Trocknet der Bodensee aus? Diese Sorge treibt aktuell unter anderem eine große überregionale Boulevardzeitung um. Doch auch die Menschen in der Region sind von dem Niedrigwasser am See fasziniert. Eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung oder dass gar der See komplett austrocknet und Freizeitangebote und Tourismus mit ihm versickern, besteht jedoch noch lange nicht.
Die Tatsache ist, dass der Wasserstand im Vergleich zum langjährigen Mittel zum aktuellen Zeitpunkt etwas geringer ist. Am Mittwoch, 9. April, lag der Pegel in Konstanz laut Landesanstalt für Umwelt Baden-Württembergbei 2,72 Metern – normal sind um diese Jahreszeit etwa drei Meter. Anwohner des Bodensees kennen solche Ereignisse – alle paar Jahre fallen die Pegel mal höher oder niedriger aus. Mitunter werden auch schon einmal größere Bereiche trocken gelegt. So auch derzeit, wo der Pegel aber immerhin nur noch knapp über dem Minimalwert für diese Jahreszeit zwischen 1981 und 2024 liegt.
Kein Wasser im Hafen Horn
Entlang des Unterseeufers zeigen sich ausgetrocknete Uferzonen oder Hafenbereiche. Zum Beispiel auf der Höri. In Horn kann praktisch kein Boot im Hafen festmachen, weil schlichtweg kein Wasser vorhanden ist. Ganz am Ende des Steges, wo sich die sogenannte Halde – der Übergang vom Flachwasserbereich zu tieferen Zonen – befindet, geht es gerade noch so. Das ist auch in der Gemeinde Moos so. Am Steg in Iznang sind lediglich die vor der Halde befindlichen Schwimmstege für Boote ansteuerbar. Der Rest des Steges wird nur noch von wenig oder gar keinem Wasser umspült. Die Bojenfelder sind derzeit ebenfalls nicht nutzbar, wie Hafenmeister Martin Graf auf Nachfrage bestätigt.

Das gilt auch für den alten Hafen in Moos. Der lang gestreckte Anlegebereich entlang der Pappelallee ist teilweise bis auf den Grund trocken. Dank der Ausbaggerung des neuen Hafenbeckens im Jahr 2023 könnte man aber zurzeit durchaus so manches Boot zu Wasser lassen.
Dennoch geschieht das kaum: „Wir haben gar keine Nachfrage“, berichtet Graf. Das gilt seines Wissens auch für andere Häfen am Untersee: „Da geht nicht viel“, sagt er. Dabei könnte bei dem derzeitigen Wasserstand von 1,05 Meter im Hafen von Moos „über die Hälfte der Boote in das Wasser“, erklärt der Hafenmeister. Damit liegt der Pegel nach seinen Aufzeichnungen rund einen halben Meter tiefer als im vergangenen Jahr. Aber auch in der längeren Rückschau betrachtet der Hafenmeister den Wasserstand als „extrem niedrig“, wie er feststellt.
Kein Niederschlag in Sicht
Besser werden die Bedingungen in den nächsten Tagen voraussichtlich nicht. Meteorologen gehen derzeit davon aus, dass erst in der nächsten Woche mit moderaten Niederschlägen in Süddeutschland zu rechnen ist. Für Martin Graf und seine Kollegen rund um den See wird sich die Arbeit beim Kranen – also das Zuwasserlassen eines Bootes – daher vermutlich auf ein immer kleiner werdendes Zeitfenster verdichten, wie er ahnt. So langsam sollte es mal losgehen, sagt er mit Blick auf diese Tätigkeit.

Besonderer Anblick – und besondere Erlebnisse
Aus Sicht der Touristiker ist der aktuelle Wasserstand lediglich durch negative überregionale Berichte getrübt. In der Tourist-Information in Gaienhofen sind nach einem Artikel in der Boulevardpresse bereits Anfragen hinsichtlich des niedrigen Wasserstandes eingetroffen, wie die Leiterin Sabine Giessler auf Nachfrage berichtet.
Dabei haben die aktuellen Wetterbedingungen aus ihrer Sicht durchaus ihre guten Effekte: „Die Touristen, die aktuell da sind, genießen das tolle Wetter und die recht speziellen Aussichten auf den extremen Wasserstand. Das ist doch für die Gäste recht spannend! Da sie nicht baden gehen, sondern eher wandern und radeln, ist der Wasserstand im Moment für die Touristen noch gar nicht gravierend“, stellt sie fest.
Start der Bootssaison war schon oft spät dran
Die Schifffahrt ist laut ihrer Auskunft nur bedingt eingeschränkt. So sollen alle Rundfahrten der MS Seestern zu Ostern am Steg in Gaienhofen stattfinden. Die Schifffahrt Untersee und Rhein wird kurzfristig darüber informieren, ob es zu Einschränkungen kommt. Der Bootsverleih in Horn kann seinen Betrieb zu Ostern aus den genannten Umständen allerdings nicht beginnen. „Das war aber schon oft zu Ostern der Fall“, erklärt die Leiterin der Tourist-Information.
Grundsätzlich zeigt sie sich noch nicht verunsichert, was die Saison angeht: „Mal sehen wie es weiter geht mit dem Wasserstand. Ich möchte da keine Prognose abgeben, da sich im April und Mai immer noch einiges ändern kann. Daher bleiben wir positiv. An Ostern soll es ja regnen“, sagt sie.