Unter dem Titel „ein Hauch von Freiheit“ wurde der Freiheitszug, der die Hegauer 1524 von Hilzingen aus in einen großen Bauernaufstand führte, 500 Jahre später nachgestellt. „Jeder kann mitlaufen!“ – so stand es auf den Plakaten. Dem Aufruf folgten laut Schätzung der Veranstalter mehr als 500 Personen und ein beachtlicher Teil davon trug historische Gewänder. Auch der Aacher Haufen mit seinem Holzstamm war vertreten.
Aber es wurden nicht nur die drei Kilometer von Hilzingen nach Riedheim gelaufen. Die Hilzingerin Manuela Trapani hatte zudem angelehnt an die Historie Theaterszenen geschrieben und inszeniert, die vor dem Marsch auf dem Dorfplatz in Hilzingen und danach an der Burg in Riedheim aufgeführt wurden.
Auch der Bürgermeister macht mit
Auf dem vollen Dorfplatz empörten sich so in der Theaterszene die Bauern. Hier spielten die Akteure nicht auf einer Bühne, sondern verteilten sich über den Dorfplatz. Manuela Trapani selbst eröffnete die Szene in der Rolle des Narrinchen. Als Vertreter des Adels gaben Herzog Ulrich und eine Gräfin ihre Haltung zu den Bauern kund, während Bauersfrauen, deren Kinder, eine Magd und eine entlaufene Nonne ihren Kampf um das Nötigste zeigten.
Auch Bürgermeister Holger Mayer erhob als Bauer seine Stimme gegen die Ungerechtigkeiten und Norbert Eckert rief als Fritz Jos die Bauern zum Widerstand auf. Untermalt wurde die Szene durch Stefan Fehrenbach als Spielmann Felix. Er sang unter anderem und begleitet auf seiner Gitarre „Wir sind des Hegaus Bauernhaufen“ mit den Menschen auf dem Dorfplatz.

Am Turm in Riedheim stand der Riedheimer Vertrag im Mittelpunkt, der im Oktober 1524 zwischen Aufständischen und Obrigkeit besiegelt wurde, um Kampfhandlungen zu unterbinden. Auch 500 Jahre später wurden nach dem Hegaulied des Männergesangvereins Duchtlingen-Weiterdingen unter der Leitung von Guido Oelke ie Vorbereitung der Bauern auf eventuelle Kämpfe, die Verhandlung und die Einigung mit den Vertretern des Adels und das anschließende Fest der Bauern mit Tänzen dargestellt. Einmal mehr war Spielmann Felix mit seiner Gitarre im Einsatz.

Hunderte Menschen ziehen durch den Ort
Der Freiheitszug selbst war in Hilzingen nach dem Sturmgeläut der Glocken der Peter-Thumb-Kirche gestartet. Angeführt von Spielmann Felix, Anführer Fritz Jos und Bauer Holger Mayer zogen die Menschen hinter dem Fanfarenzug Castellaner Riedheim und dem Musikverein Hilzingen nach Riedheim. Bei einem Stopp unterwegs drückten Spielmann, Anführer, Bauer sowie das Narrinchen und Nadine Faivre-Ittner als Magd Ludmilla mit dem Lied „Wenn ich einmal der Herrgott wär“ ihre Wünsche aus. Auf dem weiteren Weg stieß vom Berg herab eine Gruppe Bauersfrauen mit ihren Kindern als neue Verbündete auf den Zug.

In Riedheim überbrückte der MV Hilzingen unter Arpad Fodor die Zeit bis zum Beginn der Theaterszene. Verpflegen konnten sich die Zug-Teilnehmer beim Haus- und Gartenverein, der katholischen Frauengemeinschaft (KfD), der Güllapumpenbänd und dem Elternbeirat des Kindergartens St. Martin aus Hilzingen.
Bei Manuela Trapani und Wolfgang Panzer sah man am späten Abend gelöste, zufriedene Mienen. 37 Akteure, die Statisten nicht mit eingerechnet, hatte Trapani für die Theaterszenen mit Tanz und Musik gewinnen können, sieben Helfer benötigte sie für die Technik und für die Kostüme war Silvia Halamoda-Marschner verantwortlich.
„Es war nicht einfach, aber es hat geklappt“, war ihr Resümee und Wolfgang Panzer ergänzte: „Eine gelungene Veranstaltung, die man nicht überall so durchführen kann.“ Stefan Fehrenbach war als Spielmann Felix stark gefordert: „Wir demonstrierten hier für Freiheit, in Zeiten, wo wir alle Freiheiten haben“, bilanzierte er zum Abschluss im Gespräch mit dem SÜDKURIER.