Gut gelaunt schwingt sich der Porschefahrer aus seinem Cabrio. Der Tuttlinger ist mit seiner Partnerin nach Diessenhofen gekommen und geht zielstrebig auf das italienische Restaurant zu. Weitere Autos mit Tuttlinger, Waldshuter und Kostanzer Kennzeichen stehen vor der Tür. Er sei zum Essen eingeladen, sagt der Gast. Mehr aber nicht, denn er weiß, dass sein Ausflug der aktuellen Corona-Verordnung widerspricht. Demnach sind touristische Reisen ins Risikogebiet nicht erlaubt, genauso wenig wie Treffen mit mehr als fünf Personen aus verschiedenen Haushalten.

Geschlossene Restaurants hier, gedeckte Tische dort: Dazwischen fließt der Rhein
Während sich die Familien im Rheinuferpark in Gailingen, genau gegenüber von Diessenhofen, mit Bratwurst und Pommes auf Papptellern vom Kiosk begnügen müssen, sitzen die Gäste im Da Leone beim gepflegten Wein an schön gedeckten Tischen. Wer unkontrolliert über die historische Holzbrücke gekommen ist, huscht schnell in die Cafés und Restaurants, wo die Maskenpflicht eher großzügig ausgelegt wird.

In Stein am Rhein könnte man meinen, Corona sei überwunden
In Stein am Rhein ist bei schönem Wetter fast kein Durchkommen mehr. Warteschlangen an den Eisdielen. Wer einen Platz auf einer der Außenterrassen ergattern möchte, braucht Beharrungsvermögen, Glück oder eine gültige Reservierung. Zwar ist die schmucke Stadt mit den eindrucksvollen Wandmalereien das ganze Jahr über ein Touristenmagnet; seit der Lockerung erscheinen die Gassen aber noch voller. Die Stadt warnt auf Schildern: „Viren sind wie Stadtmenschen, immer da, wo viel los ist. Halten Sie Abstand. „Radfahrer schieben ihre Bikes Eis schleckend durch das Gedränge. Auf den Parkplätzen sind Autokennzeichen aus Villingen-Schwenningen, Ravensburg, Biberach oder Freiburg Kennzeichen zu sehen. In den Besuchermassen sind auch deutsche Sätze zu hören, aber nicht dominant. Das liegt an den Ferien in der Schweiz. Die Zahl der einheimischen Touristen überwiegt. Eine Auskunft über ihren illlegalen Tripp wollen die Ausflügler ohnehin nicht geben.

Wie viele Deutsche auf den Terrassen sitzen, wissen auch die Tourismus-Experten nicht
Für die Marketing-Chefin vom Schaffhauserland Tourismus, Denise Ulrich, ist es auch gar nicht möglich, herauszufinden, welche deutsche Gäste auf den Kantonsterrassen sitzen dürfen, weil sie hier leben oder arbeiten und wer einfach nur die Nase voll hat vom strengeren Lockdown in Baden-Württemberg. „Auch schon vor der Öffnung haben wir zum Beispiel am Rheinfall deutsche Autoschilder registriert“, sagt sie. Aus eigener Anschauung weiß Denise Ulrich, dass es fast aussichtslos ist, ohne Reservierung zum Beispiel in der Mittagszeit einen Tisch auf einer Restaurantterrasse zu bekommen. Die Plätze draußen seien beschränkt. „Die Leute freuen sich jedenfalls über das Angebot. Die Stimmung ist gut.“ Überall werde gut auf Abstände und die Einhaltung der Maskenpflicht geachtet. Mit QR-Codes an den Tischen sei die Kontaktnachverfolgung in den meisten Restaurants gut geregelt.

Härtefallklausel greift, ob die Betriebe öffnen oder nicht
Renato Pedroncelli ist der Präsident des Gastroverbandes Schaffhausen. Er vertritt 170 Mitglieder; weitere 170 Betriebe sind nicht im Verband organisiert. Auch nach gut einer Woche Lockerung fällt es ihm noch schwer zu sagen, wie viele Wirtshäuser ihre Terrassen überhaupt geöffnet haben. Noch weniger weiß er, ob vermehrt deutsche Gäste auf den Terrassen sitzen, da es ohnehin vielfältige grenzüberschreitende Beziehungen gebe. „Manche Betriebe öffnen noch nicht, weil sie bei schlechtem Wetter keine Ausweichmöglichkeiten für die Gäste haben“, sagt Pedroncelli. „Sie stehen sich damit auch nicht schlechter als Kollegen, die ihre Terrassen öffnen. Die Härtefallklausel bleibt für alle bestehen.“