In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland in der sogenannten Reichspogromnacht systematisch Synagogen, jüdische Geschäfte zerstört, Wohnhäuser geplündert sowie Jüdinnen und Juden misshandelt, heißt es auf der Internetseite der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Das ist 85 Jahre her, soll aber auch im Hegau in Erinnerung bleiben. Denn auch hier kam es in dieser Nacht zu Gräueltaten an jüdischen Menschen und Gebäuden – unter anderem in Gailingen. Damit diese Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten, ist eine Gedenkveranstaltung in Gailingen geplant.

Verantwortlich sind die Gemeinde Gailingen und der Verein der jüdischen Geschichte. Sie erinnern gemeinsam an die gewaltsame Zerstörung der Synagoge vor 85 Jahren, sagt Ina Appel, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Jüdischen Museum Gailingen. Damals seien auch männliche Angehörige der jüdischen Gemeinde in das Konzentrationslager Dachau abtransportiert worden.

Synagoge als Bezugspunkt der jüdischen Gemeinde

Die Synagoge von Gailingen sei bis zu ihrer Zerstörung am 10. November 1938 über mehr als 100 Jahre der zentrale Bezugspunkt des religiösen, kulturellen und öffentlichen Lebens der jüdischen Gemeinde Gailingen gewesen, informiert auch die Internetseite des Jüdischen Museums. Zeitzeugenberichte und literarische Stimmen aus jüdischer Kulturgeschichte sollen an dem Gedenkabend den Blick in die Vergangenheit ergänzen, sagt Ina Appel. Die Gedenkfeier findet am Freitag, 10. November, um 10 Uhr auf dem ehemaligen Synagogenplatz in Gailingen statt. Die Veranstaltung wird mit Geigenklängen von Jutta Bogen musikalisch umrahmt.

Das könnte Sie auch interessieren

Dabei soll nicht nur der Blick in die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart gerichtet werden. Die aktuellen Geschehnisse im Gazastreifen sowie der verstärkt auftretende Antisemitismus in den vergangenen Jahren sollen in einer Ansprache erwähnt werden, so Ina Appel. „Wir sehen die Entwicklungen mit Sorge“, sagt sie. Der Verein wolle sich mit der Veranstaltung auch gegen Antisemitismus in Deutschland einsetzen, erklärt Ina Appel. In Gailingen selbst sei es nach ihrer Aussage in den vergangenen Jahren jedoch zu keinen antisemitischen Vorfällen gekommen, sagt sie. Und das soll auch in Zukunft so bleiben.