Ob Drogen, Bargeld, wertvolle Tiere, kostbare Uhren oder hunderte Kilogramm Schweizer Käse – die Schmuggler haben im Hegau Hochkonjunktur. Oft stoppen sie die Grenzbeamten am Zollamt Gottmadingen-Bieingen / Thayngen. Aber auch bei mobilen Kontrollen in Grenznähe können Zöllner zugreifen, wie durch gemeinsame Aktionen mit der Bundespolizei und Schweizer Grenzwächtern. Dies berichtet Mark Eferl, Pressesprecher des Hauptzollamts Singen. Er nennt besonders spektakuläre Vorfälle, bei denen Schmuggler auch mit viel Dreistigkeit verbotenerweise ihre Waren undeklariert über die Grenze chauffieren wollten. Dies sei markant: Der Drogenschmuggel habe in dem vergangenen Jahr stark zugenommen.

Ein ganzer Kofferraum voll Käse: Ein Schmuggler wollte Laibe mit einem Gesamtgewicht von 340 Kilogramm über die Grenze schleusen.
Ein ganzer Kofferraum voll Käse: Ein Schmuggler wollte Laibe mit einem Gesamtgewicht von 340 Kilogramm über die Grenze schleusen. | Bild: Hauptzollamt Singen

340 Kilogramm Käse im Kofferraum

Alles Käse oder was? Das haben sich Zöllner gefragt, nachdem sie im Herbst 2021 am Grenzübergang Bietingen auf einen speziellen Fund gestoßen waren. Als ein 51-jähriger Mann aus Baden-Württemberg bei der Einreise nach Deutschland zunächst angab, keinerlei anmeldepflichtigen Waren mit sich zu führen, die Beamten aber dennoch einen Blick in das Fahrzeug werfen wollten, räumte der Mann plötzlich ein, „ein bisschen Käse aus der Schweiz mitzuführen“. Bei der Kontrolle stellte sich heraus: Im Fahrzeug befanden sich mehrere große Käselaibe mit einem Gesamtgewicht von 340 Kilogramm. Käseschmuggel hatte der Mann schon öfters versucht, er musste 680 Euro Einfuhrabgaben nachzahlen und ein Strafverfahren in Kauf nehmen.

Wilde Verfolgungsfahrt

Beamte des Hauptzollamts Singen sind in ihrem großflächigen Einsatzgebiet – von Konstanz bis nach Bad Säckingen und Rottweil – nicht nur in der Region rund um die Grenzstelle Bietingen tätig. So konnten sie im Juni 2021 nach einer wilden Verfolgungsfahrt auf der A 81 und der Bundesstraße 523 in einem Fahrzeug 23 Kilogramm Haschisch sicherstellen. Die rücksichtslose Flucht endete in der Nähe von Villingen-Schwenningen mit einer Kollision, zwei leicht verletzten Zöllnern und der Festnahme des Drogenschmugglers.

Rauschgift bis unters Autodach: Mit 40 Kilogramm Marihuana am Zoll erwischt.
Rauschgift bis unters Autodach: Mit 40 Kilogramm Marihuana am Zoll erwischt. | Bild: Hauptzollamt Singen

Hieb- und stichfest. So ließe sich ein Einsatz in Konstanz beschreiben. Zöllner haben bei einer Kontrolle in einem Paketshop in Konstanz antike Degen im Wert von 2.500 Euro entdeckt. In den Fokus der Kontrolleure geriet das Paket jedoch erst, als sie es mit Hilfe einer mobilen Röntgenanlage durchleuchteten.

Reichlich Bargeld im Ersatzreifen haben findige Zöllner entdeckt.
Reichlich Bargeld im Ersatzreifen haben findige Zöllner entdeckt. | Bild: HZA Singen

Wie die Ermittlungen ergaben, hat ein 68-Jähriger die Sammlerstücke ohne zollrechtliche Abfertigung aus der Schweiz nach Deutschland gebracht und dort zum Weiterversand bei dem Paketshop aufgegeben. Bei einer mobilen Kontrolle im Gottmadinger Ortsteil Randegg gelang im Frühjahr 2021 erneut ein empfindlicher Schlag gegen den Drogenschmuggel. Nachdem sie bereits zuvor 50 Kilogramm Cannabisharz beschlagnahmen konnten, ging ihnen ein Drogenschmuggler aus dem Großraum Frankfurt mit 60 Kilogramm Haschisch ins Netz.

