1989, 1849, 1524 sind Jahreszahlen für eine Zeitreise in die Entwicklung der Demokratie in Deutschen Landen. 35 Jahre ist es her, dass in Leipzig Menschen auf die Straße gegangen sind, um für ihre Freiheit zu kämpfen. 175 Jahre gar, dass sich die ersten Parlamentarier in der Frankfurter Paulskirche versammelten. Und sogar 500 Jahre reicht der Blick zurück, als Hegau-Bauern auf die Barrikaden stiegen, um für ihre Freiheitsrechte zu kämpfen. Die Erinnerung an den Hilzinger Aufstand anno 1524 hält das Bürger- und Bauernmuseum Hilzingen seit vielen Jahren bei der Kirchweih aufrecht. Jetzt – im Jubiläumsjahr – ist das kleine Museum offiziell in die Liste „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ aufgenommen worden.

Damit befindet sich das Haus in allerbester Gesellschaft: Dieses Prädikat hat die Stiftung für Demokratiegeschichte unter vielen anderen auch schon der Frankfurter Pauls- und der Leipziger Nicolai-Kirche verliehen. Also Stätten mit großer Bedeutung für die Entwicklung Deutschlands zu einem demokratischen Staat.

Bauernkrieg ebnete den Weg zur Freiheit

„In allen Regionen Deutschlands haben sich Menschen für Freiheit, Mitbestimmung und Menschenwürde eingesetzt“, erläuterte Kai-Michael Sprenger, Direktor der Stiftung, den Gästen, die sich zur Würdigung im Hilzinger Museum eingefunden hatten. Es habe dafür viele kleine Schritte gegeben. Die Freiheits- und Verfassungsgeschichte in Deutschland habe eine lange Vorgeschichte. Der Bauernkrieg gehöre mit seinen Forderungen auf jeden Fall als Prolog in den Kontext der Demokratiegeschichte: „Er war ein Gehversuch, die Partizipation am politischen Geschehen zu erstreiten.“

Als Vorsitzende des Museumsvereins Hilzingen hat Ursula Jäckle die Auszeichnung strahlend entgegengenommen: „Für alle, die sich im Gedenkjahr eingebracht haben“, lautet ihr ausdrücklicher Dank an die Beteiligten der vielen Veranstaltungen. Die Plakette werde einen Platz an einer Außenwand der Museumsremise finden.

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Der Aufstand auf der Hilzinger Kirchweih im Jahr 1524 hat den Bauernkrieg im Hegau eingeläutet. Eingestimmt auf einige seiner historischen Hintergründe wurden die Gäste mit einer Szene aus dem Theaterstück „Ein Hauch von Freiheit“ von Manuela Trapani. Die Aufführung dieses Stücks im Oktober auf dem Hilzinger Dorfplatz zum 500. Jahrestag des Zugs der rebellierenden Bauern von Hilzingen nach Riedheim hat viele Bürger zum Mitmachen motiviert und hunderte von Zuschauern angezogen.

Der Festakt wurde mit einer Szene des Bürgertheaterstücks „Ein Hauch von Freiheit eröffnet“.
Der Festakt wurde mit einer Szene des Bürgertheaterstücks „Ein Hauch von Freiheit eröffnet“. | Bild: Ingeborg Meier

Gedenkjahr brachte viele Menschen zusammen

„Das war auch heute wieder Gänsehaut pur“, so Wolfgang Panzer. Der Leiter des Kulturbüros gab an diesem Abend einen kleinen Rückblick auf die bisherigen Aktionen des Gedenkjahrs. Es sei in den vergangenen Monaten auf vielen Ebenen sehr vieles gelaufen, mit vielen Menschen, die sich engagiert haben, so seine begeisterte Zwischenbilanz: „Bürger, Schüler, Gemeinde, Vereine, Politiker und Wissenschaftler haben sich eingebracht.“ Es habe unglaublich viele schöne Gespräche, Begegnungen und Veranstaltungen gegeben. „Es war eine Kultur des Miteinanders.“ Das Gedenkjahr habe die Gemeinde noch näher zusammengeführt.

Die von Rektor Martin Trinkner und Kulturbüro-Leiter Wolfgang Panzer (von links) vorgestellte Graphic Novel zum Aufstand des Hilzinger ...
Die von Rektor Martin Trinkner und Kulturbüro-Leiter Wolfgang Panzer (von links) vorgestellte Graphic Novel zum Aufstand des Hilzinger Haufens haben Schüler der Peter-Thumb-Schule erarbeitet. | Bild: Ingeborg Meier

Wolfgang Panzer freute sich, auch die Schüler mit der Geschichte ihres Heimatorts begeistert zu haben. Mit der dabei im Rahmen der Projektwoche der Peter-Thumb-Schule entstandenen Graphic Novel, von der in Kürze je ein Exemplar im Museum, in der Schule und im Rathaus zu sehen sein wird, ist die Beschäftigung mit Hilzingens Historie noch nicht zu Ende. Weitere Schüler dieser Schule sind aktuell in der Küferwerkstatt des Museums zugange. Mit der Christlichen Schule im Hegau sei ebenfalls ein Projekt in Vorbereitung, so Panzer.