So viel hoher Besuch kommt nicht alle Tage nach Büsingen, der bundesdeutschen Exklavengemeinde, die von Schweizer Nachbarn umgeben ist. Schaffhausen und Dörflingen liegen zwischen Büsingen und der Bundesrepublik. Das macht es im Ernstfall trotz aller zwischenstaatlichen Abkommen schwierig, Hilfe schnell ins Dorf zu entsenden.

Damit soll jetzt Schluss sein. Seit Oktober ist die Gemeinde für den Ernstfall neu gerüstet. Eine neue Sirene wurde auf dem Dach des Bürgerhauses montiert und nun getestet. Statt wie bisher aus der Radolfzeller Leitstelle der Rettungsdienste wird sie nun von Schaffhausen aus gesteuert. Sie ersetzt die alte Sirene auf dem Dach des alten Feuerwehrhauses, die bisher von Radolfzell aus in Betrieb genommen wurde.

Lange Liste der Ehrengäste

Mit einem Festakt wurde die Neuregelung in Büsingen groß gefeiert. Schon vor über hundert Jahren haben die Büsinger ihren Wunsch geäußert, Schweizer werden zu wollen. 96 Prozent der Einwohner stimmten in einer Bürgerbefragung 1918 für den Anschluss an die Eisgenossenschaft. Bislang ist daraus nichts geworden. Doch mit der Unterzeichnung der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen dem Kanton Schaffhausen und dem Regierungspräsidium Freiburg ist jetzt ein weiterer, kleiner Schritt gemacht, der die Büsinger näher an den Kanton Schaffhausen bindet.

Büsingen von ganz oben betrachtet. Die deutsche Hochrheingemeinde ist von der Schweiz umgeben.
Büsingen von ganz oben betrachtet. Die deutsche Hochrheingemeinde ist von der Schweiz umgeben. | Bild: Leonie Haug

Schaffhausens Regierungsrätin Cornelia Stamm Hurter und Regierungsrat Martin Kessler waren darum natürlich vor Ort, um mit Regierungspräsident Carsten Gabbert aus Freiburg die neue Vereinbarung zu unterzeichnen. Mit dabei auch der Beauftragte für die Beziehungen zur Schweiz im Regierungspräsidium, Thomas Boes, Marcus Schick von der Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Europaangelegenheiten, Landrat Zeno Danner und Kreisbrandmeister Andreas Egger aus Konstanz sowie Uwe Rudolf, Leiter der Rettungsleitstelle Radolfzell, Polizeidirektor Alexander Stachel, Leiter des Polizeireviers Singen, und Matthias Oppold vom Singener Ortsverband des Technischen Hilfswerks.

Auch Büsingens Bürgermeisterin Vera Schraner war in Feierlaune. „Sollen wir zur Einweihung der neuen Sirene eine Flasche Champagner aufs Dach werfen?“, fragte sie die Festgemeinde im Bürgerhaus. Geworfen wurde natürlich nicht, gefeiert aber doch.

Sirene ertönte im Saal

Ein Flaschenwurf war nicht nötig. Im Saal des Bürgerhauses stand ein Messemodell der Sirene. Dieses konnte die Bürgermeisterin, flankiert von Regierungsrätin Cornelia Stamm Hurter und Regierungspräsident Carsten Gabbert, mit einer Schlüsselumdrehung in Betrieb setzen. Das Sirenensignal ertönte im Saal mit reduzierter Kraft – nur ein Prozent der normalen Lautstärke sorgte für eine erträgliche Geräuschkulisse und die zahlreich zum Fest gekommenen Besucher applaudierten. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das Blasmusik-Ensemble Cross-Border-Brass.

Im Büsinger Bürgerhaus residiert die Gemeindeverwaltung. Hier ist nun auch die neue Schweizer Sirene installiert.
Im Büsinger Bürgerhaus residiert die Gemeindeverwaltung. Hier ist nun auch die neue Schweizer Sirene installiert. | Bild: Wolfgang Schreiber

Der neue Notfallplan sieht an der Exklavenhalle einen Notfalltreffpunkt vor. Dort wurde auch eine Notrufsäule installiert. Ein Team unter Leitung von ZFB-Gemeinderat Philipp Weiss, dem Leiter des neu geschaffenen Gemeindeführungsstabes, wurde ausgebildet, um im Alarmfall alle Personen zu betreuen, die den Notfalltreffpunkt aufsuchen sollen.

Bern und Berlin mussten beteiligt werden

Bürgermeisterin Vera Schraner rief in Erinnerung, wie viel Aufwand ein solcher Vertrag machen kann: Viele Gespräche, Recherchen und juristische Abklärungen waren nötig, um zu dieser Vereinbarung zu kommen. Verschiedene Behörden, Fachstellen und Ämter waren auf schweizerischer und deutscher Seite involviert bis hin zu den Außenministerien in Berlin und Bern, bis schließlich klar war, dass die Gemeinde Büsingen Teil des Alarmierungs- und Evakuierungskonzepts des Kantons Schaffhausen werden kann.

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Ihnen allen dankte die Bürgermeisterin für die unkomplizierte Zusammenarbeit. Die Ehrengäste gratulierten ihrerseits der Gemeinde zur Vereinbarung und Regierungspräsident Carsten Gabbert dankte der Schaffhauser Regierung für die Verantwortung, die der Kanton nun für die Bürger von Büsingen übernommen hat.