Eine Weisheit über das Pilgern ist: „Der Weg gibt dir nicht das, was du willst, sondern das, was du brauchst.“ Dieses Zitat eines unbekannten Autors bezieht sich zwar auf den Jakobsweg, doch lässt sich das sicher auf alle Pilgerreisen – kurz oder lang – übertragen. Und die Mooser Pilger, die sich am Hausherrenmontag zur Wasserprozession über den Untersee aufgemacht hatten, haben wohl sehr viel Wasser gebraucht. Von unten, von oben – dem Dürresommer zum Trotz könnte man meinen.

Pilgern als Schutz vor der Viehpest

Doch bewiesen die Pilger, wie wetterfest sie sind. Ein bisschen Regen hielt sie nicht auf, eine jahrhundertealte Tradition aufrechtzuerhalten. Entstanden ist diese im 18. Jahrhundert, kurz nach der französischen Revolution. Die Bürgerinnen und Bürger aus Moos hatten damals schwere Zeiten der Viehseuche hinter sich und gelobten, jährlich nach Radolfzell zu pilgern und den Schutz der drei Hausherren Theopont, Senesius und Zeno zu erbitten. Im Jahr 2025 bringen sie einen eigenen Zeno gleich selbst mit, Landrat Zeno Danner wagte sich mit edlen Lederschuhen an das matschige Radolfzeller Ufer.

Landrat Zeno Danner (links) hat zwar an die Regenjacke gedacht, nicht aber an die Gummistiefel. Mit ihm freuen sich der ehemalige Mooser ...
Landrat Zeno Danner (links) hat zwar an die Regenjacke gedacht, nicht aber an die Gummistiefel. Mit ihm freuen sich der ehemalige Mooser Bürgermeister Peter Kessler, der Gaienhofener Bürgermeister Jürgen Maas, sowie weitere Vertreter der Kommunalpolitik und Pfarrer Helmut J. Benkler von der Höri, dass die Pilgerfahrt erfolgreich war. | Bild: Jarausch, Gerald

Empfangen wurden sie von zahlreichen Radolfzellerinnen und Radolfzellern, die ebenfalls den Regen nicht scheuten. Stadtpfarrer Heinz Vogel – obwohl vermutlich mit dem besten Draht nach ganz oben ausgestattet – war wegen der Wettervorhersagen doch auch nervös. Man habe nicht nur eine Vielzahl von Wettervorhersagen abgerufen, sondern auch „oft miteinander telefoniert“, wie Vogel die Besucher wissen ließ.

Die geschmückten Pilgerboote aus Moos.
Die geschmückten Pilgerboote aus Moos. | Bild: Jarausch, Gerald

Absage am Sonntagabend

Das lag nicht zuletzt an den Erfahrungen, die die Veranstalter des Hausherrenfestes am Vorabend machen mussten. Dort hatte eine Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes dazu geführt, dass mehrere Programmpunkte am Abend buchstäblich ins Wasser fallen mussten. Neben dem Auftritt der Holzhauermusik wurden unter anderem das Segeldefilee, der Gondelkorso sowie das Feuerwerk zu später Stunde abgesagt.

Wegen einer akuten Unwetterwarnung wurde das Programm am Sonntagabend des Hausherrenfestes komplett abgesagt. Die Besucher mussten das ...
Wegen einer akuten Unwetterwarnung wurde das Programm am Sonntagabend des Hausherrenfestes komplett abgesagt. Die Besucher mussten das Gelände verlassen. | Bild: Jarausch, Gerald

Doch nicht nur das: Aus Sicherheitsgründen mussten zudem sämtliche Besucher das Festgelände am See verlassen. Wenigstens das Feuerwerk wurde nur verschoben auf den Montagabend. Ein Umstand, über den sich zumindest einer freuen konnte: Patrick Krauss, Bürgermeister von Moos, befand die Aufwertung des Hausherrenmontags, an dem die Mooser zu Gast in Radolfzell sind, als willkommene Entwicklung.

Viele Besucher sind ans Radolfzeller Ufer gekommen, um die Pilgerfahrer in Empfang zu nehmen.
Viele Besucher sind ans Radolfzeller Ufer gekommen, um die Pilgerfahrer in Empfang zu nehmen. | Bild: Jarausch, Gerald

Trotz dieser Entwicklungen wollten sich die Pilger aus Moos und die Radolfzeller Besucher die Wasserprozession nicht nehmen lassen. „Wir sind schließlich nicht aus Zucker“, stellte Heinz Vogel treffend fest. Zusammen mit der Stadtkapelle, den Ministranten und anderen Vertretern der Kirchengemeinden schritten die Pilger deshalb auch bei einsetzendem Regen vom Seeufer über die alte Mettnaubücke und der Brücke am Obertor bis in das Münster, wo das Mooser Hausherrenamt stattfand. Nach diesem christlichen Teil der Wasserprozession verweilte eine große Anzahl der Pilger noch in Radolfzell, um auf dem wieder freigegebenen Festgelände die kommenden Stunden zu genießen.