Über 100 Jahre hat der Randegger Narrenverein Fidelia Unkenbrenner schon auf dem Buckel. Obwohl: Im Laufe der Vereinsgeschichte hat sich der Name immer wieder geändert. Vor allem in den ersten 50 Jahren, wie Zunftmeister Guntram Brütsch erzählt.
Stolz auf den Namen
Die heutige Bezeichnung ist eine Kombination aus dem Vereinsnamen zur Zeit der Wiedergründung im Jahr 1967 und der Sagenfigur des Unkenbrenners. Auf diesen Hintergrund sind die Narren besonders stolz: „Es handelt sich nicht um eine frei erfundene Geschichte, sondern um eine, die im Schaffhauser Stadtarchiv dokumentiert ist“, erzählt Brütsch.
Demnach trieb der Unkenbrenner im 18. Jahrhundert als landstreichender Alchemist im Hegau und im Schweizer Grenzgebiet sein Unwesen. Er versprach vor allem dem Adel, aus Blei Gold zu machen. Und weil Unken und Kröten im Mittelalter das Symbol für Reichtum und Wohlstand waren, wurde der Landstreicher als Unkenbrenner bezeichnet.
Geschichte nahm ein böses Ende
Auf Schloss Randegg soll der geldgierige Ritter Heinrich dem Unkenbrenner auf den Leim gegangen und ihm sogar seine Tochter versprochen haben, wenn er ihm zu Reichtum verhelfen würde. Doch der Schwindel flog auf, der Unkenbrenner wurde auf der Burg Hohenkrähen eingekerkert. Zwar gelang ihm die Flucht, aber nur bis ins Schweizer Grenzgebiet. Dort wurde er gefasst und fand ein jämmerliches Ende am Schaffhauser Stadttor.
Die Figuren des Randegger Narrenvereins nehmen das Personal dieser Sage auf. Zentrale Einzelfigur ist der Unkenbrenner. Uniformierte Mitglieder repräsentieren den Adel und die Unken tragen schön geschnitzte Froschmasken, die in den 1970er Jahren eingeführt wurden.
Guntram Brütsch berichtet stolz, dass die beiden traditionellen bunten Abende vor der Corona-Pandemie wieder richtig Fahrt aufgenommen hatten. In „Unkenbrenners Allerlei“ wurde das Dorfgeschehen in Randegg, Murbach und Petersburg genauer unter die Lupe genommen. Nun kann die Saalfasnacht wegen Corona zum zweiten Mal in Folge nicht stattfinden. Und auch die Straßenfasnacht ist weitgehend abgesagt.
Morgens um 6 Uhr wird geweckt
So ganz will der Verein aber nicht mehr auf die Fasnacht verzichten. „Am Schmutzigen Donnerstag werden wir zusammen mit dem Musikverein zum Wecken durch die Dörfer ziehen“, sagt Guntram Brütsch. „Das beginnt um 6 Uhr morgens mit sechs Böllerschüssen.“ Zweieinhalb bis drei Stunden werden die Narren dafür unterwegs sein.
Sollte es möglich sein, werde man auch coronakonform den Narrenbaum stellen und die Schule stürmen. Dabei wird der Verein seit über 20 Jahren von der Freiwilligen Feuerwehr unterstützt. Mit dem Narrenbaum wollen die Vereinsmitglieder symbolisieren, dass die Fasnacht noch lebt.
50 Erwachsene und 18 Kinder
50 aktive Erwachsene und 18 aktive Kinder halten das Vereinsleben der Fidelia Unkenbrenner am Leben. Dass die Pandemie das närrische Treiben nun schon im zweiten Jahr weitgehend zum Erliegen bringt, sei vor allem für die Kinder schade.
Vereinsaustritte habe es aber bisher nicht gegeben, berichtet der Zunftmeister. Da hätten es ganzjährig aktive Vereine schwerer als saisonale. Aber auch die Randegger Narren sind während des Jahres immer wieder präsent, indem sie andere Vereine bei deren Veranstaltungen unterstützen.