Es waren lediglich 31 stimmberechtigte Mitglieder der Wohnungsbaugenossenschaft Gottmadingen (WBG), die sich zur 72. Mitgliederversammlung in der Fahr-Kantine einfanden, weniger als sonst.
Vielleicht lag es daran, dass zwei Berichtsjahre abgearbeitet werden mussten. Denn 2020 war die Versammlung wegen Corona ausgefallen. Man blieb jedenfalls auf Distanz und das Klima war fröstelig – was aber an den gekippten Fenstern und den AHA-Maßnahmen lag. An den Jahresberichten des Vorstandes fanden die Anwesenden jedenfalls nichts auszusetzen, und es gab kaum Nachfragen.
Insgesamt zeigt sich die Geschäftssituation der WBG stabil, wie die beiden Vorstände Vera Federer und Joachim Blatter anhand der Kennzahlen belegten. Auch die Berichte der Verbandsprüfung zeigen geordnete Verhältnisse. Ausdrücklich betont wird jedoch der hohe Sanierungsbedarf. Federer stellte konkrete Maßnahmen vor, wie beispielsweise an Trinkwasserleitungen sowie Badrenovierungen.
Die baulichen Maßnahmen machen Wohnungen attraktiver sowie seniorengerechter, gingen allerdings im Coronajahr 2020 deutlich zurück. Mit steigender Impfquote ist nun auch der Innenausbau wieder möglich.
Ausdrücklich wurde den Mietern gedankt, die alle Baumaßnahmen mitgetragen haben, die oft im bewohnten Bestand durchgeführt wurden. Aber immer noch schiebt die WBG einen erheblichen Sanierungsstau vor sich her.
Blatter legte die finanzielle Situation der WBG dar und betonte die Bedeutung einer ausreichenden Eigenkapitalquote. Diese sei kein Selbstzweck, sondern wichtig im Hinblick auf Investitionen.
Ein gewaltiges Projekt kommt voran
Die größte Investition der letzten Jahre war zweifellos der Neubau von drei Blöcken im Innenhofbereich der Hardt-Fliederstraße. Dort kann ein Großteil der Wohnungen bereits in den kommenden Tagen bezogen werden. „Das ist ein gewaltiges Projekt, das wir da als relativ kleine Genossenschaft gestemmt haben“, sagte Blatter und hob die Punktlandung bei der Kostenplanung hervor.
Nicht alles kann man sanieren, waren sich Vorstände und Mieter einig. Allein wegen gestiegener energetischer Ansprüche mache ein Neubau oft mehr Sinn. Federer betonte, dass bei den Neubauten ein hoher Energie-Standard erreicht werde und ein Juwel im Quartier entstanden sei.
Auch der Bürgermeister zeigt sich begeistert
Dem schloss sich auch Bürgermeister Michael Klinger als WBG-Aufsichtsratsvorsitzender an. Im Zusammenhang mit dem Quartier 2020 entstehe eine Wohngegend von hoher Lebensqualität und mit hervorragender Infrastruktur. Er dankte Vorstand und Mitarbeitern für die konstruktive Zusammenarbeit auch während der schwierigen Pandemiephase.
„Wir sind gut aufgestellt“, betonte Klinger. Die WBG schaue deshalb optimistisch in die Zukunft und gehe die nächsten Neubauten in der Hardt-Fliederstraße an, die nicht nur energetisch, sondern auch mit attraktiven Raumkonzepten punkten.
Anfragen kommen vor allem aus der Region
„Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steigt kontinuierlich und ganz besonders freut uns, dass vor allem Anfragen aus der Region kommen“, so Federer. Das motiviere alle Beteiligten sichtlich, auch wenn die Projekte mit spitzem Stift gerechnet werden müssen – vor allem durch deutlich gestiegene Baukosten.
Hervorgehoben wurde auch, dass allen Mietern, die in der Fliederstraße leben und deren Häuser nun abgerissen werden, WBG-Wohnungen sowie Umzugshilfen angeboten wurden. Daran zeige sich auch ganz klar der Vorteil einer genossenschaftlichen Struktur, die auf Solidarität und Mieterschutz setze. Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet.