Gottmadingen – Schon mit der Begrüßung durch Zunftmeister John Weber wurde klar, welch hohes Ansehen er mittlerweile bei der Narrenzunft der Gottmadinger Gerstensäcke genießt. Nicht mehr zu Fuß musste er auf die Bühne gehen, sondern wurde von einer Assistentin in einem Karren zum Mikrofon geschoben – und dann nahm der Spaß seinen Anfang.
Bürgermeister Michael Klinger hat bei den Narren nach Abschluss der umfangreichen Hauptstraßen-Sanierung seine neue Berufung in der Kirche gefunden. Er hilft dem Pfarrer, frischen Pep in die Gemeinde zu bringen und für eine volle Kirche zu sorgen. So das Szenario des Auftritts der G-Town-Büble beim bunten Abend der Gerstensackzunft. Um das Wehklagen über leere Kirchenbänke zu beenden, widmeten sich Friseur Matteo und seine Mitarbeiterin Vanessa dem Pfarrer und verpassten diesem eine moderne Punkfrisur. Der sächsische Bauexperte Ronny hübschte das Kirchengebäude mit einem frischen Anstrich und Graffiti auf. Die Kirchenbänke flogen raus; ein Tresen kam dafür rein. Schließlich ertönten nicht mehr die alten Kirchenlieder, sondern Peter Schillings „Major Tom“ rockte das Kirchenschiff. Inwieweit diese revolutionäre Modernisierung den Segen des erzbischöflichen Ordinariats hatte, verkündeten die G-Town-Büble nicht.
Der Auftritt der G-Town-Büble war einer der Höhepunkte des Bunten Abends in der voll besetzten Gottmadinger Eichendorffhalle, aber bestimmt nicht der einzige. Die flotten Rhythmen der Gerstensack-Kapelle und der Tanz der Narrenzunft zum Mickie-Krause-Song „Handwerker“ stimmten die Besucher prächtig auf die folgenden närrischen Stunden ein. Die Narrenkids und die Jungzünftler zeigten mit ihrer „Asterix-und-Obelix“-Aufführung, dass sich die Gerstensäcke über fehlenden Nachwuchs keine Sorgen machen müssen. Anschließend machten die Randinis mit ihrem ausdrucksstarken Tanz zu den Klängen des King of Pop, Michael Jackson, aus der Eichendorffhalle eine Disco der 80er Jahre.
Moderiert wurde der Abend von Bauleiter Bernd Lohmüller, der wohl nach Abschluss der Sanierung der Hauptstraße in Gottmadingen hier vergessen wurde. Barbara und Markus machten sich als Rentner Sorgen wegen Altersarmut und suchten nach einer Nebenbeschäftigung. Sie kamen dabei auf die Idee, es mit Telefon-Sex zu versuchen. Die beiden Rentner liehen dabei den unterschiedlichsten Problemen ihr Ohr. „Nein, die Ottilienquelle wird ganz sicher nicht versiegen“, konnte ein gewisser Clemens beruhigt werden. Auch den zehnminütigen Monolog von Michael über die überbordende Bürokratie hörten sich die beiden geduldig an. Die Geschäfte liefen schließlich so gut, dass sich das Paar eine Penthouse-Wohnung im 25 Meter hohen Neubau im Heilsberggebiet leisten konnte.
Die Bolizei zeigte in einem akrobatischen Männerballett, dass sie sich gut von den Jubiläumsfeierlichkeiten erholt hatte, und die Riederbach-Narren ließen Bürgermeister Michael Klinger und die Chefs befreundeter Narrenzünfte gängige Schlager erraten. Der Chor der Heilsberg-Zuslen läutete mit seinem Lied, bei dem das Publikum aus voller Kehle mitsang, die Pause ein.
In seiner Büttenrede spießte der Zeremonienmeister Christoph Graf das Versäumnis der Verwaltung auf, bei Einführung der gelben Tonne zu wenige von diesen bestellt zu haben. Seine Tochter Charlotte forderte daher die Übergabe der Macht an die Jugend, die aufgrund ihres besseren Verständnisses für die digitalen Techniken die Probleme schneller und sachgerechter lösen könnte.
Bauarbeiter und die Rente
Die Burggarde Riedheim, die zum ersten Mal den bunten Abend der Gottmadinger Gerstensäcke mitgestaltete, löste mit ihrer fulminanten Tanznummer zu Liedern von Abba wahre Begeisterungsstürme beim närrischen Publikum aus.
In ihrer Mittagspause sinnierten die beiden Bauarbeiter Helmi und Matthias schon über ihre Rente und freuten sich auf die Kreditkarte der Sparkasse für Senioren mit einstelliger PIN und zehn Eingabeversuchen. „Wenn ich geh‘ und steh‘, tun mir die Knochen weh. Wenn ich sitz‘ und sauf‘, hören die Schmerzen wieder auf“, so lautete ihr Motto.
Mit spektakulären Sprüngen über diverse Bierkästen zeigte die Feuerwehr Gottmadingen als letzte Nummer humorvoll ihre Fitness, bevor alle Akteure des Abends verdientermaßen den lang anhaltenden Applaus des Publikums für ihr Engagement und die gelungenen Aufführungen genießen durften.