Eigentlich war es schon beschlossen: Im März hat der Technische und Umweltausschuss des Gemeinderats der Realisierung des seit langem geplanten Waldkindergartens am Plören zugestimmt. Doch nun kommt die Wende: Der Gemeinderat hat dem Vertrag mit dem Betreiber nicht mehr zugestimmt.

Konkret bedeutet dies einstweilen das definitive Aus für dieses Betreuungsangebot in Hilzingen. Denn ohne Betreiber kann es keinen Waldkindergarten geben. Das Abstimmungsergebnis war denkbar knapp: zehn Nein-, zehn Ja-Stimmen und eine Stimmenthaltung gab es.

Das Geld fehlt

Dies hat nichts zu tun mit der im auch im Kita-Bereich tätigen Timeout-Stiftung Breitnau, die bereit gewesen wäre, in Hilzingen einen Waldkindergarten auf die Beine zu stellen. Der springende Punkt ist die Hilzinger Haushaltslage, die für die kommenden Jahre als schwierig prognostiziert ist. Dazu kommt, dass Hilzingen derzeit in der glücklichen Situation ist, über genügend Betreuungskapazitäten zu verfügen und den Rechtsanspruch auf Kindergarten- und Krippenplätze erfüllen kann. Für alle Kinder kann ein Platz angeboten werden – wenn auch nicht immer in der Wunscheinrichtung.

Zwar herrschte im gesamten Gremium die Meinung vor, dass ein Waldkindergarten als Erweiterung des bestehenden pädagogischen Angebots prinzipiell wünschenswert wäre. Aber die Hälfte der auf der Sitzung anwesenden Räte hielten ihn mit einem prognostizierten jährlichen Defizit von gut 200.000 Euro angesichts der Gemeindefinanzen für zu teuer.

Hilzingen könne sich schlichtweg derzeit den Waldkindergarten nicht leisten – zumal genügend Plätze vorhanden seien und Geburtenzahlen ...
Hilzingen könne sich schlichtweg derzeit den Waldkindergarten nicht leisten – zumal genügend Plätze vorhanden seien und Geburtenzahlen nach unten gehen, so FDP-Vertreter Sigmar Schnutenhaus. | Bild: Ralph Schöttke

Hilzingen könne sich schlichtweg in der derzeitigen Situation den Waldkindergarten nicht leisten – zumal augenblicklich genügend Plätze in den anderen Einrichtungen vorhanden seien und die Geburtenzahlen nach unten gehen, argumentierte FDP-Vertreter Sigmar Schnutenhaus. Zudem wären seine Kosten im Vergleich zu den anderen Kindergärten zu hoch.

Der FDP-Rat hatte Zahlen mitgebracht: Die Gemeinde schieße für den eingruppigen Kindergarten in Duchtlingen pro Platz und Jahr gut 5000 Euro zu. Für einen Platz im Waldkindergarten wäre der doppelte Betrag fällig.

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„Wenn wir den Haushalt anschauen, haben wir keinerlei Spielraum“, gab Michael Jäckle die vorherrschende Meinung bei den Freien Wählern wieder. „Als zusätzliches Angebot wäre ein Waldkindergarten schön. Es gibt aber genügend Plätze. Von daher haben wir gesagt: Das können wir nicht machen.“

„Wir hätten zum ersten Mall nicht nur reagieren, sondern agieren können“, sagt CDU-Rat Steffen van Wambeke.
„Wir hätten zum ersten Mall nicht nur reagieren, sondern agieren können“, sagt CDU-Rat Steffen van Wambeke. | Bild: CDU

Lieber agieren statt reagieren?

Es war eine faire Diskussion, erklärte Steffen van Wambeke, Fraktionssprecher der CDU, im Nachgang. Er könne persönlich die Argumentation der Gegner nachvollziehen, habe aber den Waldkindergarten als Möglichkeit gesehen, insgesamt in der Betreuungssituation mehr Luft zu schaffen. „Wir hätten zum ersten Mal nicht nur reagieren, sondern agieren können“, meinte er im Hinblick auf die ungewisse Entwicklung der Geburtenzahlen und auf die für ihn ungewisse Frage, ob im sanierungsbedürftigen Kindergarten St. Elisabeth mittelfristig alle Gruppen bestehen bleiben können.

Genauso sah dies seine Kollegin Andrea Baumann von der SPD/UL: „Der Bedarf ist einfach nicht hundertprozentig planbar“, meinte Baumann. „Ich sehe uns in ein paar Jahren dasitzen und wieder überlegen, wo wir die Kindergartenplätze herkriegen, die wir brauchen.“