Schon die alten Griechen wussten, wie nah Lachen und Weinen beieinander liegen und erfanden das Symbol der Theatermasken mit den typischen Gesichtern. Zu solchen Tragikomödien kommt es gern, wenn die Nerven blank liegen – zum Beispiel bei der Vorbereitung einer Hochzeitsfeier.
Auch bei uns gab es damals viel zu organisieren, aber insgesamt war es doch deutlich stressfreier als heutzutage. Es gab kein Farbkonzept und das Menü war einfach genial: Vier Gänge Lieblingsspeisen (nix vegan, nix glutenfrei, alles voller Allergene). Meine Schwiegermutter backte ihre legendäre Schichttorte, Musik machte ein Freund, ein Kollege fotografierte – und zwar hauptsächlich unsere Gäste. Fast hätten wir das offizielle Hochzeitsfoto vergessen. Als ultimativer Beziehungstest galt der gemeinsame Aufbau eines Ikea-Kleiderschranks. Wenn man das überstand, ohne dass das Möbelstück aus dem Fenster flog oder einem vom Partner der Koffer vor die Tür gestellt wurde, galt die Beziehung als krisenfest.

Heute erstellt man bereits ein bis zwei Jahre im Voraus sogenannte Moodboards, Farb- und Stilkonzepte und bucht eine Location. Die Torte muss auf das Brautkleid abgestimmt werden (oder umgekehrt). Dies alles ist so aufwendig, dass ich mich frage, wie man es dabei noch schafft, berufstätig zu sein. Aber das muss man – denn teuer ist der Spaß auch noch. Eine Braut versuchte mal 1300 Euro „Eintritt“ für die Hochzeitsfeier zu verlangen, aber das ging nicht gut aus – und den Namen „Brautzilla“ hatte sie weg. Die Hochzeitsvorbereitung ist jetzt also der ultimative Beziehungstest – und manchmal suchen Partner deshalb sogar das Weite. Das ist tragisch.
Zur Komödie wird es jedoch, wenn am Vorabend der Hochzeit so etwas passiert: Der Bräutigam holt die dreistöckige Torte ab („Klar, kann ich das. Ich fahre selbst!“), um dann entweder zackig um die Kurve zu fahren, beim Ausladen die Torte („nur minimal, ich schwöre!!“) zu kippen oder sie beim Reintragen fallen zu lassen. Alles passiert! Ich schwöre! Meine Konditortochter schickte mir dann, in Tränen aufgelöst, die Fotos der zerstörten Kunstwerke. Dann ist sie aber – sozusagen mit Blaulicht – ausgerückt, um den Schaden zu reparieren. Zumindest äußerlich war dann alles wie neu – auch wenn das Innenleben etwas verrutscht war. Aber Hauptsache lecker.
Merke: es kommt doch auf die inneren Werte an. Und jede Generation erfindet den ultimativen Beziehungstest neu. Wegen einer reparierten Hochzeitstorte ist jedenfalls keine Hochzeit gescheitert.