Bene Müllers Gesicht strahlt mit der Sonne um die Wette, wenn er über das vergangene Geschäftsjahr spricht, denn sein Unternehmen Solarcomplex zieht eine positive Bilanz für 2022. Und nicht nur das: Es ist das beste Jahr seit der Gründung der Firma im Jahr 2000. Das hat gleich mehrere Gründe, wie der Geschäftsführer beim Bilanzgespräch erläutert.
So sei der Umsatz von 21,3 Millionen Euro auf 32,7 Millionen Euro für das Bilanzjahr 2022 gestiegen. Der Gewinn des Unternehmens nach Abzug von Steuern, Zinsen und Abschreibung habe sich nach Angaben des Geschäftsführers von 1 Million Euro auf 3 Millionen Euro verdreifacht. Die Bilanzsumme betrage nun 81,9 Millionen Euro (im Vorjahr 71,5 Millionen Euro) und das Eigenkapital liege bei 34,4 Millionen Euro (im Vorjahr 26,4 Millionen Euro). Aufgrund der guten Bilanz habe das Unternehmen entschieden, die Dividende moderat von 5 Prozent auf 6 Prozent zu erhöhen. „Einen Puffer wollen wir uns aber bewahren, denn in schlechten Jahren die Dividende wieder runterzuschrauben ist schwierig“, sagt Müller.
Sondereffekte tragen zur Hälfte zum Jahresergebnis bei
Entscheidend für diese guten Umsatzzahlen seien laut Bene Müller zwei Faktoren: „Zum einen ist die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen, insbesondere von großen Gewerbe- und Industriebetrieben deutlich gestiegen“, sagt der Geschäftsführer. Durch den Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen höheren Energiekosten seien laut Müller viele Privatmenschen und Unternehmen auf alternative Energien umgestiegen.
Dies bestätigt auch das Statistische Bundesamt. So seien im März 2022 auf Dächern und Grundstücken deutschlandweit 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 58.400 Megawatt installiert gewesen. Laut dem Statistischen Bundesamt habe damit die Zahl der Anlagen gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,1 Prozent zugenommen. Und im Januar 2018, als die Zahl erstmalig erhoben wurde, seien es noch gut 1,7 Millionen Anlagen in Deutschland gewesen.
„Auf der anderen Seite ergaben sich bei den Strom- und Wärmeerlösen einmalige Sondereffekte, von denen wir profitiert haben“, so Müller. Als Beispiel nennt er die extrem hohen Börsenstrompreise im Herbst 2022 sowie die Preisgleitklausel bei den Wärmeerlösen. Denn sowohl die Hackschnitzelpreise als auch die Inflation sorgten für höhere Abgaben von Kunden.
„Aus Sicht der Kunden ist das schlecht, weil beides teurer geworden ist, aber für uns ist das positiv“, sagt er. „Diese Sondereffekte tragen zu unserem Jahresergebnis etwa die Hälfte bei“, erklärt er. „Damit ist 50 Prozent des Jahresergebnisses unserer guten Arbeit zuzuschreiben, während die anderen 50 Prozent uns quasi in den Schoß gefallen sind“, gesteht der Geschäftsführer von Solarcomplex.
Personalmangel macht Solarcomplex zu schaffen
Damit ist auch die Realisierung zukünftiger Projekte gesichert, sagt Bene Müller. Das Eigenkapital mache mit 49,4 Millionen Euro rund 60 Prozent der Gesamtquote aus. Ein hohes Eigenkapital sei gemäß Bene Müller notwendig, um bei Projekten Fremdkapital bereitstellen zu können. Ein Problem gibt es dann aber doch noch: Auch Solarcomplex hat mit Personalmangel zu kämpfen. „Aktuell besteht unser Team aus 70 Fachkräften“, so der Geschäftsführer. Zehn offene Stellen seien derzeit ausgeschrieben. Und es könnten noch mehr werden.
„In den nächsten Jahren ist ein kontinuierlicher Personalaufbau für den wachsenden Kraftwerks- und Anlagenpark notwendig und geplant“, sagt Müller. Er gehe von zwei bis drei neuen Mitarbeitern jährlich aus. Dabei sei es schwierig, in allen Bereichen qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. „Junge Menschen bleiben ein paar Jahre bei uns und gehen dann wieder, um neue Erfahrungen zu sammeln“, erklärt der Geschäftsführer.
„Wir stellen auch fest, dass der Trend zu einem ausgeglichenen Arbeits- und Privatleben bei jungen Menschen ausgeprägter ist als in meiner Generation“, so Bene Müller. Dabei hänge die weitere Entwicklung des Unternehmens und der Projekte maßgeblich von den Mitarbeitern ab. Um die Ressourcen effizienter einzusetzen, sei Solarcomplex gerade dabei, den räumlichen Radius für Einsätze wegen Störungsmeldungen bei Anlagen auf maximal 30 Minuten zu reduzieren. „Damit wollen wir die unproduktive Zeit beim Fahren einsparen. Alles, was weiter weg ist, wollen wir an Externe delegieren“, so die Begründung.
Bene Müller gibt Ausblick auf Projekte
Für die nächsten Jahre seien trotz personellen Engpässen viele Projekte in der Planung, sagt Müller. So seien mehrere Solarparks mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt in der konkreten Umsetzungsplanung sowie Freiland- und Dachanlagen mit mindestens 40 Megawattleistung. Zwei wichtige Projekte in der Region, die anstehen, sind der Windpark in Brand bei Tengen sowie der Windpark Langwieden auf der Gemarkung Engen.