Der Wind pfeift stark über den Hilzinger Dorfplatz. Und dennoch konnte Andrea Baumann, Sprecherin der Gemeinderatsfraktion SPD/Unabhängige Liste (UL), rund 70 Interessierte zum Wahlkampfauftakt zur Kommunalwahl begrüßen. Die Kandidatinnen und Kandidaten zur Gemeinderatswahl mussten erstmal das papierne Wahlkampfmaterial mit großen Steinen beschweren, damit es nicht davon geblasen wurde.

Trotz der widrigen Umstände nutzten viele die Möglichkeit, die Gemeinderatskandidaten kennenzulernen. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass das Interesse der Gäste neben dem kommunalpolitischen Aspekt mindestens ebenso dem aktuellen Stand zum geplanten Wärmenetz in Hilzingen galt.

Solarcomplex-Vorstand Bene Müller konnte dazu aktuelle Informationen geben. Warum die SPD/UL gerade dieses Thema in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfauftakts stellte, erläuterte Andrea Baumann: Zum einen sieht die Partei im Wärmenetz, das in Hilzingen erweitert werden soll, einen wichtigen Baustein für die kommunale Energiewende hin zu mehr Klimaschutz. Auch deshalb gelte es, das Projekt zu unterstützen. Zum anderen kandidiert mit dem Biologen und Hochschullehrer Rainer Luick aus Riedheim nicht nur eine illustre Persönlichkeit für die SPD/UL, sondern auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Solarcomplex AG.

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Er ließ es sich dann auch nicht nehmen, den Blick erstmal zurück auf die Anfänge der Aktiengesellschaft zu richten. Einige Idealisten hätten vor mehr als 20 Jahren die Vision gehabt, den Hegau bis zum Jahr 2030 mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Daraus sei dann Solarcomplex entstanden. Seit der Gründung im Jahr 2000 habe sich die Zahl der Gesellschafter von anfangs 20 auf nun rund 2000 entwickelt, wobei das Unternehmen inzwischen regenerative Wärmenetze in rund 20 Gemeinden realisiert habe, wie Rainer Luick nicht ohne Stolz resümierte.

Wärmenetz ist großes Thema in der Gemeinde

Das Thema Wärmenetz lockte sogar Bürgermeister Holger Mayer, der ja bekanntlich für die andere große Volkspartei bei der kommenden Kreistagswahl kandidiert, zur Veranstaltung des politischen Gegners. Er sieht Hilzingen in Bezug auf die klimaneutrale Wärmeversorgung anderen Gemeinden voraus. Das Land fordere ja bekanntlich einen kommunalen Wärmeplan von den Gemeinden, der hier schon mit Solarcomplex als Partner, die das Fernwärmenetz erweitere, in der Umsetzungsphase sei.

Die Gemeinde habe Großes vor, nämlich den Bau der Heizzentrale bei der alten Kläranlage und 13 Kilometer neue Netzstrecke sollen hinzukommen, was dann allerdings auch viele Baustellen bedeute. Sobald der Förderbescheid da sei, ginge es los, wie der Bürgermeister ankündigte.

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Planungen sind nahezu abgeschlossen

Danach war es an Bene Müller, den aktuellen Stand des Wärmenetzprojektes darzulegen, das eine Gesamtinvestitionssumme von rund 15 Millionen Euro umfasst. Die Ausschreibungen aller wichtigen Gewerke seien erledigt und alle Angebote lägen vor. Die Gebäude nahe der neuen Heizzentrale würden innerhalb eines Jahres nach Baubeginn angeschlossen, die anderen entsprechend etwas später.

Es bestünde die Möglichkeit, so Müller, dass noch weitere Kunden ans Netz angeschlossen werden könnten, allerdings mit der Einschränkung, dass der Durchsatz – also der Durchmesser der Rohre – die Anzahl der angeschlossenen Häuser begrenze.

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Einer der Zuhörer meldete sich zu einem ähnlich gelagerten Thema zu Wort: Sein Nachbar verweigere die Verlegung der Rohre zur Übertragung der Fernwärme über dessen Grundstück, wodurch potenzielle weitere Fernwärmekunden nicht partizipieren könnten. Bene Müller und Holger Mayer sagten daraufhin spontan zu, mit dem Inhaber dieses Nachbargrundstücks ins Gespräch kommen zu wollen.

Frage ist nur noch, wann es los geht

Doch die entscheidende Frage ist eine ganz andere und blieb auch an diesem Tag ungeklärt, nämlich die nach dem Baubeginn. Der Spatenstich könne natürlich erst dann erfolgen, wenn die Fördergelder vom Bund bewilligt seien. Doch alle am Projekt Beteiligten warten aktuell auf den längst erwarteten Förderbescheid aus Berlin, wie Bene Müller konstatieren musste. Die ganze Terminierung, auch die Beauftragung der Heizungsbauer durch die Hauseigentümer, mache erst dann Sinn, wenn der Baubeginn feststehe.

Im Gegensatz zu Bene Müller, der keine Prognose zum Baubeginn abgeben wollte, zeigte sich der Aufsichtsratsvorsitzende von Solarcomplex Rainer Luick davon überzeugt, dass die Fördergelder zeitnah flößen und noch in diesem Sommer der Spatenstich erfolgen könne.