Herr Schmallenbach, Sie absolvieren derzeit eine Ausbildung als Pflegefachmann im Gailinger Hegau-Jugendwerk. Ein Beruf, der vor allem von Frauen ausgeübt wird. Wie kam es zu dieser Berufsentscheidung?

Aaron Schmallenbach: Schon als Kind hatte ich großes Interesse an anderen Menschen und ihren persönlichen Anliegen. Es macht mir Spaß, zuzuhören und zu helfen, wo ich kann. Deshalb war für mich schnell klar, dass ein sozialer Beruf gut zu mir passt. Aus Neugier und dem Wunsch Menschen zu helfen, habe ich mein FSJ im Hegau-Jugendwerk gemacht. Dies hat mir so gut gefallen, dass die Entscheidung für die Ausbildung zum Pflegefachmann klar war.

Der theoretische Unterricht findet an der Akademie für Gesundheitsberufe des GLKN statt. Ich vermute, es gibt einen geringen Anteil an männlichen Schülern?

Aaron Schmallenbach: Ja, in meiner Klasse sind etwa nur 30 Prozent Männer. Die Ausübung des Pflegeberufes ist aber keinem Geschlecht vorbehalten.

Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihre Berufswahl? Begegnen Ihnen Geschlechterklischees?

Aaron Schmallenbach: Mein Umfeld reagiert überwiegend positiv, wobei einige aus meinem Freundeskreis sich nicht vorstellen könnten in der Pflege zu arbeiten. Geschlechterklischees begegnen mir selten. In manchen Köpfen ist jedoch der Beruf „Pfleger“ noch immer mit der „Krankenschwester“ assoziiert.

Was macht Ihnen Spaß an Ihrer Ausbildung? Was ist das Tolle an Ihrem Beruf?

Aaron Schmallenbach: Während der dreijährigen Ausbildung hat man Außeneinsätze in verschiedenen Einrichtungen und bekommt so einen guten Überblick über unterschiedliche Fachrichtungen. Das hat mir geholfen, den Bereich zu finden, der mich am meisten interessiert. Diese abwechslungsreichen Außeneinsätze haben mir Spaß gemacht. Im Hegau-Jugendwerk gefällt es mir, dass die Patienten oft mehrere Monate bleiben, was mir ermöglicht, den Patienten, die Familie und die aktuelle Situation kennenzulernen. Für mich ist es beeindruckend zu sehen, zu welchen gesundheitlichen Fortschritten ein junger Mensch fähig ist. Mir bedeutet es viel, die Familien in dieser schweren Zeit zu begleiten.

Wie geht es nach Abschluss der Ausbildung für Sie weiter?

Aaron Schmallenbach: Nach dem Abschluss meiner Ausbildung freue ich mich darauf, weiterhin im Hegau-Jugendwerk im Akutbereich zu arbeiten und dann als Pflegefachkraft durchzustarten. Zunächst möchte ich all das Gelernte in der Praxis anwenden. Dabei möchte ich ständig dazulernen und mein Fachwissen weiter ausbauen.

In die Zukunft geblickt: Welche Aufstiegs- und Fortbildungs-möglichkeiten haben Sie?

Aaron Schmallenbach: Als Pflegefachkraft stehen mir viele Wege offen, um meine Karriere aktiv zu gestalten. Mit gezielten Fort- und Weiterbildungen kann ich beispielsweise mein Wissen in Bereichen wie Intensivpflege, Palliativpflege oder Wundmanagement vertiefen. Auch der Aufstieg in Führungspositionen, wie etwa als Pflegedienstleitung oder im Gesundheitsmanagement, wären als Studium möglich.

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Bald findet wieder der Boys Day statt, eine Veranstaltung, die Jungs für Berufe begeistern möchte, in denen Frauen in der Überzahl sind. Halten Sie Berufspraktika für sinnvoll? Hatten Sie selbst eines gemacht und hat das bei der Berufswahl geholfen?

Aaron Schmallenbach: Ja, ich halte Berufspraktika für sehr sinnvoll, da sie einem die Möglichkeit geben, Einblicke in verschiedene Berufe zu erhalten. Meine ersten Praktika habe ich im kaufmännischen Bereich gemacht und gemerkt, dass diese Richtung nichts für mich ist. Im sozialen-gesundheitlichen Bereich habe ich verschiedene Praktika gemacht. Vor ein paar Jahren habe ich während der Sommerferien für vier Wochen im Gailinger Kindorado gearbeitet. In Singen habe ich jeweils ein einwöchiges Praktikum in einer Ergotherapie- und in einer Physiotherapie-Praxis gemacht. Außerdem war ich auch eine Woche bei den Ergotherapeuten im Hegau-Jugendwerk. Während meines FSJ nahm ich mir eine Woche Urlaub, um mir den Beruf des OTA, dem Operationstechnischer Assistenten im OP des Klinikums Singen anzuschauen. Das alles hat mir bei meiner Entscheidungsfindung sehr geholfen.

Der Boys Day ist eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Bündnispartnern. Ziel ist die klischeefreie Berufswahl für alle. Das Hegau-Jugendwerk (HJW) ist nur eines der Unternehmen im Hegau, das sich an diesem Tag beteiligt. Das HJW bietet Jungen die Möglichkeit, gleich in drei soziale Berufe, nämlich in Pflege, Heilerziehungspflege und Ergotherapie, hinein zu schnuppern. Für das eintägige Berufspraktikum können sich interessierte Jungen bewerben auf www.boys-day.de