„Na, du bist mir vielleicht eine Marke!“, hieß es früher oft, wenn ich mal wieder nicht so wollte, wie ich sollte. Aber unter einer echten Marke versteht man etwas anderes. Eine Marke ist eine geschützte Bezeichnung und steht für typische Produkteigenschaften – im Idealfall für eine Art Markenwelt. Wenn ich „blaue Cremedose mit schwungvollem Schriftzug in Weiß“ sage, wissen Sie sofort, was ich meine und haben vermutlich sogar den typischen Duft einer Handcreme in der Nase.

Das R im Kreis signalisiert ein geschütztes Markenzeichen – kann auch eine Autorin zu ihrer eigenen Marke werden?
Das R im Kreis signalisiert ein geschütztes Markenzeichen – kann auch eine Autorin zu ihrer eigenen Marke werden? | Bild: Rolf Vennenbernd/dpa

Kürzlich wurde ich mit der Möglichkeit konfrontiert, mich selbst zu einer Marke zu machen. Und das kam so: Ich schreibe mal wieder an einem Roman. Diesmal möchte ich meine Leserinnen und Leser schon im Vorfeld auf meine Schreibreise mitnehmen. Konkret bedeutet das, dass ich auf Social Media Textfragmente poste und mit Lesern darüber diskutiere. Ich verrate manches zum Hintergrund meiner Romanfiguren und berichte Details zur spannenden Recherche. Einige dieser Beiträge entstehen spontan, andere quasi nach Redaktionsplan. Bei solchen Dingen höre ich gern auch mal auf den Rat von anderen.

Ein Telefongespräch, von dem man sich erholen muss

Das kostenlose Angebot einer Marketingexpertin machte mich neugierig. Um es kurz zu machen: Ich habe zwei Tage gebraucht, um mich von diesem Gespräch zu erholen. Um es noch kürzer zu machen: Ich mache alles, einfach alles falsch. Erster Tipp: Man kann nicht Kinderbücher und Kurzgeschichten und Gedichte schreiben und dann erwarten, dass die Leute auch noch die Romane lesen. Ganz ehrlich, ich habe nicht gewagt zu sagen, dass ich auch noch diese Kolumne verfasse. Wahrscheinlich hätte sie dann mit den Worten „hoffnungsloser Fall“ sofort aufgelegt. Ich müsse endlich wissen, was ich mit dem Schreiben erreichen wolle. „Gute Geschichten erzählen?“, fragte ich zaghaft. – „Nein!“, donnerte es durch Telefon zurück. „Zuerst einmal musst du einen Markenkern entwickeln.“

Das könnte Sie auch interessieren

Ich erhielt den Tipp, nochmal ganz von vorn anzufangen. „Das nächste Buch, das du schreibst, wird dein erstes“, sagte sie. „Du legst dir ein Pseudonym zu und erfindest dich komplett neu. Die Cover deiner bisherigen Bücher sind sowieso fast alle Mist.“ – Ich gebe zu, dass mein Selbstbewusstsein zu diesem Zeitpunkt akut angekratzt war. Aber als sie mir dann die einzig wahre Methode empfahl, wie man ohne Verlag Bücher herausbringen kann und dann auch noch – welcher Zufall! – ihr Angebot, um mein sogenanntes „Autoren-Branding“ zu entwickeln… Da dachte ich mir dann doch: „Du bist vielleicht eine Marke!“

Aber ich bin Sternzeichen Zwilling – und die sind bekanntermaßen vielfältig bis zum Geht-nicht-mehr. Also werde ich weiter Gedichte schreiben, wenn mir danach ist. Oder Kolumnen. Und bei meinen Romanen vertraue ich darauf, dass sie ihre Fans finden. Denn Niveau ist keine Handcreme.