Über 800.000 Euro Einfuhrabgaben

„Im Bezirk des Hauptzollamts Singen liegt die Anzahl der aufgedeckten Schmuggelfälle seit Jahren auf einem hohen Niveau“, erklärt Zollsprecher Eferl. Während im Jahr 2020 die Aufgriffszahlen im Vergleich zu 2019 mit knapp 6000 Fällen leicht rückläufig seien, gebe es bei den ermittelten Mengen in vielen Bereichen eine erhebliche Steigerung.

Auch diese Rassekatzen sollten illegal über die Grenze gebracht werden.
Auch diese Rassekatzen sollten illegal über die Grenze gebracht werden. | Bild: HZA Singen

„Im Rahmen der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität kam es im Bezirk des Hauptzollamts Singen 2020 zu 1200 Aufgriffen, bei denen insgesamt rund 293 Kilogramm Drogen beschlagnahmt wurden. Der Vergleich: 38 Kilogramm waren es 2017, 39 Kilogramm 2018 und 122 Kilogramm 2019. Für die geschmuggelten Waren haben die Grenzschützer mehr als 800.000 Euro Einfuhrabgaben erhoben“, berichtet Eferl. Eine Auswertung für 2021 soll in Kürze veröffentlicht werden.

Bargeldschmuggel floriert

Die Bundes- oder Landespolizei werde immer dann hinzugezogen, wenn es um Vergehen gehe, deren Ahndung nicht in die Zuständigkeit der Zollverwaltung falle. Die Bundespolizei beispielsweise bei unerlaubter Einreise, Aufenthalte oder Passfälschungen, die Landespolizei bei Fahren ohne Fahrerlaubnis, Fundunterschlagung und weiteres. Dies komme täglich mehrfach vor.

Eine stattliche Galerie von Hochprozentigem: Zöllner verhinderten den Versuch, dieses Alkohol-Sortiment unerlaubt über den Grenzübergang ...
Eine stattliche Galerie von Hochprozentigem: Zöllner verhinderten den Versuch, dieses Alkohol-Sortiment unerlaubt über den Grenzübergang Bietingen / Thayngen zu lotsen. | Bild: Hauptzollamt Singen

„Im Rahmen der Sicherheitskooperation Baden-Württemberg, in der Landes-, Bundespolizei und der Zoll eng zusammenarbeiten, gibt es regelmäßig gemeinsame mobile Kontrollmaßnahmen, wie oft vor dem grenznahen Gottmadinger Ortsteil Randegg. Bei solchen gemeinsamen Einsätzen werden Aufgriffe in allen Bereichen getätigt, wie Rauschgift, Waffen, unerlaubte Einreise und vieles weitere“, sagt Eferl. Auch der Bargeldschmuggel floriere. Jede Person, die mit Barmitteln im Gesamtwert von 10.000 Euro oder mehr aus einem Nicht-EU-Staat wie der Schweiz nach Deutschland ein- oder umgekehrt ausreise, müsse diesen Betrag unaufgefordert bei der deutschen Zollstelle schriftlich anmelden.

Hieb- und stichfest: Auch die unerlaubte Einfuhr von antiken Degen haben Zöllner entdeckt.
Hieb- und stichfest: Auch die unerlaubte Einfuhr von antiken Degen haben Zöllner entdeckt. | Bild: Hauptzollamt Singen

Die vielen Aufgriffe haben für die Gemeinde Gottmadingen auch einen negativen statistischen Effekt. Sie fallen in die Kriminalitätsbilanz von Gottmadingen. Die lässt sie so erscheinen, als ob Gottmadingen eine wesentlich höhere Kriminalitätsrate aufweise als andere Gemeinden. „Das wirft ein völlig falsches Bild“, sagt Bürgermeister Michael Klinger. Die Polizei veröffentliche aber auch eine jährliche Statistik, welche die Delikte in Gottmadingen ohne Zoll-Aufgriffe ausweisen. Die zeige deutlich, dass es in der Gemeinde relativ friedlich zugehe, betont Klinger.