Gottmadingen – Die angedachte Flüchtlingsunterkunft in der Nähe der Hilzinger Straße auf dem freien Grundstück an der Seite in Richtung Hilzingen wird nun doch nicht kommen. Allerdings wird dort ein Mehrfamilienhaus entstehen, das die Anneliese-Bilger-Stiftung bauen wird.

Bevor der Gottmadinger Gemeinderat über das weitere Vorgehen zum angedachten Neubau einer Flüchtlingsunterkunft sprach, berichtete Anna Rothermund, Leiterin des Bereichs Jugend, Familie und Soziales, über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen, weil der Flüchtlingsbeauftragte Martin Rauwolf verhindert war. Der Aufgabenbereich des Flüchtlingsbeauftragten, so Rothermund, umfasse nicht nur die Unterbringung, sondern auch die Koordination in der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen, den Austausch mit den Behörden und die Förderung der Integration. Meinrad Muffler (SPD) lobte hier ausdrücklich die sehr gute Zusammenarbeit. "Wir arbeiten ständig daran, neue Ehrenamtliche zu finden und die Aktiven zu halten", erklärte Anna Rothermund.

Bilger-Stiftung will Wohnhaus bauen

In Bezug auf den Neubau einer Flüchtlingsunterkunft habe man den Termin der Entscheidung so lange wie möglich hinausgeschoben, so Bürgermeister Michael Klinger. Doch nun ist klar, dass sie nicht gebraucht wird. In Gottmadingen liege die Quote für 2018 bei 192; 2019 werden es 213 sein. Damit liegt die Gemeinde sowohl für 2018 wie auch für 2019 über dem Soll. Zwei gemeindeeigene Wohnungen, die zurzeit durch Flüchtlinge bewohnt werden, können außerdem auf dem freien Wohnungsmarkt wieder angeboten werden. Der Landeszuschuss in Höhe von 382 500 Euro muss nun von der Gemeinde zurückgezahlt werden.

Im weiteren Verlauf der anschließenden Sitzung des Stiftungsrates der Anneliese-Bilger-Stiftung war das Grundstück an der Hilzinger Straße dann wieder Thema. Auf der Tagesordnung stand die Errichtung eines Wohngebäudes mit neun Wohneinheiten. Abgestimmt werden sollte über die Festlegung des Standortes, der Gebäudeplanung und die Festlegung der Dauer der Mietbindung. Doch zunächst stellte Bernhard Gassner einen Antrag zur Geschäftsordnung, um über den Punkt "weitere Gebäudeplanung" an diesem Abend noch nicht abzustimmen. Doch dieser Antrag scheiterte mit zwölf Nein-Stimmen bei acht Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen. Gassner gefiel der Entwurf nicht, und es ging ihm grundsätzlich darum, wie der Planer ausgewählt wird. 14 Gemeinderäte stimmten jedoch für die vorgelegte Entwurfsplanung, drei waren dagegen.

Geplant sind insgesamt neun Wohneinheiten

Bereits in einer Stiftungsratssitzung im Februar war der Weg für den Bau eines Mehrfamilienhauses als Kapitalanlage für die Stiftung frei gemacht worden. Der Prototyp für ein solches Mehrfamilienhaus stehe schon im Kornblumenweg, hieß es damals. Dort hatte die Gemeinde eine Anschlussunterbringung für Flüchtlinge gebaut. Deshalb lag zu dem Zeitpunkt auch bereits eine konkrete Kostenberechnung vor. Das Mehrfamilienhaus in dieser Art würde 1,6 Millionen Euro kosten und in einem Baustandard als "KfW-Effizienzhaus 40 Plus" gebaut. Geplant wären neun Wohneinheiten in Form von Zwei- oder Dreizimmerwohnungen bei einer Gesamtwohnfläche von 618 Quadratmetern. Der Stiftungsrat hatte sich im Februar einstimmig für eine Realisation in Form von sozialem Mietwohnungsbau und damit gegen eine freie Finanzierung entschieden.

"Wir haben hier eine so genannte Win-Win-Situation, denn die Stiftung kann mit dieser Anlagemöglichkeit Rendite erzielen, und wir schaffen bezahlbaren Wohnraum", sagte Bürgermeister Michael Klinger.

Da das Grundstück an der Hilzinger Straße nun zur Verfügung steht, plädierte die Verwaltung dafür, dass die Bilger-Stiftung an diesem Standort baut. Die Alternative wäre ein Grundstück am Kornblumenweg gewesen, neben der Flüchtlingsunterkunft. Die Wohnungen sollen für Menschen, die Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben, zur Miete zur Verfügung gestellt werden. Die Dauer der Mietpreisbindung soll nun auf 25 Jahre festgelegt werden.