Wenn Maria Harder laut über die große Umstrukturierung der Kirchenbezirke im Erzbistum Freiburg nachdenkt, dann sieht sie mehr Positives als Nachteile. Sie spricht von Chancen und davon, dass aus der Not Neues entstehen kann. Die Not ist in diesem Fall der unabwendbare Priestermangel. Das Neue ist die Mammutpfarrei, die bis 2030 im Hegau entstehen soll. Zehn Seelsorgeeinheiten befinden sich heute im Dekanat Hegau. Sie alle sollen zu einer Pfarrei zusammengeführt werden.
Was anderen Vertretern der katholischen Gemeinden im Hegau große Sorgen bereitet, weckt bei Maria Harder den Gestaltungswillen. Deshalb ist es für die langjährige Pfarrgemeinderätin und Ratsvorsitzende in der Seelsorgeeinheit Hohenstoffeln-Hilzingen keine Frage, dass sie bei den Wahlen am 22. März wieder antreten wird. Sie will helfen, die Pfarreigrenzen abzubauen. Das Kirchturmdenken sei nicht mehr zeitgemäß. Doch woher nimmt die Frau so viel Optimismus?
Fusion ist in Hilzingen gelungen
Um das zu erklären, muss Maria Harder einen Blick in die jüngere Geschichte ihrer Seelsorgeeinheit werfen: Vor 15 Jahren waren da noch sechs selbstständige Gemeinden. Dann kam ein gemeinsamer Ausschuss, und seit fünf Jahren sind die Pfarreien zu Seelsorgeeinheiten zusammengeschlossen. „Diese Fusion verlief längst nicht überall harmonisch“, erinnert sich Maria Harder. Doch in Hilzingen sei die Vereinigung gelungen: „Wir sind gut zusammengewachsen. Man sieht sich als Ganzes.“
Konkret wird das am Beispiel der neuen Orgel für St. Peter und Paul in Hilzingen. Die gesamte Kirchensanierung von Sommer 2014 bis Herbst 2016 hatte schon so viel Geld verschlungen (insgesamt 4,1 Millionen Euro), dass sich die Hilzinger Pfarrgemeinderäte kaum noch trauten, für die aufwändigere Version des Instruments zu stimmen. Die beiden zusätzlichen Register für die Orgel kosteten 16 000 Euro.

„Wir dachten, dass die Ortsteilvertreter nach all den Investitionen in die Barockkirche das nicht mehr mittragen würden. Wir gingen davon aus, dass es ihnen langsam reicht“, erinnert sich Maria Harder. „Doch dann kam ausgerechnet aus den Ortsteilen der Vorschlag, dass die Hilzinger Orgel gleich richtig gebaut werden sollte.“ Das Beispiel zeige, dass es dem Gremium ums Ganze gehe. Die Egoismen seien in den Hintergrund gerückt.
Auch nach 43 Jahren ist Maria Harder noch bereit, sich in diesem anspruchsvollen Ehrenamt zu engagieren. „Das kann ich nur, weil ich in Teilzeit arbeite und mein Mann das mitträgt“, sagt sie. Welche Motivation steht dahinter? – Voraussetzung sei die Freude am Gestalten und auch die gute Zusammenarbeit mit Pfarrer Thorsten Gompper und Gemeindererferntin Simone Meisel. Maria Harder will die Gemeinde lebendig halten und die Menschen für den Glauben und die Kirche vor Ort begeistern. Viele der langjährigen Pfarrgemeinderäte hätten am Beispiel der über Jahre dauernden Kirchensanierung erlebt, dass sie etwas bewegen können.
22 Kandidaten für den Pfarrgemeinderat
Sie selbst hat den Bauförderverein mit heute 132 Mitgliedern mitgründet. Der Verein hat die stolze Summe von 300.000 Euro gesammelt. Allein das zeigt, wie die Seelsorgeeinheit verzahnt ist.
In der Seelsorgeeinheit Hilzingen gebe es viele Engagierte. Fünf Räte wollen jedoch nicht mehr kandidieren. Trotzdem sei es gelungen, 22 Kandidaten für den nächsten Pfarrgemeinderat zu gewinnen. Neue Bewerber hätten die Kirchenentwicklung 2030 zum Anlass genommen, zu kandidieren, berichtet Maria Harder. Für andere sei die Gemeinde zur Heimat geworden. Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende zitiert eine Kollegin mit den Worten: „Bei Kirchens ist‘s immer schön.“

Dieses Grundgefühl muss bei Maria Harder schon sehr früh geprägt worden sein. Als 16-Jährige kam die gebürtige Hilzingerin zur katholischen Landjugendbewegung und wurde deren Vorsitzende. Man verbrachte die Freizeit zusammen und war an Kirche interessiert. Über die Jugendarbeit kam Maria Harder mit 20 zum Pfarrgemeinderat, wo sie sich seit 1977 engagiert. „Wir sind ein gutes Gremium und können gut miteinander“, sagt sie.
Sie hat schon viele Aufgaben übernommen. Mal war sie für die Familiengottesdienste, mal für die Ministrantenarbeit verantwortlich oder als Lektorin tätig. In der nächsten Amtszeit möchte sie sich dafür einsetzen, dass sich funktionierende Gemeindeteams etablieren. Die sollen dann thematisch arbeiten und die Priester unterstützen. Für die Verwaltung sollen hauptamtliche Geschäftsführer eingesetzt werden.
Frauen sollten mehr Verantwortung übernehmen dürfen
13 Frauen und neun Männer kandidieren für den neuen Pfarrgemeinderat. 20 Sitze in dem Gremium sind zu vergeben. „Frauen übernehmen sehr viel Arbeit in den Gemeinden und sollten mehr Verantwortung übernehmen dürfen“, sagt Maria Harder. „Unsere Gemeindereferentin Simone Meisel könnten wir uns gut als Priesterin vorstellen.“ Aber das ist dann wohl doch noch etwas zu viel Zukunft.
Der großen Reform sieht Maria Harder optimistisch entgegen. „Wenn wir uns als Gesamtgemeinde verstehen, sind wir auch bereit, uns über die Pfarreigrenzen kennenzulernen und die großen Kirchenfeste oder Patrozinien gemeinsam zu feiern“, sagt sie. „Nicht nur die Priester müssen wandern; das Volk wandert mit.“
Wie sieht‘s aus?
Mit diesem Motto sollen die Katholiken in Baden-Württemberg zu den Pfarrgemeinderatswahlen am Sonntag, 22. März, gelockt werden. In der Seelsorgeeinheit Hohenstoffeln-Hilzingen bewerben sich 22 Kandidaten um 20 Sitze. Die Seelsorgeeinheit entspricht dem Gebiet der politischen Gemeinde und hat sechs Pfarreien: St. Peter und Paul Hilzingen, St. Blasius Binningen, St. Gallus Duchtlingen, St. Laurentius Riedheim, St. Philipps und Jakobus Schalte und St. Mauritius Weiterdingen. Vertreten werden 4310 Katholiken. Das Wahlgebiet ist in sechs Stimmbezirke eingeteilt. Erstmals können Wähler ihre Stimme bis zum 20. März auch online abgeben. Neben der persönlichen Wahl im Wahllokal besteht außerdem die Möglichkeit der Briefwahl. Weitere Informationen unter: http://www.http://pgr-wahl-freiburghttp://.de