Die Zahlen kommen allen sehr bekannt vor, denn Bürgermeister Michael Klinger wird nicht müde, sie zu wiederholen. In regelmäßigen Abständen informiert er über den Zustrom von Flüchtlingen in den Landkreis und deren Verteilung auf die Kommunen. Hätte Gottmadingen dem Landkreis nicht die alte Eichendorff-Schule zur Unterbringung von bis zu 200 geflüchteten Menschen anbieten können, so stünde die Gemeinde im Vergleich mit den andern im Landkreis schlecht da. Die Zuweisung wäre ihr ziemlich gewiss. Es gibt schlichtweg keinen Wohnraum mehr, um weitere Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten aufzunehmen. Eilig müssten Wohncontainer oder Leichtbauzelte aufgestellt werden. Die umgebaute alte Schule ist also vorerst die Rettung. Doch die soll irgendwann abgerissen werden, damit an der Stelle das neue Quartier 2020 mit Wohnungen, Kindergarten, Sozialeinrichtungen, Seniorenwohnungen und Behinderten-WG entstehen können.

Noch ist es aber nicht so weit. Die beiden Erstplatzierten im Quartier-Wettbewerb sind noch dabei, ihre Pläne aufeinander abzustimmen. Das ist ein aufwändiger Prozess, der noch Zeit kostet. So lange kann die Gemeinde Gottmadingen den Mietvertrag mit dem Landkreis schrittweise verlängern. Dem stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zu.

Gemeinde will für die Zukunft vorbereitet sein

Klinger, der die Flüchtlingsunterbringung längst zur Chefsache gemacht hat, blickt aber über diese Verlängerungen hinaus. Leidenschaftlich warnt er davor, nicht auf weitere Neuankömmlinge vorbereitet zu sein, wenn es die Notunterkunft in der alten Schule nicht mehr gibt. Die Prognosen des Landkreises gehen zurzeit zwar von einem leichten Rückgang aus. Das könne sich aber schnell wieder ändern.

Hinter dem Alten Rathaus in Randegg stehen heute nur Autos. Dort könnte aber ein Haus für geflüchtete Menschen entstehen.
Hinter dem Alten Rathaus in Randegg stehen heute nur Autos. Dort könnte aber ein Haus für geflüchtete Menschen entstehen. | Bild: Trautmann, Gudrun

Noch im Januar hatte der Landkreis mit 1740 Schutzsuchenden gerechnet, die nach Größe der Gemeinden anteilsmäßig verteilt werden. Am 17. April dieses Jahres waren es aber nur 986 Menschen. Zum Ende des Jahres könnte die Zahl auf 885 Personen sinken. Ohne die Notunterkunft in der Schule würden in Gottmadingen 106 Plätze fehlen. Plätze, die man im privaten Wohnraum nicht mehr finden kann, weil dort bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

Ratsmitglieder weisen Förderzuschuss ab

Deshalb hat der Gemeinderat beschlossen, zwei Häuser für Geflüchtete mit insgesamt 80 Plätzen in der Hilzinger- und in der Hauptstraße zu bauen. Gleichzeitig hatte die Verwaltung sich um Fördermittel für einen dritten Neubau bemüht. Um auf Nummer Sicher zu gehen, wurden zwei Standorte im Kornblumenweg und in Randegg hinterm alten Rathaus angegeben. Zum großen Erstaunen im Rathaus kamen nun für beide Standorte Förderzusagen.

Zu viel, sagen die ohnehin schon überlasteten Mitarbeiter in der Verwaltung. Zwei weitere Neubauten seien nicht zu stemmen. Zu viel, sagt auch der Gemeinderat und gibt die Fördermittel für ein Haus im Kornblumenweg zurück. Dort gibt es bereits eine Unterkunft, während Randegg bisher sehr wenig Flüchtlinge aufnehmen musste. Ob dann dort tatsächlich gebaut wird, steht noch nicht fest. Bianca Fleischmann und Markus Romer (FWG) wollten wissen, ob die Förderung einer anderen Gemeinde zugutekäme, wenn nicht gebaut würde oder ob das Geld dann verloren ist. Immerhin geht es jeweils um 585.000 Euro.

Eindeutige Mehrheitsverhältnisse bei zwei Enthaltungen

Der Sprecher der Freien Wähler, Martin Sauter, sagte: „Ich bin persönlich dagegen. Ich finde es nicht richtig, ein drittes Haus zu bauen. Im Verhältnis zum Nutzen sind die Kosten zu hoch.“ Man solle gegenüber der Flüchtlingspolitik in Berlin Haltung zeigen. Seine Fraktion stimmte trotzdem – wie der gesamte Rat – mehrheitlich dafür, die Förderung für den Kornblumenweg zurückzugeben und sich auf den Standort Randegg zu konzentrieren. Bei jeweils zwei Enthaltungen waren die Mehrheitsverhältnisse eindeutig.