Einen riesigen Wirbel gab es, als im vergangenen Frühjahr die Postagentur in der Gottmadinger Bahnhofstraße über Nacht dicht machte. Viele verärgerte Kunden mussten sich knapp zwei Wochen gedulden, bis die Post mit eigenen Mitarbeitern wieder öffnete. Mit dieser Übergangslösung sollten zumindest die Kerngeschäfte weiter geführt werden, nachdem die Post dem Betreiber ihrer Gottmadinger Agentur fristlos gekündigt hatte.
Nun kann in der Bahnhofstraße wieder ein umfangreicher Service angeboten werden, nachdem die Leistungen zwischenzeitlich reduziert waren, wie gänzlich beim Postbank-Geschäft. „Eine Post-Agentur kann für ein Betreiber nur ein zweites Standbein sein. Der Arbeitszeitbedarf ist als Haupteinnahmequelle zu gering. Die Hauptgeschäfte muss er anderweitig führen, um über die Runden zu kommen“, berichtet Hugo Gimber, Pressesprecher bei der Deutschen Post.
„Ich suche jahrelang schon neue Geschäftsräume. Nun bin ich in der Gottmadinger Bahnhofstraße fündig geworden“, schildert Stephan Krug. Zuletzt habe er seine Firma mit Beratung, Service und Verkauf von Medien- und Kommunikationstechnologie von Hilzingen aus geführt. In der Post-Agentur und einem integrierten Schreibwarenhandel seien die frühere Post-Mitarbeiterin Diana Bucher und sechs Aushilfskräfte tätig. Die Gottmadinger Post-Agentur ist seit der Neueröffnung eine rege genutzte Anlaufstelle und sorgt auch wieder für etwas mehr Leben in der Bahnhofsstraße, wo früher ein Gottmadinger Geschäftszentrum aufblühte.
„Unsere Kunden äußern sich sehr positiv, dass wieder umfangreicher Post-Service angeboten wird. Viele sind vor allem froh, dass sie wie früher Ein- und Auszahlungen tätigen können“, so Krug. Abgerundet und stimmig werde das Angebot durch die Beratung und den Verkauf von digitalen Telekom-Artikeln. In der Branche habe er auch neben vielen Privatkunden etwa 30 Firmen, bei denen er regelmäßige Wartungsarbeiten ausführe. "Für die Postbank-Geschäfte wurden unsere Mitarbeiterinnen mehrfach geschult", sagt Krug.
"Zu uns kommen auch etliche Kunden aus der Schweiz. Meist, um speziell in der Agentur zugestellte Sendungen abzuholen. Die sind in Deutschland wesentlich günstiger als in der Schweiz", erklärt Krug. "Das ist für mich schon eine gewaltige Umstellung vom Zustelldienst zu den Tätigkeiten im Post-Service. Die sind sehr umfangreich und vielfältig", bekennt Diana Bucher. Gleichwohl mache ihr die Arbeit viel Spaß, zumal es eine sehr gute Resonanz der immer zahlreicheren Kunden gebe. "Gerade anfangs sind wir sehr bemüht, die Mitarbeiterinnen intensiv zu beraten, da auch immer wieder neue Vorgänge auftauchen", berichtet Franz Baier, der bei der Vertriebsleitung der Post-Niederlassung Freiburg tätig ist. "Wir sind froh, dass wir den zugkräftigen Standort in der Bahnhofstraße erhalten konnten", so Baier.
Für die Post gehe es nun auch darum, Beständigkeit zu schaffen. "Wir sind zuversichtlich, dass dies zusammen mit Stephan Krug und seinem Team gelingt. Wir führten mit ihm schon zu einem früheren Zeitpunkt Gespräche, standen aber bei seinem Vorgänger schon vor dem Vertragsabschluss", schildert Franz Baier. Aufstrebende Postgeschäfte sieht er bei Sendungen, die aufgrund von Online-Bestellungen erfolgen.
Der Aufreger
Groß war die Empörung in Gottmadingen, als Ende März die Gottmadinger Post-Agentur ohne Ankündigung den Betrieb einstellte. Tagelang standen verhinderte Kunden vor verschlossenen Türen. Sie mussten in Nachbargemeinden, wie Rielasingen-Worblingen, ausweichen. Bürgermeister Michael Klinger forderte, dass die Post unverzüglich wieder öffnen soll. Beim Gottmadinger Rathaus waren zahlreiche Beschwerden eingegangen. Die Post konnte nach knapp zwei Wochen ihren Service mit eigenem Personal wieder anbieten, da dies laut Post durch die neue Situation schneller nicht möglich gewesen sei.