Der Ferientourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde Gaienhofen. Wie der Tourismusbericht 2024 zeigte, wurden vor Ort über 26 Millionen Euro brutto in dieser Branche umgesetzt. Das führt nun dazu, dass immer mehr Wohnungen umgenutzt werden sollen: Im Rathaus Gaienhofen liegen „massive Anhäufungen von Anträgen für Umnutzungen“, sagte Bürgermeister Jürgen Maas in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Darunter gebe es auch Agenturen, die ganze Wohnhäuser aufkaufen würden, sie in Ferienwohnungen umwandeln – und damit auch den in Gaienhofen bereits knappen Wohnraum zusätzlich einschränken.
Mittlerweile hat der Rat nahezu jeden Monat darüber zu entscheiden, Wohnräume in Ferienwohnungen umzuwidmen. Denn waren der große Gewinner der Feriensaison 2024: In diesem Segment stiegen die Zahlen an Übernachtungen um neun Prozent auf über 50.000 an.
Doch erneut lehnte der Gemeinderat Anträge für drei Umwandlungen ab. Und das obwohl der Tourismus auch die Stadtkasse klingeln lässt: Allein mehr als 458.000 Euro flossen im vergangenen Jahr über die Kurtaxe in den Haushalt der Gemeinde.
Was wiegt mehr: Tourismus oder Wohnraum?
Dem Rat sei bewusst, dass die Gemeinde vom Tourismus lebt, sagte Bürgermeister Jürgen Maas – auch von den Ferienwohnungen. Bisher habe der Gemeinderat aber noch kein System entwickelt, nach welchen Kriterien er weitere Ferienwohnungen billigen und genehmigen soll. Und ob es rechtlich möglich sei, Menschen, die hier leben und ihr Eigenheim durch Vermietung einer Ferienwohnung mitfinanzieren, einzuschränken. Gleichzeitig gebe es den Trend, dass Agenturen Wohnhäuser aufkaufen und in Ferienwohnungen umwandeln, sagte Jürgen Maas.

Im Herbst habe die Verwaltung aus dem Rat den Auftrag mitgenommen, wie man diesen Markt steuern und dieses Ziel juristisch absichern könnte, sagte Maas. Er hoffe, dass er im Juni die Ergebnisse vorlegen kann. Da vom Gemeinderat bisher kein Grundsatzbeschluss vorliege, verfahre die Gemeinde nach Regeln aus den Bebauungsplänen: Sei sie anhand der Bebauungspläne dazu verpflichtet, so werde die Gemeinde die Umnutzung zulassen, sagte Maas.
Schon betrieben, nicht genehmigt
Der Verwaltung lagen zwei Anträge von Umwidmungen vor. Im Bereich des Gaienhofener Bebauungsplans „Kohlgarten/Im Riemen“ sollten in einem Zweifamilienwohnhaus die Erdgeschosswohnung und im Keller ein Büro in zwei Ferienwohnungen umgewandelt werden. Im Bereich des Bebauungsplans „Grabäcker“ in Hemmenhofen ging es um eine weitere Wohnung in einem Wohnhaus, aus der eine Ferienwohnung werden soll.
Für die Anträge aus dem Bebauungsplan „Kohlgarten/Im Riemen“ hätte es einen Befreiungsantrag für die notwendigen Stellplätze bedurft. Der Bauantrag lief auch Gefahr, den Gebietscharakter zu verändern. Mechtild Biechele (FW) erinnerte an die Planungen in diesem Gebiet: Der Gemeinderat habe sich damals bewusst dafür entschieden, dass es dort nur zwei Wohneinheiten geben sollte. Nun verlange der Bauherr, die bereits betriebenen Ferienwohnungen im Nachhinein zu legitimieren.
Ganz bewusst habe sich die Gemeinde bei der Erstellung des Bebauungsplans auch dafür entschieden, dass das Gebiet nur für Familien erschlossen werden soll, um diese im Ort halten zu können. Luxusferienwohnungen dienen ihres Erachtens nicht der Ansiedlung junger Familien, sagte Biechele. Dadurch sei der Sinn und Zweck dieses Bebauungsplans nicht mehr gegeben. Einstimmig lehnte der Gemeinderat daher die Umwidmung für beide Ferienwohnungen ab.
Ausnahme im reinen Wohngebiet? Rat lehnt ab
Auch beim Umnutzungsantrag aus der Teilortschaft Hemmenhofen gab es Zweifel. Das Gebäude mit sechs Wohneinheiten liegt im Bebauungsplan Grabäcker. Da die von der Umwidmung betroffene 55 Quadratmeter große Dachgeschoss-Wohnung in einem reinen Wohngebiet liegt, benötigte der Antrag nach Sicht der Verwaltung eine Ausnahme für kleine Beherbergungsbetriebe.
Der Plan sieht jedoch vor, dass dort nur eine allgemeine Nutzung zulässig ist. Das Landratsamt könnte somit das Einvernehmen entziehen, da sich ein kleiner Beherbergungsbetrieb der Festsetzung nicht unterordnen könne, sagte der Leiter des Bauamts, Michael Martin. Der Rat lehnte auch hier die Umnutzung einstimmig bei einer Enthaltung ab.