Mit 322 Wohnungen zählt die Wohnbaugenossenschaft Gottmadingen zu den größten Anbietern von bezahlbarem Wohnraum in Gottmadingen. 22 neue Wohnungen entstehen gerade in der Fliederstraße und die Häuser in der Roseneggstraße 24/26 sind gerade fertig geworden. Die Genossenschaft steht für Modernisierung und Schaffung von neuem Wohnraum. Alles in Butter, möchte man meinen. Aber ist das wirklich so?
Wie üblich hatte die Genossenschaft zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung zum 15. Mai auch die Öffentlichkeit eingeladen. Diesmal vorsorglich in die Fahr-Kantine, denn 2024 wurde die Versammlung überraschend so gut besucht, dass es eng wurde im Gasthaus Sonne. Der Grund für das außerordentliche Interesse sollte sich nach der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erst bei der Neuwahl des Aufsichtsrates zeigen.
Öffentlichkeit ist kurzfristig ausgeladen
Ein Jahr danach wird die Sitzung mit Jahresbericht und Zukunftsplanung also mit Spannung erwartet. Doch am Montag wurde die Öffentlichkeit – und damit auch die Presse – kurzfristig wieder ausgeladen. In einer E-Mail vom Montag erklärt die geschäftsführende Vorständin Vera Federer: „In der letzten Aufsichtsratssitzung am 8. Mai hat der Aufsichtsrat deutlich gemacht, dass die kommende Mitgliederversammlung am Donnerstag, 15. Mai 2025, nicht öffentlich ist. Es sind nur Mitglieder als Versammlungsteilnehmende möglich.“
Gründe für diesen Schritt werden nicht genannt. Eine Nachfrage beim Aufsichtsratsvorsitzenden Axel Hauser blieb bisher ohne Antwort. Bleiben also nur Vermutungen.
2024 kippte die Stimmung
Wir erinnern uns: Nach dem anfänglich harmonischen Verlauf kippte im vergangenen Jahr die Stimmung bei der Wahl des neuen Aufsichtsrates. Offenbar hatte sich im Hintergrund Unmut unter den Mitgliedern aufgestaut. Für die unabhängigen Beobachter entstand eine völlig unerwartete Situation. Fünf der sieben erneut kandidierenden Aufsichtsräte inklusive dem Vorsitzenden, Bürgermeister Michael Klinger, erhielten im ersten Wahlgang nicht die erforderliche Mehrheit. Sie standen daraufhin für einen zweiten Wahlgang nicht mehr zur Verfügung.

Aus den Reihen der Mitglieder war eine Erweiterung des Aufsichtsrates auf zehn Personen vorgeschlagen worden. Doch diese Vergrößerung des Aufsichtsgremiums wurde kontrovers diskutiert. Am Ende der Versammlung war der Aufsichtsrat auf nur noch drei Köpfe zusammengeschrumpft. Damit wurde gerade die erforderliche Mindestzahl an Aufsichtsräten erreicht.

Wie der Tagesordnung zur 76. Mitgliederversammlung zu entnehmen ist, soll es neben den üblichen Regularien erneut um die Wahl des Aufsichtsrates gehen. Dieses Mal sollen fünf Posten besetzt werden. Das wären dann zwei Personen weniger als noch zum Ende der 75. Versammlung im Juni 2024, aber zwei mehr als im Moment. Es fällt auf, dass die Sitzung in diesem Jahr um einen Monat vorgezogen wurde.

Andere Genossenschaften setzen auf Transparenz
Auf SÜDKURIER-Anfrage verweist Vera Federer auf das Genossenschaftsrecht, wonach Mitgliederversammlungen nicht öffentlich abgehalten werden müssen. Ein Blick auf die Singener Baugenossenschaften oder auch die Volksbank als Genossenschaft zeigt jedoch, dass die gelebte Praxis auf vertrauensbildende Transparenz setzt. Zusammen mit den Gesellschaftern wird dort auch die Presse über die Entwicklung der Genossenschaft informiert.
Was ist also los in Gottmadingen? Schon früher gab es Turbulenzen bei der Besetzung der Vorstands- oder Aufsichtsratsposten. Aber dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde, ist bisher nicht bekannt. Immerhin war die Genossenschaft im Zusammenhang mit der Firma Fahr mit dem Ziel gegründet worden, die Menschen in Gottmadingen besser mit Wohnraum zu versorgen. Mitglied kann jeder werden.