Ein dichtes Gedränge am Radolfzeller Seeufer, ausgelassene Stimmung bei guter Musik, ein volles Münster und viele helfende Hände an den Ständen der Vereine – es ist diese Mischung, die das Radolfzeller Hausherrenfest ausmacht und auch in diesem Jahr prägte. Gleichzeitig konnte das Fest nicht so stattfinden, wie es ursprünglich geplant war. Während das Wetter es in der Vergangenheit überwiegend gut mit dem Hausherrenfest meinte, sorgten Regen und Sturm dieses Mal für einige Änderungen und Einschränkungen.
So wurde schon am Samstag das Galakonzert des Jugendblasorchesters, das die Festlichkeiten auf dem Marktplatz feierlich hätte eröffnen sollen, abgesagt. Am Hausherrensonntag wurden das Seeufer zudem am Abend geräumt, Segeldefilee und Gondelkorso abgesagt und das große Feuerwerk auf den Montagabend verschoben. Dort konnte es zwar nach viel Regen tatsächlich stattfinden, am Nachmittag davor wurde das Festgelände aufgrund des Wetters aber erneut vorübergehend geschlossen, ehe ab 17 Uhr weitergefeiert werden konnte.
Herausforderung durch viel Regen
Entsprechend zwiegespalten fällt die Bilanz zum diesjährigen Hausherrenfest aus. „Es lief gut und wir sind zufrieden“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. Zwar sei die Wetterlage für das Fest eine große Herausforderung gewesen. Sicherheitsbesprechungen müssten in einem solchen Fall enger und häufiger stattfinden.
Gemeinsam mit dem Ordnungs- und Sanitätsdienst, der Polizei, der Feuerwehr, den Bereichsleitern der bewirtenden Vereine sowie in Bezug auf die Absage des Segeldefilees und des Gondelkorsos auch dem Kanu- und Yacht-Club und der DLRG sei die Situation bewertet und es seien Entscheidungen getroffen worden.
So habe man sich gut auf die Wetterbedingungen einstellen können. „Beim Veranstaltungsabbruch am Sonntag und der Unterbrechung am Montag verliefen die Räumungen des Geländes schnell und sicher, sodass niemand zu Schaden kam und die Vereine ihr Material rechtzeitig sichern konnten“, so die Stadtverwaltung.
Kirchlicher Teil ohne Einschränkungen
Nicht von Planänderungen betroffen war der kirchliche Teil des Festes, Gottesdienste und Prozessionen konnten wie gewohnt stattfinden – auch, wenn die Pilger aus Moos bei ihrem Weg über den See sowie durch Radolfzell zum Münster dem Regen trotzen mussten.
Pfarrer Heinz Vogel blickt aus kirchlicher Sicht positiv auf die vergangenen Tage zurück: „Ich bin sehr zufrieden und beseelt“, erklärt er zum bereits siebten Hausherrenfest, das er begleitet. „Es ist toll, wie alles ineinander gegriffen hat.“ Die Abstimmung mit allen Beteiligten habe gut funktioniert und es seien zahlreiche Menschen zusammengekommen – aus unterschiedlichen Bereichen der Stadt und egal welchen Glaubens. „Es war herzlich“, so der Pfarrer. „Das war eine ganz wunderbare Feieratmosphäre.“
Einbußen bei den Vereinen
Die Vereine am Seeufer haben dagegen den Regen und seine Folgen direkt zu spüren bekommen – und das hat Folgen: „Finanziell haben wir natürlich extreme Einbußen, weil uns die zwei starken Abende gefehlt haben“, bilanziert zum Beispiel Janik Kaiser von der Radolfzeller Stadtkapelle. Auch Frank Schweitzer, Vorsitzender des Musikvereins Böhringen, berichtet von fehlenden Einnahmen. Er schätzt, dass ein Drittel weggefallen sei.
Die vorübergehende Schließung des Festgeländes am Montagnachmittag sei genau in die Zeit gefallen, „wo die Radolfzeller normalerweise Feierabend machen und zum Fest gekommen wären. Das hat schon sehr weh getan“. Er verstehe, dass jemand die Verantwortung übernehmen müsse und dass auch unklar gewesen sei, wie sich das Wetter tatsächlich entwickeln würde. „Aber es haben sich schon viele gefragt, ob so eine harte Maßnahme nötig war.“
Laut der Stadtverwaltung ist das der Fall gewesen: Im Nachhinein lasse sich „ganz klar sagen, dass alle ergriffenen Maßnahmen notwendig waren und zum richtigen Zeitpunkt stattfanden“. Allerdings sei es für die Zukunft wichtig, „die Entscheidungsprozesse für die Besucher noch transparenter zu gestalten, da wir manchmal das Gefühl hatten, dass der Grund für die ergriffenen Maßnahmen nicht immer vollständig verstanden wurde“. Hier wolle die Stadt zukünftig auf eine verstärkte Kommunikation achten.

„Wenn es so bleibt, bleiben wir auch“
Trotz der Einschränkungen und Einbußen fällt die Bilanz des Musikvereins Böhringen insgesamt nicht schlecht aus: „Wir sind zufrieden soweit“, sagt Schweitzer. Der Arbeitseinsatz mache Spaß, der Platz an der Mole sei sehr schön. „Wenn es so bleibt, bleiben wir auch“, blickt er so schon in die Zukunft. Außerdem sei die Umstellung des kulinarischen Programms am Stand des Musikvereins, der in diesem Jahr statt Pommes und Würsten eine vegetarischen Variante zum beliebten Ochsenfetzen sowie Pasta und Wurstsalat anbot, gut angekommen. „Grundsätzlich haben wir da nur gute Rückmeldungen bekommen“, sagt Frank Schweitzer.
Um übrig gebliebene Vorräte noch an den Mann oder die Frau zu bringen, überlege man nun, in der nächsten Woche vielleicht eine bewirtete Musikprobe zu veranstalten. Dafür werde das Essen nun eingefroren.
„Deutlich mehr Arbeit für deutlich weniger Ertrag“
Auch Janik Kaiser zieht im Großen und Ganzen noch eine positive Bilanz für die Stadtkapelle. Zwar habe es „definitiv schon bessere Hausherrenfeste“ gegeben. Auch habe das Wetter für viel Arbeit gesorgt, etwa weil die Schirme am Konzertsegel immer wieder auf- und abgebaut und Tische nach Regen wieder trockengewischt werden mussten. „Es war deutlich mehr Arbeit für deutlich weniger Ertrag“, fasst Kaiser zusammen. Allerdings sieht er die Entscheidungen der Stadt zur Räumung des Festgeländes als richtig an.

Und man habe dennoch ein schönes Fest feiern können, das gut organisiert worden sei. „Und wir haben trotzdem viel verkauft.“ Sein Blick geht nun in die Zukunft: „Wir freuen uns auf nächstes Jahr“, sagt Kaiser – dann hoffentlich ohne Regen.