Leonie ist neun Jahre alt und sitzt mit wachen Augen in ihrem Rollstuhl. Seit sie während der Geburt keinen Sauerstoff mehr bekam und reanimiert werden musste, ist für sie das Leben anders als für die meisten Kinder ihres Alters. Sie hat Bewegungsstörungen, kann nicht selbständig laufen und, was die größte Einschränkung bedeutet, sich nicht ohne Hilfsmittel mitteilen. Aber Leonie hat Glück. Ihre Eltern tun alles, um sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. So begleitet sie ihr Vater oder ihre Mutter jährlich für mehrere Wochen zur Rehabilitation in das Hegau-Jugendwerk Gailingen. In dieser Einrichtung finden sie Fachkräfte, die Leonie auf ihrem Weg zu immer mehr Selbständigkeit fördern. Im Vordergrund steht für die pädagogischen und therapeutischen Fachkräfte den erkrankten, verletzten und zum Teil sehr schwer beeinträchtigten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Kommunikation ist dafür ein wesentlicher Faktor.

Der Computer ist nicht immer schnell genug

Mit vertrauten Partnern können die Kinder am besten über körpereigene Möglichkeiten kommunizieren. Das ist spontan, schnell und überall anwendbar. Je nach Schädigung und vorhandenen Fähigkeiten können aber auch verschiedene Hilfsmittel angewendet werden. Diese reichen von Bildern über Objekte bis zu komplexen Sprachausgabegeräten. Ein Iris-Scanner sowie ein dynamisches Display ermöglichen es dem Nutzer, mit den Augen eine Tastatur anzusteuern und so selbstständig auf Vokabular zuzugreifen oder mit einzelnen Buchstaben Wörter zu formen.

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„Leonie ist bei der Nutzung der elektronischen Hilfsgeräte unsere Fitteste. Sie nutzt den Computer seit drei Jahren und sie ist inzwischen schneller als wir“, erklärt ihre Betreuerin, die Heilpädagogin Ramona-Maria Biller. „Der Einzige, der nicht immer schnell genug ist, ist der Computer.“

Spende aus Stockach hilft bei der Finanzierung

Damit schnelle Themenwechsel im Gespräch möglich sind, müssen auf dem Computer die verschiedensten Programme gleichzeitig geöffnet sein. Deshalb sind leistungsstarke Geräte mit hoher Geschwindigkeit eine große Arbeitserleichterung für die Therapeuten- und ermöglichen mehr Lebensqualität für die Patienten. „Wir suchen immer nach Möglichkeiten, wichtige Kommunikationshilfsmittel sowie wesentliche Software für unsere PCs mit Augensteuerung zu finanzieren“, berichtet Ramona-Maria Biller.

Ramona-Maria Biller, Leitung der Unterstützten Kommunikation im Hegau-Jugendwerk.
Ramona-Maria Biller, Leitung der Unterstützten Kommunikation im Hegau-Jugendwerk. | Bild: Hegau-Jugendwerk

Daher freuen sich das Beratungsteam und natürlich Leonie sowie alle anderen Kinder und Jugendlichen über Spenden, wie sie Carsten Prinz aus Stockach geleistet hat: Durch das Förderprogramm „Allianz für die Jugend“ kamen 2899 Euro zusammen. Damit konnten zwei dringend benötigte Programme für einen der Tobii-Computer mit Augensteuerung angeschafft werden.

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Eltern und Umfeld spielen eine große Rolle

Doch nicht nur die technischen Hilfsmittel sind teuer, auch die zur Beherrschung der neuen Programme notwendigen Kurse und Weiterbildungen für die Therapeuten, die von der Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation angeboten werden. Dabei sei es unbedingt notwendig, dass die Pädagogen die immer fortschreitende Entwicklung der Technik auf neuestem Stand verfolgen und den Umgang damit weitergeben können. „Zum Erfolg der Therapien sind die Eltern und das Umfeld der Patienten einzubeziehen, damit auch im häuslichen Gebrauch die Kommunikationsmittel optimal genutzt werden können“, betont Ramona-Maria Biller.

„Es ist eine große Aufgabe für die Familien der Betroffenen und uns als Fachleute der Unterstützten Kommunikation, das Grundrecht auf Teilhabe zu verwirklichen. Aber es lohnt sich.“

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