„Ich bin ein Engener“ – steht auf der Urkunde zu lesen, die Bürgermeister Frank Harsch am Rosenmontagsmorgen in der Stadthalle überreicht bekam. Ehrenzunftmeister Rudolf Waldschütz übernahm die Aufgabe der nicht ganz ernst gemeinten Einbürgerung im Rahmen der närrischen Ratssitzung. Mit der neuen „Stadtangehörigkeit“ seien verschiedene Pflichten verbunden, unter anderem der Eintritt in sämtliche Engener Vereine. Harsch nahm nicht nur das mit Humor, sondern stellte auch unter Beweis, dass ein protestantischer Schwabe, der bis vor kurzem nichts mit der Fasnacht am Hut hatte, durchaus allefänzige Reden schwingen kann.
Auch im zweiten Jahr als Engener Bürgermeister sei er in der Fasnacht noch ein bisschen verloren und werde zurecht von den Narren abgesetzt, so Harsch. Er nutzte das närrische Podium und warb mit einem Seitenblick auf das in die Kritik geratene Stadtgespräch mit Gabriele Krone-Schmalz am Aschermittwoch für die Meinungsfreiheit. Er erlebe gerade einen Shitstorm, also eine Welle der Entrüstung. „Gib dem Worte eine Chance“, so Harsch in seiner Büttenrede. Er bitte um dieselbe Freiheit seine Meinung zu äußern, wie man sie auch den Narren zugestehe.
Säckelmeister Dominik Grömminger gestand, dass er bei seiner Rede im vergangenen Jahr noch etwas zurückhaltend gegenüber dem damals neuen Bürgermeister gewesen sei. Damit sei jetzt Schluss und er wolle Frank Harsch direkt zum närrische Büttel erklären, denn: „Närrisch geht´s im Rathaus immer zu“, so Grömminger. Dabei sprang er dem Schultes und seinem Stadtgespräch bei: „Ich find´seine Haltung wirklich gut“, so Grömminger und anzuecken sei schließlich auch eine närrische Tugend.
Der Jugendgemeinderat im Häs
Wichtige Tipps für die Stadtverwaltung hatte Grömminger ebenfalls im Gepäck. So sollte es die Stadt mit dem Nachwuchs für den nun aufgelösten Jugendgemeinderat so halten wie die Narren, die ihre Kinder von Anfang an ins Häs steckten, so dass die gar nichts anderes kannten.
Letzte Sitzung von Zunftmeister Sigmar Hägele
Zunftmeister Sigmar Hägele, der sein Amt in diesem Jahr weitergibt, leitete die närrische Ratssitzung zum letzten Mal. Mit der Rathausübernahme seien die Narren vor tausend ungelösten Fällen im städtischen Chaos gestanden, beklagte Hägele. Darunter das lange Warten auf die Sanierung des Busbahnhofs und der Breitestraße, bei der immer wieder die Bahn im Weg stehe.
Am Allerschlimmsten sei jedoch, dass Neuhausen noch immer als einziger Teilort keinen Brunnen habe - obwohl das doch ein Wahlversprechen des neuen Bürgermeisters gewesen sei. So hätten die Narren gar keine Lust mehr im Rathaus zu regieren, es sei höchste Zeit, dass die Verwaltung am Aschermittwoch wieder zurückkomme, so Hägeles Bitte.
Die Verwaltungsmitarbeiter hingegen hatten die Zeit ohne Ämter genutzt und fleißig getextet und gesungen. Unter der Leitung von Marianne Wikenhauser an der Gitarre sangen sie ein wahres Loblied auf die Männer vom Engener Bauhof und dessen neuen Leiter Fabian Klöpfer. Sie machten in ihren vielen Einsätzen die Nacht zum Tag. Mit einer eigens gedichteten Version des Hits „Die Hände zum Himmel“ sorgten die städtischen Mitarbeiter schon am Morgen für ausgelassene Partystimmung.

Nicht nur der Bürgermeister nutzte die Bütt für seine Zwecke, sondern auch Anneliese Pfannkuchen und Ulrika Hirt, die als alte Damen am Rollator die fehlende Beleuchtung beklagten. In Engen sei es aus Sparzwang so dunkel, dass man gar nicht mehr sehe, wo man hinlaufe, so die beiden. In der Altstadt sei es finster, dafür leuchte die Matthias-Distler-Gedächtnis-Halle besser bekannt als Anne-Frank-Halle die ganze Nacht, so deren Kritik. Die beiden alten Damen gaben sich nicht nur wortstark, sondern ließen sogleich auch Taten folgen und starteten eine Petition gegen die spärliche Stadtbeleuchtung.
Der Hegauer Narr vergeigt selten etwas
Das Narrentreffen Ende Januar zum 150. Jubiläum der Narrenzunft Engen hallte bei der Ratssitzung noch positiv nach. „Das Fest hat gezeigt, dass der Narr selten etwas vergeigt“, so der Säckelmeister in seiner Büttenrede. Mehr mit einem Augenzwinkern wurde der große Aufwand für das Sicherheitskonzept kritisiert, das letztlich sehr viel Lob bekommen hat. Ein großes Lob gab es schließlich noch von Zunftmeister Hägele für Dominik Grömminger, der besonders viel für das Gelingen des Narrentreffens geleistet habe.