahl, sondern markiert ein erfreuliches Ereignis. Zum 13. Mal haben sie den Brunnen auf dem Mühlenplatz ihrer Heimatgemeinde liebevoll geschmückt und in einen Osterbrunnen verwandelt. Dafür wurden sie im Rahmen der feierlichen Eröffnung von Bürgermeister Manfred Ossola geehrt und mit einem kleinen Präsent belohnt. Und der Brauch breitet sich aus. Der Kronenbrunnen im Herzen von Gailingen wurde in diesem Jahr erstmals zum Osterbrunnen geschmückt und setzt ein leuchtendes Zeichen für den Frühling, für den Glauben – und vor allem für gelebte Dorfgemeinschaft.
Der Hauptgrund für das Schmücken der Dorfbrunnen lag Anfang des 19. Jahrhunderts vermutlich darin, den Brunnen als wasserspendenden und lebenswichtigen Bestandteil der Gemeinde zu ehren. Für die Aacher Initiatorinnen war der schöne Brunnen auf dem Mühlenplatz Anlass, ihren Brunnen für die Osterfeiertage zu schmücken. Der Brunnen steht auf dem Mühlenplatz, der seit seiner neuen Gestaltung und dem Ausbau des Vereinshauses mit einem wöchentlichen Markt und festlichen Veranstaltungen zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Gemeinde geworden ist. „Deshalb haben wir uns damals entschlossen, ihn für das Osterfest noch weiter aufzuwerten“, beschreibt Iris Bächler, die Initiatorin der Aktion.
Die Stadt Aach übernimmt die Kosten für das Material und den Blumenschmuck. „Aber das meiste machen wir selbst und freuen uns, wenn der Brunnen über die Osterfeiertage in seiner ganzen Pracht erstrahlt und signalisiert, dass endlich Frühling wird“, bezeichnen die Kreativdamen ihre Motivation. Aachs Bürgermeister Manfred Ossola lobte in seiner Vorstellung der Teilnehmerinnen: „Das Team setzt mit dem Schmücken des Osterbrunnens ein Zeichen von guter Gemeinschaft und vorbildlichem Gemeinsinn. Ich freue mich und mit mir alle Aacher Bürger, dass sie diesen schönen Brauch eingeführt haben und ihn auch weiterführen.“
Gailingen feiert Premiere des Osterbrunnens
Die Idee und Umsetzung des Gailinger Osterbrunnens lagen bei Heidi und Corina Hoche sowie Stefanie Kästner-Hartmann, die gemeinsam mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern rund 100 Stunden in Planung, Gestaltung und Ausführung investierten. Vom Basteln der Eierketten über das Kranzen bis hin zur Krönung mit dem Kreuz – alles wurde in liebevoller Handarbeit umgesetzt.

Bemalt wurden die rund 720 Eier von Bewohnern der Seniorenresidenz im Löwen sowie von den Kindern des Schulhorts Kindorado unter der Leitung von Dagmar Timeus. Unterstützung gab es auch von der Gemeinde, die die Materialkosten übernahm, sowie von örtlichen Betrieben: Die Firma Raimund Auer fertigte die Krone, Country-Gärtner Jean Michel Gagnon stellte das Grünmaterial zur Verfügung – Buchs, Eibe und Efeu. Daraus entstand ein liebevoll gestaltetes Gesamtkunstwerk mitten im Ort.
Ein österlicher Blick – mit Osteraugen
Am Palmsonntag wurde der Osterbrunnen im Anschluss an die Palmweihe von Pfarrer Claudius Stoffel feierlich gesegnet – unter großer Beteiligung der Bevölkerung. Bürgermeister Thomas Auer würdigte in seiner Ansprache das Engagement der Initiatorinnen und lud zu Wein und Hefezopf ein.
Pfarrer Stoffel griff die alte Wendung „Ich wünsche Dir Osteraugen“ auf – ein Brauch, der in ländlichen Gegenden vor allem in Bayern und Österreich bekannt ist. Wer sich am Ostermorgen mit frischem Wasser die Augen wäscht, dem soll ein klarer Blick, Gesundheit und geistige Frische geschenkt werden. So stehe das Wasser nicht nur für physische Lebensquelle, sondern auch als Symbol für innere Erneuerung und Hoffnung. Mit einer kleinen Geste – dem eigenen Augenwaschen – setzte Pfarrer Stoffel diesen Gedanken sichtbar um. Er wünschte allen österliche Kraft und österlichen Frieden.
Symbol für die Gemeinschaft im Ort
„Wir sehen so viele Trümmer, Ruinen und unfassbares Leid. Das ist die Frucht des Unfriedens“, sagte Stoffel mit Blick auf die Krisen dieser Welt. „Aber wir in Gailingen dürfen auf den österlich geschmückten Brunnen schauen – als Zeichen des Friedens und der Hoffnung.“ Mit dem Friedensgebet des Heiligen Franz von Assisi schloss er die Segnung – ein Moment der Besinnung und Gemeinschaft.