Die Rolle des Gemeindewaldes hat sich über die Jahrzehnte gewandelt. Das wird unter anderem deutlich, wenn der Förster in regelmäßigen Abständen den Waldbericht vorlegt. Spülte die Bewirtschaftung in besseren Zeiten noch Gewinne in die Gemeindekasse, so tendieren die Einnahmen zunehmend gegen Null. „Wir ziehen nicht viel Geld aus dem Wald“, brachte es denn auch Bürgermeister Michael Klinger nach dem Sachstandsbericht des Gemeindeförsters Peter Baumann auf den Punkt. Aber darum geht es wohl auch nicht mehr in erster Linie. Der Wald ist ein wichtiger Faktor im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Doch gleichzeitig leidet er auch massiv an deren Folgen.

Die Trockenheit der vergangenen Jahre verschaffte den Schädlingen ein leichtes Spiel. Das sieht man an der Bilanz des Försters. Bis Mitte 2024 wurden 24.441 Festmeter Holz aus dem Gemeindewald geerntet. Mit 20.100 Festmetern war der größte Teil Schadholz. Insgesamt vermeldete Peter Baumann aber einen Zuwachs an 23.000 Festmetern.

Alle zehn Jahre ist eine Inventur des Gemeindewaldes fällig. Im Förster-Fachjargon ist von der Forsteinrichtung die Rede, in der die zuvor festgelegten Bewirtschaftungsziele umgesetzt werden. Die aktuelle Forsteinrichtung umfasst den Zeitraum von 2016 bis 2025. Peter Baumann erklärte die Ziele für die neue Dekade, die ab 2026 beginnt und 2025 vom Gemeinderat beschlossen werden müssen.

„Der Gemeindewald soll zur Erhaltung gefährdeter Arten erhalten und verbessert werden“, sagt Revierleiter Peter Baumann.
„Der Gemeindewald soll zur Erhaltung gefährdeter Arten erhalten und verbessert werden“, sagt Revierleiter Peter Baumann. | Bild: Ingeborg Meier

Wesentliches Merkmal der Neuausrichtung ist der Umbau des Bestandes hin zu hitzebeständigeren Baumarten. Die schnell wachsende Fichte ist unter den aktuellen Klimabedingungen zu anfällig, wie man besonders im Schwarzwald sehen kann. In Gottmadingen sieht man die Zukunft im Mischwald mit möglichst vielen Baumarten, die allerdings langsamer wachsen als Nadelhölzer. Unter großer Hitze verlangsame sich das Wachstum zusätzlich. Und zum Schutz vor Sturm müssen die Bäume früher geerntet werden.

Der Wald am Heilsberg dient den Gottmadingern zur Naherholung. Selbst wenn der Nebel den kleinen Höhenzug mit Feuchtigkeit einhüllt, so ...
Der Wald am Heilsberg dient den Gottmadingern zur Naherholung. Selbst wenn der Nebel den kleinen Höhenzug mit Feuchtigkeit einhüllt, so bietet ein Spaziergang durch den Mischwald ein prächtiges Farbspiel. | Bild: Trautmann, Gudrun

Baumann hob die Bedeutung des Waldes als Ort der Erholung und als Lebensraum für Flora und Fauna hervor. Sein Credo: „Der Gemeindewald soll zur Erhaltung gefährdeter Arten erhalten und verbessert werden.“ Der Klimawandel stelle ein Herausforderung dar. Daher sollen an allen Standorten in Gottmadingen und Ortsteilen möglichst viele verschiedene Bäume gepflanzt werden. Wo sich die Natur selbstständig verjüngt, will der Forst diese übernehmen und herauspflegen.

Fichten müssen früher gefällt werden

Es sollen auch Baumarten wie Douglasie oder Roteiche gepflanzt werden, die nicht heimisch sind, aber den Wald widerstandsfähiger machen. „Der Anteil an weniger wuchskräftigen, aber klimastabileren Baumarten wie Hainbuche, Linde, Elsbeere, Vogelbeere und andere, wird steigen“, beschreibt Baumann. Die älteren Fichtenbestände sollen früher geerntet werden, um den steigenden Risiken durch Sturm und Borkenkäfer zu begegnen. Zur Pflege des Waldes trägt laut Baumann auch die Jagd bei, die den Wildbestand kontrolliert. Dadurch würden die Hauptbaumarten, die ohne Verbissschutz auskommen müssen, geschützt.

In seiner Konzeption für die nächste Forsteinrichtung ist auch eine Erweiterung des Gottmadinger Ruhewaldes geplant. Diese Form der ...
In seiner Konzeption für die nächste Forsteinrichtung ist auch eine Erweiterung des Gottmadinger Ruhewaldes geplant. Diese Form der Bestattung findet immer mehr Anklang in der Bevölkerung. | Bild: Trautmann, Gudrun

Bereits im November vergangenen Jahres hat der Gemeinderat ein Totholzkonzept verabschiedet. Der damalige Leiter des Kreisforstamtes, Walter Jäger, hatte für Waldrefugien geworben, in denen abgestorbene Bäume zu Lebensräumen für Insekten werden. Diese machen drei Prozent der Fläche im Gemeindewald aus.

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Die Pflege, die Neuanpflanzungen, der langsamere Wuchs der Bäume, die frühere Verjungung wird die Bewirtschaftung des Waldes für die Gemeinde verteuern. Der Gegenwert sind jedoch die Naherholungsräume und der Artenschutz. Außerdem sollen die Bürger auch künftig noch Brennholz aus dem Wald beziehen können. Daher billigte der Gemeinderat das vorgeschlagene Waldbewirtschaftungskonzept, das ab 2026 umgesetzt werden soll.