Mit zahlreichen Projekten und Veranstaltungen hat der Engener Jugendgemeinderat die Stadt Engen bereichert. Doch sind die Jugendlichen an der politischen Arbeit des Gremiums überhaupt noch interessiert? In der aktuellen Wahlperiode lag die Wahlbeteiligung bei rund 18 Prozent. Dabei ermöglichte der Jugendgemeinderat in seiner fast 20-jährigen Existenz die Organisation einer Vielzahl an Projekten, wie beispielsweise dem Skatepark oder dem Flow Festival. Doch wie kann man dem schwindendem Interesse der Jugendlichen entgegenwirken, damit solche Projekte weiterhin organisiert werden können?
Daniela Stoitzner ist Wirtschaftslehrerin am Gymnasium Engen und kann einen Einblick von außen gewähren. Sie rate zu mehr Transparenz und dass die Chancen, die sich durch die Beteiligung am Jugendgemeinderat ergeben, bewusster gemacht würden.
„Die Kandidaten müssen sichtbarer sein“, sagt die 15-jährige Schülerin Lea Gebauer und spricht das mangelnde Wissen über die Aufgaben des Jugendgemeinderates an. Sie schlage vor, dass sich die Kandidaten in den betreffenden Schulen vorstellen. So gewinnen die jugendlichen Wähler einen direkten Eindruck von den Kandidaten, wodurch eine Entscheidung bei der Wahl leichter fallen würde. „Möglicherweise würde dadurch eine gewisse Nähe zu den Kandidaten und dem Jugendgemeinderat entstehen“, sagt sie.
„Der Jugendgemeinderat fördert vor allem die politische Bildung und bietet eine Einstiegsmöglichkeit in die Kommunalpolitik“, sagt Daniela Stoitzner. In einer Demokratie sei politische Bildung auch in jungem Alter erforderlich, weshalb Engen den Jugendgemeinderat, trotz niedriger Wahlbeteiligung, aufrechtzuerhalten, so die Lehrerin. Dabei sei es wichtig zu beachten, dass es sich hierbei um ein neueres Prinzip handle, welches dementsprechend Zeit brauche, um sich zu etablieren.
Darauf zurückzuführen wäre beispielsweise die geringe Anzahl an Jugendgemeinderäten im Landkreis Konstanz – nämlich neben Engen noch in Singen, Radolfzell und Konstanz. Lizge Günes Schülersprecherin der Realschule Engen, hebt die Befürchtung vieler Jugendliche hervor, dass ihre Stimme in der Masse der Wähler versinke, wodurch viele den Sinn, wählen zu gehen, nicht sehen würden. Und Daniela Stoitzner betont, dass sich die meisten Kinder und Jugendliche gar nicht bewusst seien, welche politischen Optionen sie hätten.
„Wären sie sich ihren Optionen bewusster, dann wäre es den Jugendlichen noch leichter, ihr Umfeld nach ihren Vorstellungen zu gestalten und zu prägen. Dafür wäre es nötig, dass Jugendliche Eigeninitiative zeigen und so das allgemeine politische Desinteresse überwunden wird“, sagt Stoitzner.
Nun müsse man abwarten, welchen Einfluss die Einführung der digitalen Wahlen haben wird. Die digitalen Wahlen werden im Januar 2025 eingeführt. Lea Gebauer erwarte mehr Wahlbeteiligung durch den neu gewonnenen Wahlkomfort. Alexa Stärk, Vorsitzende des Jugendgemeinderates, meint: „Die Wahlbeteiligung war schon immer nicht außergewöhnlich hoch, deswegen erhoffen wir uns jetzt durch die digitalen Wahlen, eine höhere Beteiligung“.

Denn der Jugendgemeinderat könne durchaus viel bewegen. „Man kann eigentlich jede Idee umsetzen“, betont Alexa Stärk. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Flow-Festival, das jedes Jahr auf die Beine gestellt wird. Ebenso organisierte der Jugendgemeinderat schon ein Workshop für politische Bildung, bei dem es sogar zu einer Anhörung bei einer Podiumsdiskussion kam. „Der Jugendgemeinderat kann für die Jugendlichen viel bewegen“, weiß Alexa Stärk.
Jakob Vahl und Sovay Brooker haben bei der SÜDKURIER-Redaktion Singen/Hegau ein Praktikum im Rahmen der Berufsorientierung am Gymnasium, kurz Bogy, absolviert.