„Lasst uns Konstanz gestalten – offen, vielfältig und queer“, forderte Jana Schlenkrich, Rednerin bei der Abschlussveranstaltung des Christopher Street Days (CSD) in Konstanz. Und die Stadt gab ein Zeichen, das sogar die Erwartungen der Organisatoren weit übertraf: Nahezu 1700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, so die Schätzung der Polizei, nahmen an der Abschlussdemo von Herosé-Park durch die Altstadt bis zur Konzertmuschel im Stadtgarten teil.

„Das war richtig, richtig toll! Wir haben nur mit etwa 1000 gerechnet und die Stimmung ist megagut!“, zeigte sich Jacky vom Organisationsteam rundum zufrieden. „Man hat das Gefühl, dass die Menschen hier sehr glücklich sind und das ist uns auch sehr wichtig, weil die Vorbereitung viel Arbeit war!“

Tanzeinlagen zu Abba-Hits vor dem Münster. Doch beim CSD geht es nicht nur darum, die eigene Queerness zu feiern, sondern ganz gezielt ...
Tanzeinlagen zu Abba-Hits vor dem Münster. Doch beim CSD geht es nicht nur darum, die eigene Queerness zu feiern, sondern ganz gezielt für die eigenen Rechte einzustehen. | Bild: Jürgen Rössler

Zwar findet der Konstanzer CSD normalerweise nur alle zwei Jahre statt, sodass nach der Veranstaltung im Vorjahr erst 2026 der nächste CSD in Konstanz turnusmäßig angestanden hätte. Doch die Tatsache, dass der CSD-Verein Konstanz nunmehr seit 20 Jahren queere Menschen unterstützt, sorgte dafür, dass auch in diesem Jahr ein CSD in der Konzilstadt stattfand, sozusagen ein runder Geburtstag – wohl wissend, dass das für das kleine Organisationsteam mit reichlich Arbeit verbunden ist.

Viele unterstützen die queere Community

Aber die Arbeit hat sich, da waren sich alle im Team einig, gelohnt – friedliche Stimmung, schrille, bunte Teilnehmer, Partyatmosphäre auf dem Münsterplatz, als zu Abba-Songs getanzt wurde, Störungen und Konflikte blieben aus und eines war auch überdeutlich erkennbar: Es war nicht nur die lokale queere Community, die hier am Bodensee die Regenbogenflagge zeigte. Sondern eine ganze Reihe von Bürgerinnen und Bürger, denen Toleranz und Akzeptanz wichtig sind, schlossen sich dem bunten Zug durch die Altstadt an.

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„Wie sind eine Minderheit und wir brauchen andere Menschen!“, deutete Jacky etwa auf den Rechtsruck in Ungarn hin, wo zuletzt der CSD verboten wurde und erst gegen staatlichen Widerstand stattfand. „Es wird immer mehr Menschen klar, wie drastisch die Lage ist und wie schnell es gehen kann, dass Menschen hier ihre Rechte verlieren oder ganz gezielt Opfer von Diskriminierungen werden,“ erläuterte Jacky. Und man müsse gar nicht nach Ungarn schauen, auch in Deutschland würden queere Menschen immer häufiger zu Opfern körperlicher Gewalt.

Mehr als eine bunte Party

„Wir wollen, dass alle in der Stadt so leben können, wie sie wollen und wie sie sind!“, so ein Statement bei der Abschlussdemo, das reichlich Applaus erntete. „Es geht hier nicht nur darum, die eigene Queerness zu feiern und einen Platz in der Gesellschaft zu bekommen, es geht auch darum, ganz gezielt für die eigenen Rechte einzustehen!“, wies Jacky darauf hin, dass es beim CSD um weit mehr geht als darum, eine bunte Party zu feiern.

„Für Respekt und Liebe“ ist auf einem Schild zu lesen.
„Für Respekt und Liebe“ ist auf einem Schild zu lesen. | Bild: Jürgen Rössler

Punktuell schlichen sich auch Pro-Palästina-Statements ein, aber auch Plakate mit der Aufschrift „Queers against Antisemitism“. Doch bei der Abschlussveranstaltung betonten die Veranstalter, dass es beim CSD darum gehe, Brücken zu bauen und nicht Gräben zu vertiefen, weshalb man politische Statements eingrenzen wolle.

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Und diese Brücken wurden auch während der Demo durch die Konstanzer Altstadt gebaut, denn viele, ob Einheimische oder Touristen, wurden von dem großen Demonstrationszug überrascht. Aber es fanden viele Gespräche und Diskussionen am Rande der Strecke statt, die zeigten: Das Thema interessiert, nur selten war bei Passanten ein Kopfschütteln festzustellen. Denn, so das Schlusswort von Jana Schlenkrich im Stadtgarten, ehe es zu einer Party überging: „Wir können zusammen etwas bewegen und für diese Ziel war das jetzt gut!“