„Viel Regen und ständig negative Schlagzeilen über Hochwasser und eine Schnakenplage hatten sich auf den Tourismus in der Bodensee-Region ausgewirkt“ – so eröffnete Sabine Giesler ihren Tourismusbericht 2024 jüngst vor dem Gemeinderat in Gaienhofen. Die Leiterin der Tourismus-Information berichtete, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Übernachtungen gezählt wurden. Doch der Höhepunkt war im Jahr 2023 erreicht, 2024 gingen die Zahlen zurück.
Im vergangenen Jahr seien die Ankünfte um 3,9 Prozent zurückgegangen auf 61.960 Ankünfte. Wichtiger für den Tourismus seien die Übernachtungszahlen, da diese für die Wirtschaftskraft in der Gemeinde relevant seien, sagte Giesler. Auch dort wurde jedoch ein Rückgang um 4,6 Prozent auf 294.270 Übernachtungen verzeichnet. Dabei gibt es einen bemerkenswerten Trend zu Ferienwohnungen und drei mögliche Gründe für die gesunkene Nachfrage.
Die Gäste bleiben kürzer
„Die Anzahl der Übernachtungen ist stärker zurückgegangen als die Zahl der Ankünfte“, sagte Giesler. Das bedeute, dass die Gäste kürzer in Gaienhofen bleiben. In der Statistik waren sämtliche Arten der Unterkünfte verzeichnet.
Mit nahezu einem Drittel fanden in Gaienhofen die meisten Übernachtungen in den Hotels und in den Gasthäusern statt. 20 Prozent der Übernachtungen wurden auf den Campingplätzen registriert. 17 Prozent der Übernachtungen waren in lokalen Ferienwohnungen untergebracht. Nur noch drei Prozent in Privatzimmern und Pensionen, den gleichen Anteil zählten die Jugendhäuser und Vereinsheime.
Das Statistische Landesamt lieferte zudem die Zahlen der Übernachtungen in den Zeitwohnungen in Gaienhofen mit 20 Prozent sowie der Dauercamper mit fünf Prozent. Diese beiden letzten Pauschal-Werte seien aber unabhängig von den touristischen Faktoren und blieben unberücksichtigt, erklärte Sabine Giesler. Ohne diese Werte verzeichnete die Gemeinde somit einen Rückgang um 5,7 Prozent auf 220.818 Übernachtungen.
Kuriose Entwicklung bei Ferienwohnungen
Ein Kuriosum der Statistik für das Jahr 2024: Obwohl die Anzahl der Übernachtungen in fast allen Arten der Unterkünfte signifikant zurückging, verzeichneten Ferienwohnungen einen Anstieg von über neun Prozent. Mit über 50.000 Übernachtungen hatte diese Art von Unterkunft 2024 einen Höchststand erreicht.
Am schlechtesten lief es für die Campingplätze, da diese vom Wetter abhängen, sagte Giesler. Dort wurde ein Rückgang um 15 Prozent verzeichnet. Das waren rund 10.000 Übernachtungen weniger als im Vorjahr 2023. Zwar konnten die Hotels und Gasthäuser im Sommer 2024 den Schlechtwettertrend wieder wett machen. Doch auch deren Ergebnis fiel um 4,9 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2023 ein.
Die Natur macht nicht mit
Drei Ursachen machte Sabine Giesler für den Rückgang ausfindig: das schlechte Wetter sowie negative überregionale Berichterstattungen über das Hochwasser und die Schnakenplage in der Bodensee-Region.
Sie wirkten sich stark auf das Campen in der Gemeinde aus: Im Juni 2024 brachen in diesem Segment die Übernachtungen um 66 Prozent ein und im September um 36 Prozent. Zwei Wellness-Hotels sowie touristische Sonderprogramme und zwei wetterunabhängige Museen konnten die Saison verlängern und den Rückgang über den Herbst und Winter ausgleichen. Viele Gäste und Vermieter bedauerten jedoch die Schließung der Gaienhofener Museen ab November.
Kurtaxe-Steuer bringt trotzdem mehr Geld
Die Tourismus-Information verzeichnete außerdem einen deutlichen Zuwachs ausländischer Gäste, vornehmlich aus der Schweiz, und einen Rückgang inländischer Gäste um neun Prozent auf 83 Prozent. Im Durchschnitt belief sich die Dauer des Aufenthalts auf 3,6 Tage. Dieser Wert sei für ein Zweit- und Kurzurlaubsziel typisch. Er spreche aber auch dafür, dass Urlauber wegen des schlechten Wetters früher abgereist seien, sagte Giesler. Im Landkreis betrage der durchschnittliche Aufenthalt 2,8 Tage und in Baden-Württemberg 2,5 Tage.
Bei der Wertschöpfung des Tourismus für die Gemeinde orientierte sich Sabine Giesler an einer Studie vom Deutschen wissenschaftlichen Institut für den Fremdenverkehr. Sie ermittelte, so Giesler, die durchschnittlichen Ausgaben der Touristen in der Bodensee-Region und teilte sie nach Marktsegmenten ein. Auf Gaienhofen angewendet betrug der Bruttoumsatz rund 26 Millionen Euro, von denen die Hotels und Gasthäuser am meisten profitierten. Das Gastgewerbe profitierte mit 52 Prozent, der Einzelhandel mit 26 Prozent und die Dienstleistungen mit 21 Prozent.
Trotz Rückgang der Übernachtungen konnte die Gemeinde ihren Steueranteil durch die Kurtaxe um 5,5 Prozent auf 578.000 Euro steigern. Im Jahr zuvor erhöhte die Gemeinde die Kurtaxe im Sommer von 2,50 Euro auf 2,80 Euro und im Winter von 1,50 Euro auf 1,80 Euro pro Übernachtung. Von den Kurtaxen-Einnahmen gingen nahezu 120.000 Euro für die Bodensee West Card, einem Service für Touristen im Landkreis.