Die Filme von Andreas Feix konnten früher nicht klein genug sein. Da piepste noch das Modem und das Datenvolumen war begrenzt, die Internetverbindung langsam. Damals gab es noch kein Youtube und der damals 13-Jährige suchte sich diverse Webseiten zur Veröffentlichung. Dafür reduzierte er die Dateigröße bis die mit Lego-Figuren nachgespielten Szenarien ziemlich großen Pixeln glichen.
Heute füllen Filme, an denen er mitgearbeitet hat, die großen Leinwände in aller Welt. Und auch im Alltag haben sich die Dimensionen gewandelt: Statt im beschaulichen Hilzingen wohnt der 31-Jährige nun in London, wo er zum Beispiel Dinosaurier für den Blockbuster Jurassic Park animiert.

Am Anfang war der T-Rex
Dinos markieren die wichtigsten Stationen seiner Filmkarriere – auch den Anfang. „Für mich war das der beste Film, den ich jemals gesehen habe“, erinnert sich Andreas Feix an Jurassic Park. Viel zu jung sei er gewesen, als er den Abenteuerfilm erstmals sah, so dass er fast Albträume bekommen habe. Doch er mochte Dinos und er mochte den Film: „Ich wollte wissen, wie die Dinos gemacht werden“, daher habe er sich Hintergrundberichte angesehen und viel gelesen.
Bei der Fortsetzung 1997 habe er plötzlich die Machart erkannt. „Da tut sich eine neue Welt auf“, erinnert er sich. Damals habe er überlegt, als Paläontologe die Welt der Dinosaurier zu erforschen, oder beim Film solche Welten zu erschaffen. „Ich wollte Effekte machen wie ein Zauberer“, erklärt Feix. Also lernte er zaubern: Er drehte in seinem Zimmer eigene Filmchen und bearbeite sie am PC.
Wenn Legomännchen laufen lernen
An Schauspieler dafür war nicht zu denken, also wählte er Lego-Figuren. „Das ist der beste Weg, um auch digitale Nachbearbeitung zu lernen“, sagt er. Damit ein Männchen hüpft, braucht es einen Draht, der im Film nicht zu sehen sein darf. Nach einigen Wochen oder Monaten Arbeit waren die Filme dann wenige Minuten lang. „Das in die Welt zu bringen, war ein langwieriger Prozess. Hilzingen hatte nicht die beste Internetverbindung“, sagt Andreas Feix. Damals habe er wenig über Bildqualität nachgedacht – Hauptsache, man könne die Handlung erkennen. In Foren habe er sich dann mit anderen ausgetauscht, in Wettbewerben mit ihnen gemessen.
Heute arbeitet Andreas Feix in London. Die britische Hauptstadt ist ein Zentrum für Firmen im Bereich der Visual Effects, wie er erklärt. 2015 zog er nach dem Studium an der Filmakademie in Ludwigsburg dorthin und stellte noch seinen Diplomfilm fertig: Citipati handelt wieder von einem Dinosaurier, nur dass dieser seinem Tod begegnet. Aus vielen kleinen Drei- und Vierecken modellierte Feix dafür möglichst realistische Figuren, schuf ein digitales Skelett und hauchte dem Dino in kleinteiliger Computerarbeit Leben ein.
Dazu gehörte auch, realistische Oberflächen zu gestalten: „Man orientiert sich meist an etwas, was man kennt“, erklärt er und wählte Schlangen als Vorbild. Citipati bescherte Andreas Feix viele schlaflose Nächte und Sieben-Tage-Wochen, aber nach der zweijährigen Produktion auch Auszeichnungen.
Eine Branche im Wandel
Seit seinen ersten Schritten hat sich die Filmwelt sehr verändert. „Heute ist die Postproduktion im besten Fall einer der ersten Beteiligten, der das Drehbuch liest“, sagt Feix. Noch vor der ersten Klappe würden Figuren konzipiert und gebaut. „Mit Feedback-Schleifen arbeitet man dann auf den Stil des Kunden hin“, erklärt Feix. Absprachen seien dabei wichtiger denn je zuvor – denn es sind viele, unterschiedlich spezialisierte Firmen beteiligt. So sei es üblich, dass eine Firma sich um die Nachbearbeitung der Aufnahmen einer Schauspielerin oder Szene kümmert, während eine andere an anderen Stellen arbeitet.
Andreas Feix hat bei König der Löwen mitgearbeitet, dem Rohmaterial ein fotorealistisches Aussehen zu geben. Nicht immer sei Animation so offensichtlich: „Man kann davon ausgehen, dass kein Film mehr ohne Visual Effects arbeitet.“
Studium in Ludwigsburg
Die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg ist eine von wenigen in Deutschland und gilt als sehr renommiert. Animation ist einer von elf Studiengängen dort, dabei gibt es verschiedene Vertiefungen. Für die Bewerbung braucht es in der Regeln eine Mappe mit eigenen Arbeiten, weshalb Andreas Feix ein einjähriges Praktikum absolvierte. „Da waren dann auf einmal Leute, die die selbe Sprache sprechen“, erinnert er sich. Das Studium setze grundsätzlich darauf, alle Bereiche eines Films kennen zu lernen.
Die Zukunft des Films
Andreas Feix beobachtet verschiedene Bewegungen in der Filmbranche und wagt für den SÜDKURIER einen Blick in die Glaskugel, wohin sich die Szene bewegen wird:
- Es wird wieder praktisch: Wenn ein später animiertes Objekt auch greifbar während der Dreharbeiten am Filmset ist, ergebe das ein harmonischeres und realistischeres Bild, sagt Andreas Feix. Deshalb geht er davon aus, dass die reale und digitale Welt noch mehr verschmelzen werden. Als Beispiel nennt er den Droiden bei Star-Wars: Wenn ein Modell dessen auch tatsächlich am Drehset präsent ist, würden die Interaktionen zwischen Mensch und Maschine viel besser wirken.
- Verschmelzung von Film und Spielen: Nachdem der dreidimensionale Film nicht mehr so angesagt und virtuelle Realität eher ein Nischenprodukt sei, hält Andreas Feix eine stärkere Zusammenarbeit von Film und Computerspielen für möglich. Schon jetzt würden Computerspiele teilweise Filmen in Echtzeit entsprechen, bei denen der Zuschauer die Perspektive wählen könne.
- Kein Unterschied zwischen Film und Fernsehen: Durch die Streaminganbieter und Online-Mediatheken verschwimme die Grenze zwischen Film und Fernsehen. Andreas Feix beobachtet bei Filmen und Serien gleichermaßen einen Trend zu Großproduktionen und geht davon aus, dass visuelle Effekte künftig noch stärker auch in Serien präsent sein werden. Feix war selbst an einer großen Serie beteiligt: Während des Studiums arbeitete er für eine Firma für visuelle Effekte und war an der Postproduktion von Game of Thrones beteiligt. „Viele der Schiffe sind in Stuttgart entstanden“, erklärt der Experte für Visual Effects.
- Mehr digitale Menschen: Seit über 20 Jahren werde daran gearbeitet, Menschen im Film möglichst realitätsgetreu altern zu lassen. Dabei gebe es große Fortschritte, so dass künftig auch verstorbene Schauspieler für den Abschluss eines Filmprojekts digital auf die Leinwand gezaubert werden könnten, sagt Andreas Feix.