Jetzt, da ich diesen Text schreibe, habe ich noch keine Ahnung, wie die Wahl ausgegangen ist. Aber haben wir uns nicht in den letzten Monaten mehr als genug mit weltbewegenden Angelegenheiten beschäftigt, gestritten, gelitten und öfters mal die Nase gestrichen voll gehabt? Zeit für etwas anderes. Wie wäre es mit dem Thema Glück? In der englischen Sprache gibt es dafür zwei Begriffe: Luck bezeichnet das Glück, bei dem der Zufall seine Finger im Spiel hat – wie Glück bei einer Verlosung. Happy ist man dagegen, wenn man Lebensglück empfindet; verbunden mit einem Gefühl von innerer Ruhe und seelischem Frieden. Ich hoffe, dass der oder die Wahlgewinner beides empfinden. Auch, wenn eine Wahl keine Lotterie ist, obwohl es sich manchmal so anfühlt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass so mancher, der zur Wahl stand, am liebsten dem Glück ein wenig auf die Sprünge geholfen hätte.
Ob sich in Politikerportemonnaies vierblättriger Klee findet? In meiner Schulzeit war ich jedenfalls von der Magie des „lucky clovers“ fest überzeugt und suchte verbissen danach. Besonders, wenn mal wieder ein Latein-Vokabeltest anstand. Der Glücksklee sollte mir auch helfen, die binomischen Formeln in meinem Hirn zu verankern. Ich hätte mal besser meine Zeit ins Lernen investiert oder gute Spickzettel geschrieben, als bäuchlings in Grünanlagen zu liegen. Schummeln war übrigens nicht nur in der Schule naheliegend: Wenn ich wieder mal nichts Brauchbares gefunden hatte, habe ich mir eben etwas gebastelt. Mit Sekundenkleber wurde ganz fix ein normales Kleeblatt zum Glücksklee. Der wanderte dann unters Kopfkissen, um die Verankerung des Wissens während der Nacht zu garantieren. Die Methode „Lernen im Schlaf“ war damals ein großer Hit, aber aus eigener Erfahrung kann ich zumindest den Einsatz von Glücksklee nicht empfehlen. Zumindest nicht von gefälschtem. Unverdrossen reparierte ich morgens mein zerknittertes Exemplar, das über Nacht ein Blatt verloren hatte, steckte es in mein Federmäppchen und absolvierte den Vokabeltest. Das Ergebnis können Sie sich denken.
Momentan steht der Glücksklee wieder mal bei mir auf dem Programm: Die Protagonistin meines Romans, an dem ich momentan schreibe, „sammelt Glücksklee wie andere Menschen Briefmarken“. Sie hat eine bestimmte Methode. Die habe ich mir ausgedacht, aber – oh Wunder! – sie funktioniert. Allein in der letzten Woche habe ich auf meinen Gassirunden sechs vierblättrige Kleeblätter gefunden. Da bin ich mutig geworden und habe das Manuskript für ein Stipendium eingereicht. Die Konkurrenz ist groß und es wird auf Qualität geachtet. Aber vielleicht habe ich ja diesmal Luck – dann wäre ich so richtig happy.